Katzenkuschler – Was ist das und worauf sollte ich achten?

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Katzenkuschler

Wenn du dich im Tierschutz ehrenamtlich engagieren möchtest, kannst du neben Geld- und Sachspenden ein mindestens ebenso wichtiges Gut „spenden“ – deine Zeit. Ehrenamtliche Tätigkeiten im Tierheim sind vielfältig und essentiell für einen reibungslosen Betrieb dieser Einrichtungen. Die Personaldecke ist dünn – deine Hilfe umso wichtiger. Ob man mit Hunden Gassi geht, die Käfige bei Kleintieren reinigt oder zum Katzenkuschler wird, ist jedem selbst überlassen. Moment … Katzenkuschler? Was ist das?

Katzenkuschler – ein liebevoller Begriff für eine wichtige Aufgabe

Katzen leiden im Tierheim unter großem Stress. Ein fremdes Revier mit meist ungeliebten Artgenossen und kaum Zuneigung schlagen sich aufs Gemüt der sensiblen Tiere. Viele ziehen sich zurück, werden kratzbürstig oder sogar krank. Ein liebes Wort, Spielangebot oder eine Kuscheleinheit können einer verängstigten Katze helfen, diese Zeit zu überstehen und sich sogar einem Interessenten offener zu zeigen. Diesen Job übernehmen meist „Katzenkuschler, also Tierfreunde, die in ihrer Freizeit Samtpfoten in Tierheimen besuchen und Zeit mit ihnen verbringen.

Welche Qualifikationen solltest du mitbringen?

Die wichtigsten Eigenschaften sind Geduld und Einfühlungsvermögen. Das klingt simpel. Doch ist es bei den süßen Katzen oft schwer, nicht direkt auf sie zuzugehen und Kontakt aufzunehmen – was besonders die Schüchternen von ihnen sicherlich zurückschrecken würde.

Lass anfangs kurz deinen Blick durch den Raum streifen und nimm in größerem Abstand zu den skeptisch schauenden Katzen Platz. Sitzt du auf ihrer Ebene, wirkst du sofort weniger bedrohlich. Wendest du deinen Oberkörper etwas ab, verstärkst du den Effekt. Nun kannst du der schüchternen Samtpfote einen Blick über deine Schulter hinweg zuwerfen. Ein langsames Augenblinzeln zeigt ihr deine freundliche Kontaktaufnahme; es ist dem menschlichen Lächeln analog. Schau ihr nicht zu lange in die Augen, denn das wirkt – ebenso wie bei uns Menschen – bedrohlich und provozierend. Stell dir vor, du bist selbst etwas schüchtern und nimmst Kontakt zu jemandem auf, den du spannend findest. Du wirst hinschauen, kurz blinzeln und dich wieder abwenden.

Das Eis brechen

Wie wirkt die Katze auf dich? Entspannt sie sich, blinzelt sie zurück? Super, dann scheint sie auf dein Kontaktangebot aufgeschlossen zu reagieren. Nimmt sie eine entspannte Körperhaltung ein, kannst du etwas näher rücken. Bleibt sie angespannt, klappen die Ohren seitlich bzw. nach hinten oder verlagert sie das Gewicht von dir weg, kann sie sich noch nicht auf dich einlassen. Gib ihr etwas Zeit. Sprich in ruhigem Ton mit ihr, ohne auf sie einzureden. Vielleicht kann sie sich bei deinem ersten Besuch noch nicht auf dich einlassen. Ängstliche Tiere benötigen mitunter Wochen oder sogar Monate, um die erste Berührung zuzulassen. Manche Katzen möchten überhaupt nicht angefasst werden.

Alternativ bzw. ergänzend zum Kuscheln biete ein Spiel an. Oft lassen sich Katzen unter Stress eher auf ein ruhiges Stocherspiel ein, bei dem du einen Federwedel langsam unter einer dicken Decke heraus blitzen lässt und schnell wieder zurückziehst. Wenn die Katze mit größer werdenden Pupillen und auf das Spielzeug gerichteten Ohren zuschaut, hat sie im Köpfchen mit der Jagd begonnen. Das schnellere Spiel mit einer Angel ist im Tierheim den eher aufgeschlossenen Katzen vorbehalten, dann aber eine tolle Möglichkeit, über körperliches Spiel Stress abzubauen.

Dos and Don’ts als Katzenkuschler

Besucherzeiten

Die Dauer und Häufigkeit deiner Besuche kannst du frei gestalten, musst dich aber selbstverständlich nach den Gegebenheiten des Tierheims richten. Je häufiger und länger du „deine“ Pfleglinge besuchst, desto besser werden sie sich auf dich einlassen können – und desto besser können dich die Pfleger einschätzen und mit der Zeit gezielt einsetzen.

Gesundheit

Ein Tierheim ist besonderen Herausforderungen im Umgang mit Infektionen ausgesetzt. Ein harmloser Erreger kann sich durch die Fluktuation und den enormen Stress in Windeseile verbreiten. Du solltest daher zu Beginn eines Besuchs bei den Pflegern fragen, ob du an diesem Tag auf etwas achten sollst oder vielleicht sogar bestimmte Bereiche gesperrt sind. Vielleicht musst du auf eine bestimmte Reihenfolge achten, in der du die verschiedenen Zimmer betreten darfst. All das können dir nur die Pfleger kompetent beauskunften und du solltest dich immer daran halten. Spielzeug, das du in den einzelnen Zimmern verwendest, sollte in den jeweiligen Räumen verbleiben. Ist ein einzelnes Tier im Raum erkrankt – selbst eine leichte Erkältung ist für die meist anfälligen Bewohner gefährlich – verbreitest du sonst die Infektion unbewusst in der Einrichtung. Leckerchen oder Futter solltest du grundsätzlich nur in Rücksprache mit den Pflegern geben. Den Ernährungsstatus der Tiere zu überwachen, ist eine der wichtigsten Tätigkeiten der Mitarbeiter. Bekommen die Katzen nebenbei etwas, fressen sie vielleicht ihr Futter weniger und das Personal macht sich Sorgen. Zudem ist Übergewicht in Tierheimen häufig ein schwerwiegendes Problem, das es möglichst zu vermeiden gilt.

Hygiene

Hast du eigene Tiere zuhause, solltest du separate Kleidung und Schuhe für deinen Besuch im Tierheim verwenden. Hast du die Möglichkeit, dich vor Ort umzuziehen, nutze sie. Andernfalls zieh dich direkt nach der Heimkunft um und vermeide den Kontakt deiner Tiere zu der benutzten Kleidung. Schuhe sollten idealerweise vor deiner Wohnung bleiben, weil über die Sohlen die meisten Erreger übertragen werden. Gibt es im Tierheim Möglichkeiten zur Desinfektion (Handspender, Fußmatten etc.), nutze sie ausgiebig und gründlich zu Beginn deines Besuchs, vor jedem Zimmerwechsel und vor Verlassen der Einrichtung. Achte bei deinen Tieren möglichst auf einen aktuellen Impfstatus, um das Risiko für sie so gering wie möglich zu halten. Mit diesen Vorsichtsmaßnahmen bleiben deine Besuche im Tierheim für deine eigenen Lieblinge risikoarm.

Emotionale Bindung

Abschließend fragst du dich vielleicht, ob du der emotionalen Belastung dieser Tätigkeit gewachsen bist. Die gleichen Sorgen machte ich mir vor mittlerweile fast zehn Jahren und möchte sie dir gern nehmen. Du wirst in diese wundervolle Aufgabe hineinwachsen, wirst dich freuen, wenn sich die Pflegetiere auf dich einlassen und einen Moment entspannen können. Wenn dein Schützling vermittelt wirst, lacht und weint dein Herz gleichzeitig. Natürlich wirst du auch traurige Momente erleben. Es wird Tiere geben, die nicht mehr ausziehen können oder dich ganz besonders berühren. Für sie wirst du ein umso wichtigerer Anker sein.

Und solltest du doch feststellen, dass der Job eines Katzenkuschlers nichts für dich ist, hast du es zumindest versucht, und vielleicht findest du dabei ja eine für dich besser passende Tätigkeit im Ehrenamt.


Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.


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