Katze streicheln: So geht’s richtig! (1)

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Streichelangebote

Wir Menschen drücken unsere Zuneigung Katzen gegenüber gerne durch körperliche Zuwendung aus. Wir nehmen unsere eigenen Katzen zur Begrüßung vielleicht auf den Arm, möchten die Katze streicheln oder kuscheln sie gerne zwischendurch so richtig durch. Auch eine Katze, die wir gerade erst Kennenlernen, wird häufig gleich gestreichelt. Wir möchten ihr signalisieren: „Schau, von mir hast du nur Gutes zu erwarten!“

Aber wie finden Katzen das eigentlich? Ist es ihnen lieb und angenehm, von uns berührt zu werden? Natürlich gibt es auf diese Fragen keine pauschalen Antworten. Wie kannst du also herausfinden, ob eine Katze jetzt gerade deine Berührung mag?

Klare Indizien für Genuss

Eigentlich ist es ganz einfach: Wenn eine Katze deine Berührung genießt, dann zeigt sie das klar und deutlich.

  • Das beste Signal: Sie schmiegt sich in deine streichelnde Hand. Das kann das Köpfchen sein, das sich immer wieder in deine Hand drückt bzw. die Seite des Mäulchens, die an der Innenseite deiner Hand entlang reibt.
  • Streichelst du den Hals- oder Nackenbereich, dann dreht die Katze ihr Köpfchen immer leicht mit. So kommst du perfekt an, die aus ihrer Sicht, richtigen Stellen Dabei erzeugst du einen leichten Gegendruck. Sie hilft dir, ihre Lieblingspunkte zu finden.
  • Wenn du gerade über ihre Wange streichst und sie das Kinn anhebt, zeigt sie dir so, dass du sie jetzt gerne unter dem Kinn kraulen darfst.
  • Senkt sie hingegen den Kopf und dreht ihn leicht von dir weg, während sie ihren Kopf gleichzeitig an deine Streichelhand drückt, hat sie deine kraulenden Finger wahrscheinlich gerade elegant in Richtung Ohr oder Hinterkopf gelenkt und bittet dort um Liebkosung.

Wenn eine Katze deine Berührung mag, zeigt sie klare Anzeichen von Genuss. Sie übernimmt einen aktiven Part, etwa durch kleine Anschmiegbewegungen. Außerdem wird sie ziemlich sicher schnurren.

Missverständnis Schnurren

Beim Schnurren können aber leider bereits die Missverständnisse beginnen. Katzen schnurren nicht nur, wenn sie etwas genießen. Sie schnurren auch, wenn sie aufgeregt oder unsicher sind und sich selbst beruhigen oder ihr Gegenüber beschwichtigen wollen. Manch zurückhaltende, freundliche und eher konfliktscheue Katze beginnt womöglich zu schnurren, wenn du beginnst sie zu streicheln. Insbesondere dann, wenn sie dich nicht gut kennt. Sie ist sich dabei aber nicht ganz sicher, wie sie deine Annäherung empfindet – ihr Schnurren drückt in diesem Moment weniger Genuss aus als viel mehr Verunsicherung aus. Vielleicht erlebt diese Katze auch beides gleichzeitig: Das Streicheln ist angenehm, aber diese Nähe zwischen euch eigentlich gerade noch ein bisschen zu viel des Guten. Es kann deshalb leicht passieren, dass sie plötzlich aufspringt und das Weite sucht. Aber auch Abwehrverhalten kann aus solch gemischten Gefühlen leicht entstehen.

Es gibt zwei weitere Settings, in denen die Katze vielleicht schnurrt, die aber mit einer etwas höheren Wahrscheinlichkeit von abwehrenden Pfoten oder angedeuteten Bissen einhergehen können:

Missverständnis um-die-Beine-Reiben

Eine Katze, die sich laut schnurrend an deinem Bein reibt, vielleicht sogar leicht daran hochspringt, möchte nicht immer gestreichelt werden! Das kann zwar die Einladung zu einer ausgiebigen Kuschelstunde sein. Muss aber nicht. Wäre ja sonst auch zu einfach… Wenn du herausfinden möchtest, ob es sich um eine Einladung handelt, dann gehe in die Hocke, halte der Katze die Hand hin und biete ihr ein kurzes Kraulen an den Wangen an. Auf diese Weise machst du ein recht höfliches Angebot. Was du eher nicht tun solltest, ist der sich an dein Bein schmiegenden Katze über den ganzen Rücken zu streichen. Ausnahme: Du kennst die Katze wirklich gut und weißt bereits, dass sie das gerne mag. Die Berührung des Rückens, insbesondere in der Nähe des Schwanzes, ist sonst nämlich gerne mal der Auslöser für einen energischen Pfotenhieb.

Der Knackpunkt für diese Missverständnissituation ist, dass die scheinbar so schmiegsame Katze sich zwar damit wohlfühlt, zu dir kurzen Kontakt aufzunehmen. Sie ist aber gerade nicht bereit, sich ihrerseits anfassen zu lassen. Typischerweise ist die Katze dabei auch recht aufgeregt. Sie ist an deinem Bein ja auch nicht festgeschmiegt, sondern bewegt sich viel, läuft um dich herum oder hin und her. Ihr fehlt also womöglich auch  die Ruhe für intimeren Kontakt. Und schließlich ist der untere Rücken für zahlreiche Katzen kein Bereich, in dem sie gerne berührt werden.

Missverständnis Dazulegen

Deine Katze kommt zu dir auf Sofa gesprungen und macht es sich in kleinem Abstand zu dir gemütlich? Oder sie lässt sich an dein Bein geschmiegt nieder oder gar auf deinem Schoß? Dann kann es sein, dass sie in Kuschelstimmung ist und sich über ein paar Streicheleinheiten freuen würde. Aber es kann genauso gut sein, dass sie einfach nur in deiner Nähe sein möchte – und nichts weiter. Ich nenne das gerne „passive Nähe“. Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Wenn eine Katze sich in deine Nähe legt oder sogar eine Ruheposition mit Körperkontakt zu dir aufnimmt, ist das keine klare Einladung an dich, sie zu berühren. Falls du dennoch versuchst, sie zu streicheln, kann es also passieren, dass du eine Abfuhr kassierst. Nimm das nicht so schwer. Freue dich einfach darüber, dass deine Katze so nah bei dir sein möchte. Neben einem Sozialpartner möchte man nur dann ruhen, wenn man sich mit ihm grundsätzlich wohl und sicher fühlt.

Missverständnis „Streichle meinen Bauch“

Deine Katze rollt sich vor deinen Augen auf dem Rücken herum und präsentiert dir ihren Bauch? Oder sie liegt ganz ruhig und gechillt auf dem Rücken, mit vor der Brust eingeschlagenen Pfötchen und reckt dir ihren Bauch entgegen? Und dieser plüschige weiche Bauch scheint zu dir zu sprechen: „Streichle mich!!!“? Dann viel Glück!

Im ersten Fall scheint deine Katze gerade eher in alberner Spielstimmung zu sein. Also wird sie vermutlich deine Hand packen und treten und als Spielbeute zweckentfremden. Oder sie wird deine Hand völlig empört und rigoros und gänzlich unspielerisch abwehren, weil sie sich durch sie bedroht fühlt. Oder es schlicht inakzeptabel findet, so übergriffig an einer so verwundbaren Stelle berührt zu werden. Gleiches wird dir wahrscheinlich mit deiner eben noch so chilligen Katze passieren.

Es gibt zwar wirklich einige wenige Katzen, die gerne am Bauch gestreichelt werden – meist nur in besonders entspannten Situationen. Für die allermeisten Katzen ist das jedoch ein Tabu, dass wir Menschen respektieren sollten. Zu unserem eigenen Wohl, aber auch für das Wohlbefinden der Katzen und um uns als vertrauenswürdig zu erweisen.

Ausblick

Im zweiten Teil dieses Artikels erfährst du, was klare Indizien dafür sind, dass eine Katze gerade nicht gestreichelt werden möchte. Du lernst, wie du bei deiner Katze nachfragen kannst, ob sie noch weiter gestreichelt werden möchte. Und wie du ihr ein freundliches Signal an die Pfote geben kannst, mit dem sie dir sagen kann, dass du jetzt aufhören darfst zu streicheln.


Christine Hauschild lebt mit ihrem Kater in Hamburg. Sie betreibt dort seit über 10 Jahren die Katzenschule Happy Miez und berät Halter in allen Fragen rund um das (Problem-)Verhalten ihrer Katzen. Zusätzlich zu ihrer Arbeit als Katzenverhaltensberaterin bietet sie Seminare und Fortbildungen an. Außerdem ist sie Verfasserin mehrerer Katzenratgeber.


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Kommentare, Fragen und Antworten
  1. Mia sagt:

    Mich wundert, dass man so oft recht pauschal lesen kann, dass Katzen es nicht mögen, wenn man sie am Bauch streichelt. Gibt es dazu tatsächlich belastbare Statistiken? Wir haben zwei anderthalbjährige Kater, die zwar zusammen aufgewachsen, aber keine Geschwister sind, und der eine döst sogar oft mit dem Bauch nach oben und hat absolut nichts dagegen, wenn man sein Bäuchlein dann streichelt und beschmust. Er schläft manchmal sogar in dieser Haltung und beginnt, wenn man ihn anfasst, nach einem freundlichen, schläfrigen Gurrlaut zu schnurren und schläft dann mit der Hand am Bauch wieder ein. Der andere klappt die Hinterbeinchen auseinander, sobald man nur in die Nähe seines Bäuchleins kommt und wirft sich schnurrend auf den Rücken, klappt das obere Beinchen wieder über die Hand, die jetzt seinen Bauch streichelt, damit sie auch bloß dort bleibt. Die beiden lassen sich überall gern anfassen, aber der Bauch zählt eindeutig zu ihren Lieblingsstreichelzonen.
    Der Kater meines Onkels ist insgesamt zwar zurückhaltender, aber auch ihn darf man ohne Weiteres am Bauch streicheln und selbst die scheue Streunerin, um die sich meine Mama seit zwei Jahren kümmert, hat nicht gegens Bäuchleinstreichen, wenn sie in Schmuselaune ist (ist sie das nicht, weicht sie der Hand generell aus). Von den sechs Katzen und Katern, die ich gut kannte und kenne, lassen sich somit vier ohne Weiteres am Bauch anfassen, streicheln und kraulen (einer ließ es nie zu und der andere nur, solange ER wollte, danach haute er ohne Vorwarnung zu).
    Damit lassen sich nach meiner persönlichen, natürlich ganz und gar nicht repräsentativen Statistik immerhin stolze 67% aller Katzen durchaus am Bauch streicheln 🙂

  2. Michael Lindner sagt:

    Ich lebe nun mein ganzes Leben mit Letzten , frei nach dem Spruch “ einmal Katze immer Katze “ so also ich habe nun 5 Schmuse Kampfkatzen und lese immer nicht am Bauch … Meine legen sich auf den Rücken und Schmusen mit meinem Arm während ich Sie am Bauch streichle ( sanft ohne Druck mit leicht kreisenden Bewegungen ) Sie fühlen sich wohl und falls Katze was möchte werden Wir aufgefordert zu kommen und gehen an die Futterschüssel oder an die Wasserschale “ mit Kopf erst zur Schüssel dann Miau und Blick zu Herrchen oder Frauchen so nun Besuch bei Freunden dessen Katzen das selbe Verhalten vor uns zeigen “ aber nicht beim Besitzer „

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