Erster Ausritt – Tipps und Tricks

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Erster Ausritt

Wenn die Tage länger werden, dann locken Feld und Wald. Nach dem langen Winter, in dem du wahrscheinlich oft in der Reithalle oder auf dem Platz geritten bist, freust du dich sicher ebenso sehr wie dein Pferd auf einen Ausritt. Und auch die jungen Pferde, die noch ganz unerfahren sind und in diesem Frühjahr angeritten werden, wollen gerne mit auf einen ersten Ausritt. Damit das für alle ganz entspannt wird, gibt es ein paar Tipps.

Ein Spaziergang

Für das Fluchttier Pferd ist das, was es nicht kennt, schnell erschreckend. Das kann ein Radfahrer sein oder eine Mülltonne – Pferde erschrecken vor alltäglichen Gegenständen und Begegnungen, wenn sie sie nicht kennen. Das bedeutet für dich, dass du dein Pferd schon vor dem ersten Ausritt gezielt auf solche Situationen vorbereiten kannst. Mit Bodenarbeit, bei der du deinem Pferd alles Mögliche zeigst, was es noch nicht gesehen hat, kannst du bereits im Winter anfangen. Das Training bietet nicht nur Abwechslung, es macht dein Pferd auch geländesicherer.

Außerdem solltest du das sichere Führen üben. Im Gelände können immer mal Situationen vorkommen, bei denen du besser absteigst – dann sollte dein Pferd unbedingt auch vom Boden aus gut lenkbar sein, auch wenn es eventuell gerade aufgeregt ist und vor etwas Angst hat.
Wenn du dein Pferd sicher führen kannst und ihm auch schon ein paar „schreckliche“ Dinge gezeigt hast, kannst du anfangen, spazieren zu gehen. Was sich für viele Reiter erstmal albern anhört, ist wirklich ideal, um dein Pferd an das Ausreiten zu gewöhnen. Es fühlt sich sicher mit seinem Menschen, der eventuell an „Gefahren“ mutig voranschreitet und lernt Begegnungen mit anderen Verkehrsteilnehmern kennen. Am einfachsten ist so ein Spaziergang nach einer Trainingseinheit, wenn dein Pferd schon ein wenig laufen konnte und nicht mehr übermütig ist. Dann folgt dir wahrscheinlich entspannt auf eurem Spaziergang.
Sicherheitshalber solltest du natürlich auf jeden Fall festes Schuhwerk und möglichst auch Handschuhe tragen. Auf Spaziergängen mit unerfahrenen Pferden nutze ich am liebsten einen Kappzaum, aber auch ein Knotenhalfter oder eventuell eine Trense sind eine Möglichkeit, dein Pferd wirklich sicher zu führen. Ein etwas längerer Strick, wie du ihn zur Bodenarbeit verwendest, ist empfehlenswert. Wenn du regelmäßig zu Fuß die Umgebung erkundest, wird dein Pferd quasi wie von selbst geländesicher.

Die Ausrüstung für den Ausritt

Wenn es soweit ist, dass du das Gelände im Sattel erkunden willst, hilft dir eine geeignete Ausrüstung für mehr Sicherheit: Ein Reitkappe ist unverzichtbar, aber auch eine Sicherheitsweste ist empfehlenswert. Manche einem Reiter hilft schon das Gefühl, besser geschützt zu sein, um für das Pferd mehr Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen. Und dass so eine Weste im Notfall deinen Rücken schützt ist auch nicht unwichtig.
Für das Pferd empfehle ich persönlich eine Trense oder den Kappzaum, in den ein Gebiss eingeschnallt ist. Natürlich werden viele Pferde sicher und zuverlässig gebisslos geritten, aber für Ausritte mit jungen und unerfahrenen Pferden nehme ich lieber ein Gebiss. Die Einwirkung ist notfalls doch ein wenig besser möglich. Wenn du lieber gebisslos reitest, probier doch mal, ob du eventuell vierzügelig reiten kannst – dann kann dein Pferd entspannt gebisslos laufen und du kannst notfalls doch auf ein Gebiss zurückgreifen.

Welchen Sattel du benutzt ist Geschmackssache, Hauptsache er passt deinem Pferd und du sitzt sicher. Ich habe mit Steigbügeln mehr Halt, aber wenn du ohne Bügel und mit einem Reitpad oder Filzsattel gut zurecht kommst – warum nicht?
Hilfszügel halte ich eher für störend, die einzige Ausnahme ist ein Martingal, das ein eventuelles Kopfschlagen verhindert, aber wirklich ausreichend lang genug verschnallt werden muss. Eine Gerte kann übrigens auch hilfreich sein, um Autofahrer an den erforderlichen Sicherheitsabstand zu erinnern.

Heute geht es los!

Wenn möglich, nutze das Herdenverhalten deines Pferdes und bitte einen Mitreiter, dich mit einem ruhigen erfahrenen Pferd zu begleiten. So ein Kumpel hilft deinem Pferd übrigens auch auf den Spaziergängen. Wichtig ist, dass das zweite Pferd wirklich unerschrocken ist, sollte es nämlich panisch werden, so wird dein unerfahrenes Pferd natürlich mit erschrecken. Außerdem sollte dein Mitreiter bewusst Rücksicht auf dich nehmen – jemanden, der plötzlich im vollen Galopp den Feldweg entlang schießt, nimm lieber nicht mit!
Der ideale Tag für einen ersten Ausritt ist warm und sonnig. Bei Kälte und Wind sind auch ältere Pferde gerne munterer und hüpfen gern mal zur Seite. Wenn möglich, longiere dein Pferd vorher oder reite es ein wenig. Auch ein entspannter Vormittag auf der Weide, auf der dein Pferd sich austoben konnte, lässt dein Pferd an seinem ersten Ausflugstag gemütlicher sein. Einfacher ausgedrückt: Reite aus, wenn dein Pferd bereits etwas laufen konnte und ganz entspannt ist. Dann wird euer erster Ausritt zum Vergnügen für euch beide!


Silke Behling

©Ricarda Wowries

Silke Behling ist selbstständige Redakteurin und arbeitet sowohl im Buch- als auch im Zeitschriftenbereich. Ihre Veröffentlichungen reichen von Fachbüchern bis zu Zeitschriftenartikeln. Als Diplom-Pädagogin liegt ihr der Bereich Bildung und Kinder besonders am Herzen, weshalb sie seit vielen Jahren für das Kindermagazin „Piaffino“ schreibt. Zudem bietet sie als ausgebildete Pferde-Physiotherapeutin (DIPO) Akupunktur und Physiotherapie für Pferde und Hunde im Raum Osnabrück an. Ihre Freizeit genießt sie mit ihrem inzwischen 24-jährigen Vollblutaraber El Santee, mit dem sie beim Distanzreiten früher Wettkämpfe bis zu 120 Kilometern bestritten hat, und ihren beiden Hunden Lotta und Easy.


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