Übertriebene Ressourcenverteidigung beim Hund

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Übertriebene Ressourcenverteidigung beim Hund

Dass ein Hund eine Ressource, wie beispielsweise sein heiß geliebtes Spielzeug, verteidigt, ist erst einmal nichts Ungewöhnliches, sondern zählt zum normalen hündischen Verhalten. In einem gewissen Rahmen mag uns dies sogar ganz niedlich erscheinen. Zeigt sich die Ressourcenverteidigung jedoch in übertriebenem Maße, sprechen wir von übertriebener Ressourcenverteidigung beim Hund. Doch warum zeigt unser Hund überhaupt dieses Verhalten? Um verstehen zu können, wie die übertriebene Ressourcenverteidigung beim Hund entsteht, müssen wir die Ursachen ganz genau beleuchten.

Was muss ich über Ressourcenverteidigung wissen?

Hunde können Verschiedenes als wichtige Ressource empfinden. Wir unterscheiden dabei zwischen Objekten und sozialen Rechten. Zu ersterem zählen Gegenstände aller Art, die für unseren Hund eine Bedeutung haben, wie beispielsweise ein gefundenes Stöckchen, Spielobjekte, das Haus, der Garten, die Hundebox, aber auch das Futter oder Wasser. Auch Artgenossen oder wir als Bezugsperson oder andere Familienmitglieder können von unserem Hund als wichtige Ressourcen wahrgenommen werden, die es gilt, zu verteidigen.
Bei den sozialen Rechten hingegen kann es sich um Liegeplätze oder den Türdurchgang handeln.

Wie vehement ein Hund eine Ressource verteidigt und wie stark er dabei Aggressionen zeigt, hängt von verschiedenen Faktoren, wie beispielsweise der genetischen Disposition, des Gesundheitszustandes, von gemachten Erfahrungen, der Beziehung zum Sozialpartner Mensch usw., ab.

Die übertriebene Ressourcenverteidigung beim Hund geht immer mit der Angst einher, eine wichtige Ressource zu verlieren. Das kann sich bis zum krankhaften Verhalten steigern.

Was tun, wenn der Hund zu besitzergreifend ist?

  1. Verständnis zeigen
    Ist dein Hund von übersteigerter Ressourcenverteidigung betroffen, empfehlen wir dir, sein krankhaftes Verhalten als solches wahrzunehmen und nicht mit Wut, Zorn oder Ungeduld zu reagieren. Dein Hund verhält sich bestimmt nicht so, weil er Lust dazu hat oder dich ärgern und dir das Leben erschweren möchte. Er selbst leidet unter diesem Verhalten und ist großem Stress ausgesetzt.
  2. Unterstützung bieten
    Dein Hund benötigt Unterstützung und Hilfe. Ebenso ist es wichtig, die Situation nicht eskalieren zu lassen und zu verschlimmern, da es mitunter auch gefährlich sein könnte.
  3. Hilfe von Expert:innen holen
    Der Alltag kann sehr belastend sein. Zögere daher nicht und nimm ruhig fachmännische Unterstützung (vom Tierarzt, Tierheilpraktiker und Hundeverhaltensberater) an. Du erhältst einen auf eure Bedürfnisse maßgeschneiderten Trainingsplan mit wertvollen Übungen und kannst dich jemandem anvertrauen.
  4. Umfeld schützen
    Wie bereits erwähnt, schwingt mit der Ressourcenverteidigung auch Aggressionsverhalten mit. Je nach Wichtigkeit der Ressource kann das Aggressionsverhalten unterschiedlich stark ausgeprägt sein und sowohl Artgenossen als auch Menschen gegenüber gezeigt werden. Um Mitmenschen und andere Vierbeiner zu schützen und den Druck rauszunehmen, solltest du über die Verwendung eines Maulkorbs nachdenken. Ist der Maulkorb positiv antrainiert, kann dein Hund ihn problemlos und entspannt tragen.

 

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Wie kann ich übertriebene Ressourcenverteidigung verhindern?

  • Achte auf deine Stimmung:
    Deine Stimmung spielt eine wichtige Rolle. Lasse dich nicht auf einen Machtkampf mit deinem Hund ein und vermeide jegliche Provokation. Setze stattdessen auf eine ruhige Stimmung und deeskalierendes Verhalten. Überlege dir in Ruhe, was im Alltag deines Hundes als wichtige Ressource gilt. Es kann sehr nützlich sein, sich dessen bewusst zu werden und darauf zu achten.
  • Beobachte das Verhalten deines Hundes:
    Bevor dein Hund solche Verhaltensweisen sehr offensichtlich zeigt, gibt es in der Regel Vorboten. Beobachte deinen Hund ganz genau. Wie ist sein Verhalten zum Beispiel bei dem Spielzeug? Wie verhält er sich beim Spiel, oder wenn das Spielzeug nur irgendwo auf dem Boden liegt? Wie reagiert er, wenn du das Spielzeug wegräumst? Nimmt das mitunter seinen Stress? Dies könnte eine Möglichkeit sein, Druck und Anspannung aus der Situation zu nehmen. Reagiert dein Hund entspannter, wenn das Spielzeug nicht auf dem Boden herumliegt, räume es erstmal zur Seite bis eine entsprechende Lösung für euch erarbeitet ist.
  • Lerne das Kommunikationsverhalten von Hunden kennen:
    Befasse dich mit dem Kommunikations- und Ausdrucksverhalten deines Hundes. Du kannst in Büchern nachlesen, an Workshops und Seminaren teilnehmen oder dich online weiterbilden. Die Möglichkeiten, die Hundesprache besser lesen und verstehen zu können, sind sehr vielfältig. Dieses Wissen kann dir dabei helfen, Aggressionsverhalten und Stress schneller zu erkennen.

Bitte beachte, dass dieser Artikel stellt keine Alternative zum Tierarztbesuch darstellt und etwaige Symptome immer fachärztlich abgeklärt werden müssen.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften. Als Dozentin ist Kristina Ziemer-Falke sehr gefragt und deutschlandweit auf Seminaren und Vorträgen zu Themen rund um den Hund anzutreffen.


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Kommentare, Fragen und Antworten
  1. Simone sagt:

    Guten Tag,
    wir haben eine Hündin ( 60cm/ ca. 30 kg ) in Pflegestelle. Sie kommt aus Rumänien und ist wahrscheinlich ein Mix aus Hütehund und Schäferhund. Sie sieht aus wie ein rumänischer Schäferhund.
    Leider ist sie territorial und hat eine übertriebene Ressourcenverteidigung.
    Nun zu meiner Frage :
    Kann ich trotzdem draußen mit Leckerchen trainieren? Habe Bedenken, dass sie alle Menschen und Hunde beißen wird, weil sie weiß das ich Leckerchen habe.
    Wir gehen mit ihr 1 x die Woche auf einen eingezäunten Freilauf. Von anderen nimmt sie Leckerchen und es gibt auch keine Probleme. Als ich aber mal Leckerchen dabeihatte, wurde sie aggressiv wenn jemand der Tasche oder mir zu nahe kam. Jetzt verteidigt sie sogar den Wassernapf.
    Ich hoffe Sie können mir einen Tipp geben.
    Vielen Dank im Voraus.

    1. ZooRoyal sagt:

      Hallo Simone,
      es ist verständlich, dass du dir Sorgen machst. In solchen Situationen ist es wichtig, langsam vorzugehen und Vertrauen aufzubauen. Du könntest versuchen, das Training mit Leckerchen an einem ruhigen und kontrollierten Ort zu beginnen, an dem du 100% sicher bist, dass keine anderen Menschen oder Hunde in der Nähe sind. Lenke ihre Aufmerksamkeit auf dich und belohne ruhiges Verhalten. Schaffe eine positive Verbindung zwischen dir und den Leckerchen, sodass sie lernt, dass das Leckerli eine Belohnung für ihr ruhiges Verhalten ist und nicht mit anderen Personen oder Hunden in Verbindung steht. Das Training sollte schrittweise erfolgen und sehr behutsam sein, um negative Reaktionen zu vermeiden.

      Ebenfalls solltest du auch einen professionellen Trainer oder Verhaltensexperten hinzuziehen, der spezifische Ratschläge für die Ressourcenverteidigung deiner Hündin geben kann. Sie könnten dir bestimmt Techniken und Trainingsansätze für eure spezielle Situation empfehlen.

      Wir wünschen euch Zwei alles Gute!
      Dein ZooRoyal-Team

  2. Zunke sagt:

    Hallo , meine Nichte (34) wollte meinem Jleinen Beaglemix (8,5kg) über ein Hindernis helfen und nahm ihn hoch , indem Moment biss der Hund Golden Retriever meiner Schwester zu und ließ nicht mehr von meinem ab . Mein Hund hat vorher , bevor das passierte , den Kopf gesengt , wenn der andere vorbeilief , kennen sich schon lange … Ich habe den Goldie auch gefüttert , werde das nun lassen .. kann ich sonst noch was tun um meinen vor den recoursen Gedanken des Großen zu schützen ?

    1. ZooRoyal sagt:

      Hallo Chrissi,

      vielen Dank für deinen Kommentar! So eine Situation ist für alle Beteiligten sehr belastend und auch im Nachgang schwer einzuordnen. Umso wichtiger ist es, dass du das Verhalten der Hunde nun genau beobachtest und dir Gedanken über mögliche Ursachen machst.

      Was du beschreibst, kann auf sogenanntes ressourcenbezogenes Verhalten hindeuten – damit ist gemeint, dass Hunde bestimmte Dinge oder auch Personen als besonders wichtig empfinden und darauf empfindlich reagieren können. Solche Ressourcen können Futter sein, aber auch Nähe, Aufmerksamkeit oder bestimmte Routinen. Wenn dein Hund in diesem Moment hochgenommen wurde, könnte das vom anderen Hund als eine Veränderung in der Situation wahrgenommen worden sein, die zu seiner Reaktion geführt hat.

      Hier ein paar Anregungen, wie du deinem Hund künftig Sicherheit geben kannst:

      1. Klare Trennung bei Futter und Zuwendung:
      Vermeide Situationen, in denen beide Hunde um Ihre Aufmerksamkeit „konkurrieren“ könnten – sei es beim Streicheln, Spielen oder bei Belohnungen. Das reduziert potenzielle Missverständnisse, besonders wenn mehrere Hunde zusammen sind.

      2. Struktur und Abstand bei Begegnungen:
      Begegnungen zwischen den Hunden sollten in nächster Zeit gut begleitet und möglichst ruhig ablaufen – zum Beispiel an der Leine oder mit etwas Abstand. So kannst du angespannten Momenten frühzeitig begegnen und die Situation entspannen.

      3. Auf Körpersprache achten:
      Du hast beschrieben, dass dein Hund den Kopf gesenkt hat – das kann ein Zeichen von Unsicherheit oder Beschwichtigung sein. Solche Signale sind wertvolle Hinweise, um im richtigen Moment unterstützend eingreifen zu können, zum Beispiel durch Ablenkung oder einen ruhigen Rückzug.

      4. In heiklen Momenten Ruhe bewahren:
      Das Hochheben eines Hundes kann – je nach Situation – andere Hunde irritieren oder verunsichern. In kritischen Situationen hilft oft ein ruhiges dazwischen gehen und beide Hunde auf Abstand zu bringen, um die Situation deeskalierend zu begleiten, ohne zusätzliche Dynamik zu erzeugen.

      Wenn du das Gefühl hast, dass es öfter zu Spannungen kommt oder du unsicher bist, wie du deinen Hund am besten schützen kannst, kann eine Beratung durch einen gewaltfrei arbeitenden Hundetrainer*in sehr hilfreich sein. So lassen sich individuelle Lösungen entwickeln, die allen Beteiligten gut tun.

      Tierische Grüße,
      dein ZooRoyal Team

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