Territoriales Verhalten beim Hund

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Territoriales Verhalten


Bellende und knurrende Hunde am Gartenzaun, im Auto oder in der Wohnung sind keine Seltenheit. Territoriales Verhalten kommt bei sehr vielen Hunderassen vor. Bei manchen ist die Tendenz, anzuschlagen und zu wachen, stärker ausgeprägt als bei anderen Hunden. Natürlich gibt es auch bei den „typischen“ Hunderassen Individuen, die dieses Verhalten weniger zeigen. Doch was bedeutet territoriales Verhalten eigentlich genau? Und welche Rassen bringen die Veranlagung für dieses Verhalten per se mit?

Allgemeines über Territoriales Verhalten

Territoriales Verhalten bedeutet die Bereitschaft des Hundes, einen bestimmten Bereich zu verteidigen. Was er genau verteidigt, hängt davon ab, welchen Stellenwert dieser Ort für ihn hat. Das kann von Hund zu Hund ganz unterschiedlich sein und lässt sich nicht pauschalisieren. Einige Kriterien haben für viele Hunde jedoch einen besonderen Stellenwert und werden somit auch gerne verteidigt. Welche das sind, erfährst du im Folgenden.

Was wird am liebsten verteidigt?

Ein typisches Beispiel ist das Zuhause, also das Haus oder die Wohnung. Klingelt es an der Tür und ein Fremder möchte das Haus/die Wohnung betreten, neigen viele Hunde dazu, diese Bereiche verteidigen zu wollen.
Oft kann diese Bereitschaft auch den Autoinnenraum betreffen. Dies ist besonders wichtig zu wissen, wenn man den Hund im Auto allein oder zusammen mit einer Person warten lassen möchte.
Des Weiteren zählen häufig der Garten und die unmittelbare Umgebung des Hauses/der Wohnung und des Autos zum Verteidigungsbereich eines Hundes. Zum Leidwesen vieler Hundehalter nehmen einige Hunde ihr Territorium auch beim Spazierengehen mit. Dazu gehören oft die Spazierwege, die regemäßig mit dem Vierbeiner gegangen werden.

Wie ausgeprägt die Bereitschaft zur Verteidigung der einzelnen Bereiche ist und gegen wen sie jedes Mal gerichtet ist, hängt vom Individuum Hund ab. Oftmals geht Territorialverhalten auch mit Aggressionsverhalten einher. Es ist also umso wichtiger, vorausschauend und verantwortungsbewusst zu handeln.

Die Ursprünge

Das territoriale Verhalten entwickelt sich bei Hunden meist erst in der Pubertät. Wie stark es auftritt, hängt unter anderem von der genetischen Disposition ab. Es gibt bestimmte Hunderassen, die eine genetische Veranlagung dazu haben, territoriales Verhalten zu zeigen. Dazu zählen vor allem Herdenschutzhunde wie der Kangal, der Kuvasz oder auch der Pyrenäenberghund. Diese wurden bzw. werden dazu gezüchtet, ihre Herde vor unerwünschten Besuchern jeglicher Art zu beschützen.

Hunde, die für das Bewachen von Haus und Hof gezüchtet wurden bzw. werden, reagieren mitunter stark auf Artgenossen oder Fremde auf dem eigenen Grundstück. Hier sei insbesondere der Spitz, der Hovawart oder auch der Leonberger genannt.

Nicht zu unterschätzen sind jedoch auch jene Hunde, die mehrere Aufgaben übernehmen. Dazu zählen zum Beispiel Hüte- und Treibhunde. Sie dienen nicht nur dem Hüten bzw. Treiben von Nutztieren. Vielmehr übernehmen sie auch das Bewachen des Hab und Guts. Vertreter dieser Hunde sind beispielsweise der altdeutsche Hütehund, der Schäferhund oder der Schweizersennen Hund.

Muss man Territoriales Verhalten beim Hund unterbinden?

Territoriales Verhalten ist ernst zu nehmen, schließlich ist es aus Hundesicht ernst gemeint und zeugt von hoher Motivation und außerordentlichem Antrieb. Wir liegen in der Verantwortung und sollten dazu beitragen, dass sich unsere Mitmenschen nicht von unserem Vierbeiner bedroht fühlen. Das klingt leicht, kann in der Praxis aber manchmal schwer umsetzbar sein.

Dabei können wir Hundehalter einiges dazu beitragen, um es einfacher zu gestalten. So ist im Vorhinein ein genaues Befassen mit der Rasse selbst schon von entscheidender Bedeutung. Wie bereits erwähnt, haben manche Hunderassen größere territoriale Tendenzen als andere. Dies ist zu bedenken, bevor ein Hund einzieht. Es sollte also eine bewusste und wohl überlegte Entscheidung sein, sich einen Hund anzuschaffen mit möglichen bzw. tatsächlichen territorialen Tendenzen. Dazu zählt eben auch, solch einem Hund ein entsprechendes Zuhause zu bieten. Einem Hund mit starkem territorialem Verhalten wird es schwerfallen, im 3. OG ruhig zu bleiben, wenn dort Schritte oder andere Geräusche im Treppenhaus zu hören sind. Ebenso ist es für den Hund selbstverständlich, am Gartenzaun zu wachen und zu reagieren, wenn dort viele Menschen und andere Hunde vorbeigehen.

Tipps für den Alltag

Des Weiteren gehören alltägliche Managementmaßnahmen auf die To do-Liste. Das reduziert nicht nur den Stress für dich und deinen Hund. Ihr beide könnt euch so auch besser auf Trainingseinheiten fokussieren.

Ein Maulkorb könnte ein Lösungsansatz darstellen. Dieser muss zuvor allerdings positiv auftrainiert werden, damit dein Hund ihn stressfrei und entspannt tragen kann. Mithilfe eines Hundetrainers kannst du den Aufbau Schritt für Schritt trainieren und diesem zu jeder Zeit bei Unklarheiten oder Problemen Fragen stellen.

Die Hundebox ist ein weiteres Hilfsmittel, das als fester und sicherer Rückzugs- und Ruheort dienen kann. Die Box ist nicht nur für Zuhause nützlich und praktisch, vielmehr kann sie deinem Hund auch im Auto oder unterwegs einen sicheren Schlaf- und Ruheort bieten. Kleinschrittig und positiv aufgebaut, wird dein Hund auch von sich aus gerne die Box aufsuchen, um sich zurückzuziehen.

Hast du einen Garten, ist es auf jeden Fall wichtig, diesen einzuzäunen. Somit lässt sich vermeiden, dass dein Hund das Grundstück verlässt und anderen Hunden und Menschen ungewollt zu nahe kommt. Der Zaun muss hoch genug, stabil und natürlich ausbruchssicher sein.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Hundeleine und die damit verbundene Leinenführigkeit. Mit der Hundeleine kannst du deinem Hund einen bestimmten Radius bieten. Je nach Situation und Umgebung, ist also mal mehr und mal weniger Bewegungsfreiheit möglich. Die Leine sollte dabei aber nicht als Strafe eingesetzt werden. Sie kann als sichere Verbindung zu dir dienen und deinem Hund Schutz und Halt geben.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften. Als Dozentin ist Kristina Ziemer-Falke sehr gefragt und deutschlandweit auf Seminaren und Vorträgen zu Themen rund um den Hund anzutreffen.


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