Tervueren im Rasseportrait
Tervueren
Herkunft | Belgien | Lebenserwartung | 12-16 Jahre |
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FCI-Standard | FCI Gruppe 1: Hütehunde und Treibhunde | Funktion | Wachhunde |
Größe | Mittelgroße Hunderassen | Häufige Krankheiten | |
Gewicht | 20-30 kg | Felllänge | langhaarig |
Charakter/Wesen | arbeitsfreudig, lernbegierig, aktiv | Fellfarbe | schwarz |
Besonderheiten | |||
Herkunft und Rassegeschichte
Der Tervueren ist ein langhaariger Belgischer Schäferhund, falbfarben mit schwarzer Maske. Er stellt eine von vier Varietäten dieser Hunderasse. Die Varietäten unterscheiden sich lediglich durch das Fell: Langhaarig sind der schwarze Groenendael und der rotbraune bis falbfarbene Tervueren, rauhaarig der Laekenois und kurzhaarig der bekannte Malinois. Sie werden nach einem Standard gezüchtet, der die vier Varietäten beinhaltet. Die Belgischen Schäferhunde, so auch der Tervueren, wurden um 1900 als Hunderasse geformt. Es war ein zum deutschen Schäferhund vergleichbarer Prozess der Rasseentstehung.
Vor 1900 zählten die arbeitenden Hunde der Schäfer und Viehhirten in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und einigen weiteren Ländern sämtlich zu einer einzigen großen und variantenreichen Gruppe der Schäferhunde. Je nach ihren Anforderungen, die der Mensch mit den Arbeitsaufgaben stellte, waren die Hunde regional überall etwas anders. In Gebieten, wo es vereinzelt noch Wölfe und Luchse gab, waren die Schäferhunde meist kräftiger, da sie auch noch den Job der Herdenschutzhunde machen mussten. Die Schäferhunde in Belgien waren eher schlanker und wendiger, da sie in dem schon damals dicht besiedelten, kleinräumig gegliederten Gebiet sehr geschickt und vorausdenkend mit den Herden arbeiten mussten. Wölfe oder Luchse waren eh schon lange ausgerottet worden. Die Schäferhunde Belgiens erledigten auch noch eine Reihe weiterer Arbeiten im Dienste des Menschen. Sie halfen als Treibhunde, die Rinderherden zum Schlachthof zu bringen, bis ihnen die Eisenbahn diese Arbeit abnahm. Sie dienten überall als gelegentliche Zughunde, meist im Zweiergespann. Oft dienten sie zudem als Wach- und Hofhunde. Diese westeuropäischen Schäferhunde stellten aber einen einzigen, riesigen Genpool, der weder nach Ländern noch gar nach Fellvarianten aufgeteilt war. Das änderte sich um 1900 nach und nach. 1891 wurde der Club du Chien de Berger Belge (Klub für Belgische Schäferhunde) gegründet. Schon bald kam es zu einer ersten Ausstellung, auf der nicht weniger als 117 Hunde, allerdings bunt durcheinander, teils noch mit Hängeohren, gezeigt wurden. Dann ging es ganz schnell mit der Herausbildung der heutigen Belgischen Schäferhunde.
1901 wurde die Rasse offiziell anerkannt. Von Beginn an wurden die vier Varietäten gezüchtet, allerdings waren Kreuzungen untereinander noch erlaubt. Durch die beiden Weltkriege kam es zu herben Rückschlägen. Trotzdem gelang es schnell, den Bestand wiederzubeleben und darüber hinaus zu einem absolut erstklassigen Arbeits- und Diensthund zu entwickeln. Der Tervueren ist in Deutschland nicht so bekannt. Hier kennt man meist nur den kurzhaarigen Malinois, der es als Diensthund zu großem Ansehen gebracht hat. In Deutschland vertreten gleich 3 Vereine den Tervueren im VDH. Derzeit fallen etwa 130 bis 180 Tervueren-Welpen pro Jahr unter dem Dach des VDH.
Beschreibung
Der Tervueren ist ein mittelgroßer, langhaariger Hund. Er ist als Schäferhund sofort gut zu erkennen. Seine Fellfarbe wird im Standard wie folgt definiert:
Nur falbfarben-schwarzgewolkt oder grau-schwarzgewolkt mit schwarzer Maske, vorzugsweise jedoch falbfarbenschwarzgewolkt. Die Falbfarbe soll warm sein, weder hell noch ausgewaschen. Alle Hunde, die anders als falbfarben schwarzgewolkt sind oder deren Farbnuance der gewünschten Intensität nicht entspricht, können nicht als vorzügliche Exemplare angesehen werden.
Das Fell soll – wie auch beim ebenso langhaarigen, aber schwarzen Groenendael – üppig und glänzend sein und eine dichte Unterwolle aufweisen. Das Deckhaar ist am Körper lang, im Gesicht und an den Vorderseiten der Läufe kurz und im Halsbereich länger. Dort bildet es vor allem bei den Rüden einen opulenten Kragen. Der Standard gibt eine Reihe von Körpermaßen vor. Die gewünschte Größe oder Widerristhöhe liegt im Durchschnitt bei 62 cm für Rüden und 58 cm für Hündinnen. Das Gewicht soll bei ungefähr 25 bis 30 kg für Rüden und 20 bis 25 kg für Hündinnen liegen. Der Tervueren ist ein sehr schöner Hund, aber kein „Schönheits“-Hund. Er war immer und ist immer noch ein vielseitiger Arbeitshund von allerbester Qualität.
Charakter und Wesen
Der Tervueren ist, wie alle Belgischen Schäferhunde, in seinen Wurzeln ein Hüte- und Treibhund. Er hatte aber immer eine breite Palette weiterer Aufgabe bis hin zur körperlich schweren Arbeit als Zughund. Auch wenn man es ihm nicht auf den ersten Blick ansieht, so ist er ein ausgesprochen robuster und kräftiger Arbeitshund, der zu höchsten Leistungen in der Lage ist. Er ist etwa so groß wie der Deutsche Schäferhund, aber viel weniger massig, dadurch schneller, wendiger und reaktionsschneller. Die Bilanz zwischen Körpergewicht und Leistungsfähigkeit ist hoch effektiv. Der Tervueren ist vielfältig einsetzbar. So arbeitet er in vielen Bereichen als Diensthund etwa im Rettungswesen, beim Zoll oder bei der Polizei. Er ist ein guter Wächter. Zudem macht er sich auch als Sporthund ausgesprochen gut. Er ist aber nicht so extrem auf Leistung ausgerichtet, wie sein kurzhaariger Verwandter: der Malinois. Der Standard fordert ein lebhaftes und munteres Temperament sowie und seine gefestigten Charaktereigenschaften, die weder Angst noch Aggressivität kennen. Der Tervueren als Arbeitshund – hoch intelligent, sensibel und vor allem arbeitswillig – braucht ein Herrchen und Frauchen, das mit ihm aktiv ist. Das solltest du immer im Bewusstsein haben. Werden diese Hunde unterfordert, können sie auf Dauer ihren Frust in Aggressivität abladen. Wird mit dem Tervueren fachgerecht gearbeitet, ob im Dienst oder beim Sport, so ist er auch ein wunderbarer Familienhund.
Haltung
Der Tervueren ist hinsichtlich der äußeren Bedingungen an seine Haltung ausgesprochen anspruchslos. Er ist jedoch ausgesprochen anspruchsvoll, was den Umgang mit ihm angeht. Er braucht artgerechte Beschäftigung. Darüber hinaus ist er als Begleiter beim Joggen, Reiten oder Radfahren ideal. Gerne geht er auch ins Wasser, selbst im Winter. Der Tervueren braucht viel Bewegung und zwar täglich, sonst wird er unruhig und unausgeglichen. Ideal ist eine ländliche Umgebung, in der man neben Arbeit oder Sport mit ihm täglich Ausflüge unternehmen kann. Der Tervueren braucht aktive Menschen um ihn herum. Er ist kein Couch Potatoe oder Schoßhündchen.
Erziehung
Der Tervueren nimmt sich wie alle Belgischen Schäferhunde lange Zeit, erwachsen zu werden. Erst mit drei Jahren ist er auch mental richtig ausgewachsen. Da diese Hunde engagiert, arbeitswillig und hochintelligent sind, stellen sie von Beginn an hohe Anforderungen an ihre Halter. Sie lassen sich sehr leicht erziehen, aber man muss wissen wie. In der ersten Zeit sollten man ihnen viel Zeit für das Spiel, zugleich die Grundregeln des Zusammenlebens mit den Menschen lernen lassen. Direkte Ausbildung und so genannte Gehorsams-Erziehung sollte man bei einigermaßen gefestigten Individuen etwa aber dem zehnten Lebensmonat beginnen. Leider werden zuweilen – trotz gesetzlichen Verbots – Elektroschocker und andere Gewaltmaßmahmen eingesetzt. So werden nur Selbstbewusstsein und Arbeitsfreude der Hunde zerstört. Der Einsatz solcher Mittel ist nicht einmal nötig und zeugt nur von der Unfähigkeit solcher Halter. Die Hunde wollen und können lernen und auf Basis des Vertrauens sowie hundgerechter Kommunikation enorme Leistungen im Dienste des Menschen erbringen. Ein Tervueren muss zunächst wie jeder Hund erzogen werden. Dort lernt er die sozialen Regel, die Gebote und Verbote. Ein Tervueren sollte danach in aller Regel eine Ausbildung erhalten. Erst dort kann er sein Temperament entfalten und sein Arbeitsbedürfnis befriedigen. Für die Ausbildung solltest du dich unbedingt mit den entsprechenden Fachleuten aus Hundeschulen und Vereinen in Verbindung setzen.
Pflege und Gesundheit
Der Tervueren ist ein pflegeleichter, robuster Hund.
Fellpflege
Das Fell bedarf keiner besonderen Pflege. Regelmäßig bürsten reicht.
Rassetypische Krankheiten
In der seriösen Zucht keine.
Ernährung
Der Tervueren stellt keine besonderen Ansprüche an seine Ernährung.
Lebenserwartung
Der Tervueren erfreut sich einer robusten Gesundheit und Fitness und kann ohne Probleme 12 und mehr Jahre alt werden.
Einen Tervueren kaufen
Wenn du dir einen Tervueren anschaffen willst, solltest du bedenken, dass es sich bei ihm um einen echten Arbeitshund handelt. Dann solltest du dich rechtzeitig vor Ort nach Züchtern umschauen, die dem VDH angeschlossen sind. Die Kosten liegen bei ca. 1000 Euro.
Christoph Jung Seit seiner Kindheit gehören Hunde zu den besten Freunden des Hundeforschers. Die Beziehung Mensch – Hund ist für ihn ein faszinierendes Thema, das ihn täglich beschäftigt und für das er sich auch öffentlich engagiert. Aus seiner täglichen Forschung entstand das Buch „Tierisch beste Freunde“. Jung lebt mit seiner Familie und seinen Hunden in der Nähe von Halle.