Herdenschutzhunde

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Herdenschutzhund

Aufgrund seiner Größe, seines Gewichts und seiner Ausstrahlung stellt der Herdenschutzhund einen statthaften und wahrlich imposanten Hund dar. Durch sein äußeres Erscheinungsbild könnte man unter Umständen verleitet werden, diesem Rassetyp auch gerne einmal Superkräfte zuzusprechen und ihn mit unerschrockener Furchtlosigkeit, Wagemut und Tapferkeit auszustatten – ein Held eben, der sich einem ganzen Wolfsrudel oder einer Bärenmeute stellt, um seine Herde zu schützen. Wunschvorstellung oder möglich, was meinst du?

Gehen wir der Sache auf den Grund!

Was macht einen Herdenschutzhund aus?

Ein Herdenschutzhund hat seinen Namen erhalten, weil er die Herde schützt. Allein seine Größe und die Art seines Auftretens reichen aus, Schafräuber auf Distanz zu halten. Viele Hirten halten diese Hunde meist zu mehreren in ihrer Herde, so dass sie sich im Notfall auch zusammentun und als Team agieren.

Dieser Rassetyp achtet sehr darauf, sein Revier zu verteidigen. Man spricht hier von Territorialverhalten. Sein Territorium ist allerdings immer dort, wo auch die Herde ist. Dies ist wichtig, da die Hunde ja mit der Herde mitwandern und nicht immer nur zu Hause am eigenen Stall sind.

Dies solltest du wissen, wenn du dir überlegst, genau solch einem Hund als Haushund zu übernehmen. Das territoriale Verhalten ist nicht immer ganz einfach, denn der Herdenschutzhund als Haushund sieht nicht nur seinen Garten als sein Territorium an und möchte diesen verteidigen, sondern auch die Spazierwege sind schon nach kurzer Zeit in das Territorium des Herdenschutzhundes übergegangen. Da ihn auch eine große Selbstständigkeit auszeichnet, ist es sehr wichtig, sich frühzeitig mit der Erziehung zu befassen und einen sehr engen Kontakt zum Hund zu pflegen. Nur wenn der Herdenschutzhund seinem Menschen vertraut, wird er seine Selbständigkeit in deine Hand legen.

Der bekannteste Rassetyp ist wohl der aus der Türkei stammende Kangal. Rüden erreichen eine stolze Höhe von bis zu 78 cm, gemessen am höchsten Punkt der Schulter. Bis zu 60 kg sind auch keine Seltenheit. Du siehst, der Kangal ist definitiv ein großer, schwerer Hund, den eine Fellfarbe von creme bis dunkelgrau auszeichnet. Die sogenannte Maske, der Bereich der Schnauze und noch etwas drum herum, sowie auch die Ohren sollten schwarz sein.

In der Türkei sollen Kangals sogar als Diensthund eingesetzt werden.

Der Herdenschutzhund in seiner Herde

Um den Herdenschutzhund direkt von Anfang an einen guten Start in seiner Herde bieten zu können, werden diese am besten innerhalb der Herde geboren und wachsen dort auch auf. Rund zwei Jahre dauert es vom Welpen bis zum erwachsenen, ausgebildeten Hund. In dieser Zeit lernt der Herdenschutzhund sowohl den Geruch seiner Herde kennen, so dass er weiß, dass er genau zu diesen Schafen gehört, als auch wie man sich als Herdenschutzhund den täglichen Aufgaben stellt. Daher ist es immens wichtig, dass ein junger Hund auch immer erwachsene Hunde an seiner Seite hat, die ihn sozusagen „einarbeiten“ und ihm „zeigen“, wie man sich wann verhält.

Die permanente Nähe zu den Schafen ist wichtig, da die Hunde schnell ein Zugehörigkeitsgefühl entwickeln und damit auch die Verantwortung auf sich nehmen, genau diese Herde später einmal eigenständig zu beschützen, wenn es notwendig wird. Die große Eigenständigkeit dieser Rassen ist innerhalb der Herde sehr wichtig, da die Hunde oft alleine mit ihren Schafen draußen sind, ohne dass der Mensch dabei ist. Besonders wenn es dämmert, werden die Hunde sehr aufmerksam, denn dann ist die bevorzugte Zeit der Raubtiere, um anzugreifen.

Ein Herdenschutzhund, wie zum Beispiel der genannte Kangal bringt zwar einen Koffer voller guter Werkzeuge mit, die er als erwachsener Herdenschützer braucht, aber auch diese Hunde müssen erst einmal lernen, wie sie mit ihren Werkzeugen umgehen können und müssen. Damit wird auch sehr deutlich, dass es diese Hunde mit ihrem Sinn für die Weite einer Wiese und ihrem großen territorialen Gedanken nicht immer sehr einfach haben, wenn wir Menschen sie in einer Stadtwohnung halten möchten. Umso mehr brauchen sie dann uns, die ihnen zeigen, wie unsere Welt mit all den anderen Hunden, Menschen und auch Autos funktioniert.

Der Herdenschutzhund ist eine sehr spannende Rasse mit vielen Facetten, Ecken und Kanten und genau das ist es, was die Halter dieser Hunde auch so an ihnen lieben.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


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