Katze im Gefängnis

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Katze im Gefängnis

Was könnte eine Katze im Gefängnis wohl verbrochen haben, dass sie lebenslang hinter Gitter muss? Natürlich nichts. Und dennoch gibt es einige JVAs, die genau das tun: Katzen ins Gefängnis bringen, wo sie für den Rest ihres Lebens zu Hause sein werden. Warum tut man sowas und wie erleben die Katzen ihr Dasein hinter Gittern?

Der Hintergrund

In Amerika werden Katzen schon etwas länger in ausgewählten Gefängnissen erlaubt. Sie leben sogar manchmal zusammen mit dem jeweiligen Insassen in der Zelle und dürfen während des Freigangs mit nach draußen. Meist findet man diese Programme in Gefängnissen, in denen die schwersten Verbrecher untergebracht sind ohne Aussicht auf ein zukünftiges Leben in Freiheit.

Der Häftling kümmerst sich um das Tier, füttert es, pflegt und umsorgt es. Nicht nur wird er zum Bezugsmensch für die Katze, die Aufgaben, die mit der Haltung eines Haustieres verbunden sind, spenden dem Häftling Trost, verringern das Gefühl von Einsamkeit und helfen bei der Resozialisierung. Gefängniswärter berichten, dass die Häftlinge ausgeglichener sind, lernen, Verantwortung zu übernehmen und insgesamt weniger Probleme bereiten.

Nicht jedes Gefängnis behält eine bestimmte Katze bis zu deren Tod. Manche nehmen ausschließlich schwer vermittelbar Tiere auf, die dann vom Häftling mit viele Sorgfalt und Geduld an Menschen gewöhnt werden, um dann ein neues Zuhause außerhalb der Gefängnismauern zu finden. So konnte schon manche Katze vor dem Einschläfern bewahrt werden.

Die JVA Berlin-Tegel ist Vorreiter in Deutschland

In Deutschland machte die JVA Berlin Tegel den Anfang etwa 2014. Dort wurden erstmals Haustiere erlaubt. Auch hier steht seitdem im Vordergrund, das Leben gefährlicher Straftäter, auch oder gerade solchen, die eine sehr lange Haftstrafe bis lebenslänglich verbüßen müssen, freundlicher zu gestalten. Man erhofft sich davon, die sozialen Fähigkeiten der Häftlinge zu verbessern. Die Häftlinge erfahren durch die Schmusetiger etwas, das Ihnen im Gefängnis und vielleicht auch schon vor ihrer Straftat bislang verwehrt blieb: Nähe und Wärme. Da Katzen keine Berührungsängste haben und nicht über das Leben und die Taten der Häftlinge urteilen, können sich die Straftäter in Anwesenheit der Katze öffnen und ein Gefühl von Verantwortung und sogar Liebe entwickeln.

Neben Katzen im Gefängnis gibt es auch andere Tierprogramme, wie z.B. Kleintiergehege. Diese Therapieprogramme haben Vorteile für alle Seiten. Zusammengefasst:

– Für die Häftlinge bietet der Umgang mit Tieren eine sinnvolle Beschäftigung, die ihre Stimmung aufhellt und ihnen Trost und Zuneigung spendet. Außerdem entwickeln sie Empathie und werden allgemein besser auf ihre Rückkehr in die Gesellschaft vorbereitet.
– Das Gefängnispersonal erfährt dadurch Entlastung, weil die Häftlinge emotional stabiler sind.
– Die Tiere profitieren ebenfalls. Sie entkommen dem Leben im Tierheim, es wird sich gut um sie gekümmert und schwierige Fälle schaffen es sogar, Menschen (wieder) zu vertrauen.

Wie ist das Leben einer Katze im Gefängnis?

Die Gefängnisse, die Haustierhaltung erlauben, haben unterschiedliche Herangehensweisen. In der JVA Berlin-Tegel, dürfen Katzen nicht in den Zimmern der Häftlinge wohnen. Die Katzen verfügen über einen eigenen Bereich, eine Art Katzen Spielzimmer, das alles hat, was das Katzenherz begehrt, von der Hängematte bis zum Kratzbaum. Hierhin kommen die Häftlinge, wenn sie sich um die Katzen kümmern oder mit ihnen schmusen und spielen wollen. Durch eine Glasscheibe kann das Gefängnispersonal das Geschehen beobachten und wird selbst oft in Versuchung geführt, hier und da mal über das Köpfchen eines ihrer Schützlinge zu streichen. Mit einem speziellen Katzengeschirr dürfen die Häftlinge die Katzen draußen spazieren führen.

Auch die Jugendstrafanstalt in Heinsberg/Nordrhein Westfalen erlaubt die Haltung von Katzen. Hier steht für die Tiere ein riesiges, aber dennoch abgesichertes Außengehege zur Verfügung, mit der Möglichkeit, im Innenbereich Unterschlupf zu finden, wenn das Wetter zu garstig ist.

Katze im Gefängnis – ein Modell mit Zukunft?

Etliche Gefängnisse erlauben zwar nicht explizit die Haltung von Katzen, werden aber regelmäßig von Freigängern besucht, die es sich auf deren großen Gelände gemütlich machen und nachts Mäuse jagen. Wenn dann die Häftlinge ihr Essen mit ihnen teilen und heimlich was aus dem Fenster schmeißen, werden beide Augen zugedrückt, denn längst haben die Mitarbeiter erkannt, dass Tiere einen sehr guten Einfluß auf die Sicherheitsverwahrten haben. Und wer weiß, vielleicht ziehen immer mehr Gefängnisse in Betracht, schwer vermittelbar Katzen aufzunehmen, um sowohl ihnen als auch den Häftlingen die Aussicht auf ein besseres Leben zu bieten.

Ich bin gespannt auf eure Kommentare zu diesem Thema. Ich glaube, es ist wenigen bekannt, dass Haustiere wie Katzen bereits so erfolgreich im Strafvollzug eingesetzt werden.


Melanie RoloffMelanie Roloff ist dreifache Mutter, Ehefrau und Tierbesitzerin. Als leidenschaftliche Yogalehrerin und Hobbyautorin inspiriert sie Menschen mit ihren Geschichten. Gemeinsam mit ihrer Familie und ihren zwei Hunden Phaléne Lilly und Chihuahua Sammy, lebt sie in Bayern.


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