Ende im Gelände? – Nicht mit diesen Tipps

18522
0

Geländereiten

Nichts da, denn gerade im Gelände sollte der Spaß für dich und dein Pferd beginnen. Jeder Reiter wird davon träumen, entspannt durch Wald und Flur zu reiten und die Gedanken schweifen zu lassen. Allerdings schwingt sich nicht jeder entspannt auf sein Pferd und Bedenken schwirren einem im Kopf herum. Da dein Pferd deine Stimmung wahrnimmt, wird es auch sein Verhalten ändern. Damit dieser Teufelskreis aber deinen Ausritt nicht durchkreuzt, kommen hier ein paar Tipps, wie du sowohl dich als auch dein Pferd auf Ausritte im Gelände vorbereiten kannst.

Die Vorbereitung

Trainierst du derzeit fleißig mit deinem Pferd in der Halle oder auf dem Platz, so nutze Hindernisse, mit denen dein Pferd arbeiten muss. Das können Sprungausleger, Baumstämme oder Äste sein. Positioniere diese nicht nach einem festen Muster, sondern variiere sie jedes Mal. Verändere Abstände und Winkel zueinander. Dein Pferd soll sich nämlich gar nicht an ein Muster gewöhnen, sondern aktiv bei jeder Begegnung sein. Es fördert die Konzentration. Schau dir auch an, wie dein Pferd mit den Gegenständen umgeht. Es sollte keine Furcht zeigen – andernfalls müsste hier zuvor eine Gewöhnung stattfinden, bevor die Gegenstände im Training genutzt werden. Im Gelände liegen Gegenstände, Äste usw. auch nicht in einem Abstand oder Winkel zueinander. Kennt dein Pferd solche Unebenheiten bereits aus dem Training, fällt es ihm im Gelände leichter damit umzugehen. Ein toller zweiter Nebeneffekt ist, dass du auch dein Pferd besser einzuschätzen lernst.

  1. Auf Dauer sollten verschiedene Untergründe trainiert werden. Dein Pferd wird dadurch sicherer und gelassen. Etwas Stolpern kann zu Beginn dazugehören – also Obacht! Das wird mit der Zeit schnell weniger, da sich dein Pferd auf den Weg konzentrieren wird. Es wird selbst kreativer und nach Lösungen suchen. Du wirst aber auch während des Reitens bemerken, dass dein Pferd ein besseres Körpergefühl entwickeln wird. Teile diese Erfolge und lobe genau in diesen Momenten, das gibt ihm ein zusätzliches gutes Gefühl.
  2. Durch ein vorbereitendes Training für das Gelände eignen sich verschiedene Untergründe nicht nur aufgrund mentaler, sondern auch auch wegen anatomischer Vorteile. Muskeln, Bänder, Gelenke, Kreislauf usw. werden trainiert und somit weniger anfällig. Hierbei solltest du darauf achten, dass du dein Pferd zwar regelmäßig forderst, aber nicht überforderst. Finde einen Rhythmus, der deinem Pferd gut tut. Eine feste Trainingszeit gibt es nicht, sondern passe das Training individuell an. Plane das Training langsam. Reite etwa eine Strecke, die ihr schon zu 90 % kennt, dann wählst du für einen Moment eine andere neue Strecke, bevor du wieder umkehrst auf den bekannten Pfad. Auch das trainiert dein Pferd ohne es zu überfordern. Hast du die Möglichkeit, ein Stück durch Wasser mit ihm zu reiten, so nutze auch dies, da das fremde Medium wieder eine gute Trainingssequenz bietet – na klar, die Voraussetzung ist natürlich, dass dein Schützling Wasser kennt und mag!
  3. Überprüfe die Signale, die du deinem Pferd beigebracht hast. Wenn du weißt, dass dein Pferd sicher darauf reagiert, wenn du beispielsweise „Steh“ sagst, gibt das Sicherheit und Verlässlichkeit. Probiere auch aus, dass dein Pferd die Signale aus unterschiedlichen Positionen umsetzt, also mal während du reitest, mal während du neben ihm spazieren gehst oder es auf Distanz zu dir entfernt ist.
  4. Pferde, denen der Geländeritt selbst noch fremd ist, können durch erfahrene Pferde begleitet werden. Natürlich ist auch hier eine gute Planung durch die Reiter Voraussetzung für den Erfolg. Stelle dich auch darauf ein, dass dein Pferd eventuell auch sein Tempo verändert, da ihm draußen ein größerer Radius zur Verfügung steht als innerhalb der Halle oder eines Reitplatzes.
  5. Tempowechsel machen Spaß – sowohl Pferd als auch Reiter! Nimm die Reaktionszeit genau unter Lupe und prüfe, wie lang es dauert, bis dein Pferd deine Hilfen umsetzt. Im Gelände könnte es sein, dass eine schnellere oder genauere Reaktion nötig ist. Die kannst du dadurch fördern, dass du beispielsweise das perfekte Stehenbleiben ganz besonders gut bestätigst. Dein Pferd wird schnell verstehen, dass es sich eher lohnt, schneller stehenzubleiben. Bei allem Spaß bei den verschiedenen Tempi halte auch den Blick darauf, wie dein Pferd nach den Gangarten – vor allem den schnelleren – drauf ist. Die Atmung als auch das Herz-Kreislauf-System sollten sich angemessen wieder in einem normalen Rhythmus einpendeln.
  6. Du kannst dein Pferd zudem unterstützen, wenn du bei Höhenunterschieden noch Folgendes beachtest:
  • reitet ihr bergab, ist die spannende Aufgabe für dein Pferd, dass es die Balance halten muss. Lehne dich, im wahrsten Sinne des Wortes in Anlehnung an das jeweilige Gefälle, leicht nach hinten. Diese Körperbewegung vereinfacht es deinem Pferd, mehr Gewicht auf die Hinterhand zu verlagern.
  • reitet ihr bergauf, so gib mit den Zügeln nach, halte dennoch weichen Kontakt zum Pferdemaul und sitze entlastend. Das hat zur Folge, dass sich dein Pferd seinen Schub aus der Hinterhand bis nach vorne nutzen kann.

Allgemein und auf geraden Ebenen achte auf einen regelmäßigen Wechsel in die Dehnungshaltung. Geh der nickenden Bewegung deines Pferdes mit. Das tut ihm gut.

Das Training für dich, so dass du auch (noch) sicherer werden kannst:

Safety first – Sichere dich durch Schutzkleidung ab, Minimum ist ein guter Reithelm! In der Dämmerung und Dunkelheit sind Warnfarben und Reflektoren absolut angebracht. Selbst wenn du ein passionierter und erfahrener Reiter bist, gibt das Sicherheit – auch mental. Ein Gewinn für eine gute Stimmungsübertragung.
Du hast eine Strecke im Kopf, die du gerne (neu) ausprobieren möchtest, so gehe sie zuvor zu Fuß ab. Schaue dir die Bodengegebenheiten an. Welche Stolperfallen könnte es geben? Gibt es Bodenvarianten, die dein Pferd noch nicht kennt, dann gewöhne dein Pferd erst daran und gehe mit ihm dort zusammen spazieren. Sitze erst wieder auf, wenn euch die Bodenverhältnisse vertrauter sind. Für den Anfang eignen sich trittfeste Böden, die trocken sind.
Hör auf dein Bauchgefühl. Hast du den Eindruck, dass du oder dein Pferd eine Pause benötigen oder mehr Zeit um etwas Neues kennenzulernen, so setze dies sofort um und gebe euch Raum und Zeit alles in Ruhe zu beschnuppern. Das gibt Mut für den weiteren Verlauf.
Mit dem Zügel nachgeben. Versuche, dass du die Zügel nur aufnimmst, wenn du mit deinem Pferd kommunizieren möchtest, ansonsten löse sie. Zum einen gibt es keine ungewollte Stimmungsübertragung und zum anderen entspannt dein Pferd so besser.

 


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten.


Hilf uns, unseren Service weiter zu verbessern. War dieser Artikel hilfreich für dich?

Kommentare, Fragen und Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.