Hund beschäftigen und auslasten

Verfasst von Kristina Ziemer-Falke
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Hund auslasten und beschäftigen

Ein ausgelasteter Hund ist ein glücklicher Hund – diesen Satz hört man oft. Doch was bedeutet „Auslastung“ eigentlich wirklich? Reicht ein langer Spaziergang? Muss es immer Action sein? Und wie sieht sinnvolle Beschäftigung für Welpen, erwachsene Hunde oder Senioren aus? Die gute Nachricht: Deinen Hund zu beschäftigen muss weder kompliziert noch zeitintensiv sein. Es geht nicht darum, deinen Alltag komplett umzukrempeln, sondern darum, passende, artgerechte und liebevolle Beschäftigung in euren gemeinsamen Alltag zu integrieren. Wir erklären dir warum gute Beschäftigung so viel mehr ist als „den Hund müde machen“, geben dir verständliche Erklärungen und viele Ideen – für drinnen, draußen und für unterschiedliche Lebensphasen.

Wie viel Beschäftigung brauchen Hunde?

Die richtige Menge an Beschäftigung hängt stark vom Alter, der Rasse, dem Charakter und dem Gesundheitszustand deines Hundes ab.

Welpen

Welpen sind neugierig, verspielt und lernen ständig. Sie sind auch schnell überfordert und zu viel Input kann sie überdrehen oder stressen. Daher ist weniger mehr:

  • kurze, häufige Beschäftigungseinheiten (5–10 Minuten) in richtiger Balance – fordern, aber nicht überfordern
  • viel Schlaf und Ruhezeiten
  • spielerisches Lernen statt Training
  • Erkundung der Umwelt in kleinen Dosen

Erwachsene Hunde

Bei erwachsene Hunden ist die Balance entscheidend. Sie brauchen:

  • körperliche Bewegung
  • geistige Auslastung
  • soziale Kontakte
  • Ruhephasen

Je nach Hund können das 1–3 Stunden aktive Beschäftigung pro Tag sein. Aufgeteilt in Spaziergänge, Spiel, sozialer Kontakt, Training und Denkaufgaben.

Senioren

Ältere Hunde brauchen weiterhin Beschäftigung. Anders als bei erwachsenen Hunden, sollte sie angepasst und achtsam stattfinden.
Achte auf:

  • kürzere, ruhigere Einheiten
  • gelenkschonende Bewegung
  • geistige Aufgaben statt körperlicher Höchstleistung
  • feste Routinen
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Gibt es Hunderassen, die mehr Auslastung benötigen?

Ja, manche Rassen wurden gezielt dafür gezüchtet, zu arbeiten. Sie benötigen besonders viel Auslastung. Hunde mit besonders hohem Beschäftigungsbedarf sind zum Beispiel Hütehunde (Border Collie, Australian Shepherd), Jagdhunde (Pointer, Retriever), Gebrauchshunde (Malinois, Deutscher Schäferhund) oder sehr intelligente Mischlinge. Aber auch kleine Hunde oder gemütlich wirkende Rassen brauchen Beschäftigung. Immer angepasst an ihre Bedürfnisse.

Was ist artgerechte Beschäftigung für Hunde?

Artgerechte Beschäftigung bedeutet den Hund körperlich und geistig zu fordern und dabei seine natürlichen und persönliche Bedürfnisse zu berücksichtigen. Bei der Beschäftigung gilt es Überforderung zu vermeiden und deinem Hund Raum für Ruhe zu lassen.

Beispiele für eine artgerechte Beschäftigung für Hunde:

  • Schnüffeln
  • Erkunden
  • Lernen
  • soziale Interaktion
  • Bewegung im eigenen Tempo

Nicht jeder Hund möchte Bälle jagen oder Agility laufen und das ist völlig okay.

Wie laste ich meinen Hund geistig aus?

Den Hund geistig auszulasten muss nicht zeitaufwändig oder kompliziert sein. Schon wenige Minuten Denkaufgaben können Hunde angenehm ermüden. Mentale Auslastung ist oft effektiver als reine Bewegung und ein geistig ausgelasteter Hund ist oft entspannter als ein nur körperlich ausgelasteter.

Ideen für geistige Auslastung, die sich einfach in den Alltag integrieren lassen:

  • Futtersuchspiele
  • Intelligenzspielzeuge
  • Tricks lernen
  • Geruchsunterscheidung
  • kleine Trainingsaufgaben im Alltag
  • neue Wege & Umgebungen

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Wie viel soziale Auslastung braucht mein Hund?

Hunde sind soziale Wesen, aber auch hier gibt es große Unterschiede. Nicht jeder Hund braucht täglich Spiel mit Artgenossen. Für manche ist Nähe zu „ihrem Menschen“ völlig ausreichend. Soziale Auslastung kann auch bedeuten Zeit mit dir zu verbringen. Sei es beim gemeinsamen Training oder auch beim ruhigen Zusammensein und Kuscheln.

Wie merkt man, dass ein Hund nicht ausgelastet oder gelangweilt ist?

Unterforderung zeigt sich oft schleichend. Typische Anzeichen sind:

Wichtig: Diese Symptome können auch gesundheitliche Ursachen haben. Bitte lass auffällige Verhaltensänderungen immer tierärztlich oder verhaltenstherapeutisch abklären.

Wie viel Zeit muss ich täglich für Beschäftigung einplanen?

Die Zeit, die du für die Beschäftigung mit deinem Hund einplanen solltest, hängt stark vom Hund ab. Alltagshandlungen wie gemeinsames Erkunden, Training auf dem Spaziergang oder ruhige Nähe zählen dabei ebenfalls. Als grobe Orientierung:

  • Welpen: mehrere kurze Einheiten (gesamt ca. 30–60 Min. aktiv)
  • Erwachsene Hunde: ca. 1,5–3 Stunden (inkl. Spaziergänge)
  • Senioren: angepasst, oft 1–2 Stunden mit Pausen

Beschäftigungsideen für drinnen

  • Geistige Spiele: Futter im Handtuch verstecken, Leckerlis unter Bechern, Schnüffelteppich, selbstgemachte Suchspiele
  • Training & Tricks: Pfote geben, Targets berühren, Gegenstände unterscheiden, ruhiges Bleiben üben
  • Ruhe & Bindung: gemeinsames Entspannen, sanfte Massagen, Kauartikel zur Beruhigung, Deckentraining

Beschäftigungsideen für draußen

  • Spaziergänge mit Mehrwert: neue Routen, bewusstes Schnüffeln zulassen, kleine Trainingseinheiten einbauen, Tempowechsel
  • Spiel & Bewegung: Apportierspiele, Parcoursspiele, Hindernisse in der Natur, Wasserarbeit (je nach Hund)
  • Nasenarbeit: Fährten legen, Leckerli-Suchen im Gras, Geruchsunterscheidung

Fazit: Weniger Druck, mehr Verständnis

Ein ausgelasteter Hund ist kein „müder Hund um jeden Preis“. Manchmal braucht dein Hund weniger Action und statt dessen mehr Ruhe, klarere Strukturen und bessere Pausen. Denk immer daran, dass die Beschäftigung Spaß machen soll. Und zwar im Idealfall euch beiden.

Die hier genannten Informationen und Ideen ersetzen keinen Besuch bei Tierärzten oder Verhaltensexperten. Wenn dein Hund Verhaltensauffälligkeiten zeigt, Schmerzen haben könnte oder sich plötzlich stark verändert, sollte dies immer fachlich abgeklärt werden.


Kristina Ziemer-Falke

Kristina Ziemer-Falke, Hundetrainerin & Verhaltensberaterin

Gemeinsam mit ihrem Mann Jörg Ziemer betreibt sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Kristina verfügt über eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin und Ernährungsberaterin für Hunde und einen Sachkundenachweis im Arzneimittelgesetz. Darüber hinaus sitzt sie im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen und ist erfolgreich als Autorin von Fachbüchern und für Hundezeitschriften.

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