Fährtenarbeit: Spaß für Hund und Halter

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Fährtenarbeit für den Hund

Hunde erkunden die Welt mithilfe ihrer Nase. Kein Wunder, dass vor allem die sogenannte Nasenarbeit den Hunden so viel Spaß macht. Jedes Leckerchen, dass mit der Nase erst erschnüffelt werden muss, schmeckt noch mal so gut. Und wenn dein Hund dann auch noch einer ganzen Spur folgen darf, wird er besonders zufrieden und ausgelastet sein, denn die Fährtenarbeit ist besonders anstrengend.

Sucharbeit: Professionell oder spielerisch

Die Nasenleistung der Hunde ist geradezu unfassbar: Hunde können nicht nur unter tiefem Schnee verschüttete Menschen aufspüren, sondern auch geringste Mengen Sprengstoff oder Drogen erschnüffeln. Auch Krebszellen oder ein veränderter Blutzuckergehalt bleiben ihnen nicht verborgen. Dahinter steckt eine lange und fundierte Ausbildung. Willst du mit deinem Hund in der Rettungshundearbeit oder beim Mantrailing aktiv werden, dann kommst du um die regelmäßige Schulung bei einem Profi nicht herum. Doch auf ein paar einfache Fährten, die deinen Hund körperlich und vor allem geistig fordern, kannst du deinen Hund auch selbst schicken.

Fährtenarbeit ist für alle geeignet

Das Besondere an der Fährtenarbeit ist, dass es wirklich für alle geeignet ist:

  • Da es nicht um Schnelligkeit oder körperliche Geschicklichkeit geht, können Junghunde, aber auch Hundesenioren mitmachen.
  • Auch der Hundebesitzer braucht keine besondere körperliche Fitness.
  • Da der Hund dabei an der Leine bleibt, ist dieses Training vor allem für Hunde eine willkommene Abwechslung, die aufgrund von Angst oder Aggression nicht von der Leine gelassen werden dürfen.
  • Es wird nur wenig Ausrüstung gebraucht und die Vorbereitungszeit ist gering.

So beginnst Du mit der Fährtenarbeit

Um mit einfacher Fährtensuche anzufangen, braucht es nicht viel. Wahrscheinlich hast du schon alles davon zu Hause. Du benötigst zunächst:

  • Hundegeschirr
  • Schleppleine
  • Halstuch
  • Winzige und köstliche Leckerchen, z. B. Käsewürfel
  • Frischen Pansen

Vorbereitung der Sucharbeit

Zunächst brauchst du einen geeigneten Untergrund für deine Fährtenarbeit. Gut geeignet ist eine große Wiese. Am besten nimmst du immer eine Wiese, die nicht ständig als Hundeauslauf dient, damit dein Hund nicht durch die ganzen Gerüche abgelenkt ist. Und außerdem bleiben vielleicht ein paar Leckerchen von deiner Spur liegen – darüber sind dann andere Hundebesitzer sicher wenig erfreut. Dein Hund sollte bei der Fährtenarbeit ein Geschirr tragen, denn wenn er sich bei der Arbeit richtig ins Zeug legt, würde ihn ein Halsband nur würgen.

Extra-Tipp: Ziehe deinem Hund bei der Fährtenarbeit immer ein Halstuch an oder eine bunte Warnweste oder Ähnliches. Dieses Teil ziehst du ihm nur dann an, wenn es um die Fährtenarbeit geht. Alternativ kannst du auch ein neues Geschirr nehmen, das sich deutlich von dem unterscheidet, das du ihm zum Spazierengehen anziehst. Der Sinn des Ganzen: dein Hund soll lernen, dass das Tuch oder das spezielle Geschirr bedeutet, dass es nun ums Fährtensuchen geht – und dass er nur jetzt einer Spur folgen darf. Denn du willst ihm ja nicht beibringen, plötzlich selbstständig im Wald beim Gassigehen eine Fährte aufzunehmen. Es wird nicht lange dauern und dein Hund hat verstanden, was es mit diesem Extra-Accessoire auf sich hat.

Dann nimmst du deinen Hund an die Schleppleine. Das hat zwei Gründe: Zum einen kannst Du so das Tempo deines Hundes bestimmen. Und zum anderen soll dein Hund merken, dass ihr beide diese Fährte gemeinsam erarbeitet. So lernt er, dass er nur mit dir einer Spur folgen darf.

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Die erste Fährte legen

Binde deinen Hund am Rand der Wiese an. Er darf ruhig zuschauen, was du da tust, soll dir aber nicht folgen.

  • Nun gehst du zum Ausgangspunkt deiner Fährte. Wichtig ist, dass du dir immer einen Orientierungspunkt am Ausganspunkt und Ziel merkst, damit du selbst deine Fährte wiederfindest. Markiere nicht mit einem Stein, Leine oder Schlüsselbund – das wird dein Hund schnell erkennen und dann schummeln. Merke dir lieber einen Baum, einen Maulwurfhügel oder eine kleine Senke etc.
  • Am Ausgangspunkt zertrampelst du zunächst mit den Füßen den Rasen auf einer kleinen Stelle, ca. 50 x 50 cm. Lege ein paar deiner kleinen Leckerchen in die Mitte der Stelle.
  • Nun gehst du in einer geraden Linie von dort aus zu deinem Ziel. „Schluffe“ in winzigen Schritten voran, sodass du das Gras unter deinen Füßen ein wenig zertrittst. Lege alle paar Schritte hinter dir ein Leckerchen in deine Spur.
  • Nach ca. 20 Metern bist du am Ziel. Tritt hier wieder eine größere Stelle platt und lege eine gute Handvoll Leckerchen dort ab.
  • Wenn du im Gras deine Spur erkennen kannst, dann gehe genau auf dieser Spur wieder zurück. Sollte das nicht möglich sein, mache einen weiten Sprung aus der Spur heraus und gehe dann in einem großen Bogen zu deinem Hund zurück.

Jetzt heißt es warten. Denn die Spur muss erst reifen. Das bedeutet, dass die umgeknickten Grashalme, der aufgeraute Boden und die Körperzellen, die von dir abgefallen sind, zu einer eigenen, ganz bestimmten Duftmischung herangären. Am besten wartest du 10 Minuten, dann ist der Gärprozess abgeschlossen.

Extra-Tipp: Achte auf die Windrichtung beim Legen der Spur. Der Wind sollte möglichst von der Seite oder von hinten kommen. Und allzu stürmisch sollte es auch nicht sein, weil die Duftmoleküle sonst so stark verwirbeln, dass die Suche sehr schwer für deinen Hund wird.

Schicke Deinen Hund auf Spurensuche

Nun geht es los mit der ersten Spurensuche:

  • Gehe mit deinem Hund zum Ausgangspunkt. Lasse ihn dort sitzen, bücke dich und betrachte „aufgeregt“ das niedergetretene Grasstück. Dein Hund soll merken, dass du etwas Tolles entdeckt hast. Dann hole ihn zu dir, zeige ihm die dort liegenden Leckerchen und schicke ihn von da aus auf die Spur. Wenn du möchtest kannst du jetzt schon ein Kommando etablieren, beispielsweise „Folgen!“.
  • Greife die Schleppleine so, dass sie in deiner offenen Hand liegt. Denn so besteht weniger die Gefahr, dass du deinen Hund unbewusst zu lenken versuchst. Nur wenn er zu schnell wird, kannst du kurz zupacken und ihn bremsen. Ansonsten soll die Leine locker in deiner Hand liegen.
  • Dein Hund wird bei den ersten Metern sicherlich jedes einzelne Leckerchen aufnehmen, aber oft hat der Hund schon nach wenigen Metern erkannt, dass es nicht in erster Linie um die Leckerchen, sondern um die Spur an sich geht. Er wird dann das ein oder andere Stück liegen lassen und zielstrebig weitersuchen.
  • Sobald er am Ziel angekommen ist, darf er den dort liegenden Jackpot fressen und wird ausgiebig gelobt.
  • Nun bindest du ihn wieder am Rand der Wiese ab, legst an anderer Stelle eine ganz neue Spur und wiederholst das Ganze. Fürs Erste reichen zwei Fährten.

Alternativen bei der Fährtensuche

Sobald dein Hund verstanden hat, um was es bei der Fährtensuche geht, kannst du die Arbeit etwas abwechslungsreicher und dann auch schrittweise schwieriger gestalten.

Eine duftende Pansenspur legen

Eine schöne Alternative zur Leckerchenspur ist beispielsweise eine Pansenspur. Dazu brauchst du ein Stück frischen Pansen, den du (tiefgefroren) im Hundefutterladen bekommst.

Achtung: Frischer Pansen riecht für Hunde köstlich, für uns eher eklig. Darum solltest du bei der Arbeit mit Pansen besser ein paar Einweg-Gummihandschuhe tragen.

  • Binde an ein Stück aufgetauten Pansen eine Kordel und ziehe den Pansen beim Treten der Fährte hinter dir her. So gelangt der Geruch des Pansens auf den Boden.
  • Am Ende der Spur bindest du den Pansen los und lässt ihn als Belohnung dort im Zielpunkt liegen.
  • Nun schickst du deinen Hund wie gehabt auf die Spur. Doch jetzt gibt es keine Leckerchen, die er unterwegs aufnehmen kann, sondern es lockt nur die Belohnung am Ende der Spur.

Pansen findest du eklig? Dann kannst du auch etwas Rinder- oder Hühnerbrühe in eine Flasche füllen und alle paar Schritte auf Ihrer Spur etwas davon verteilen. Am Ende der Spur muss dann aber natürlich eine tolle Belohnung warten.

Mit unterschiedlichem Boden arbeiten

Das zertretene Gras, der leicht aufgewühlte Boden und die Duftspur – alles das ist für den Hund ein Duft, dem er relativ leicht folgen kann. Schwierig wird es, wenn sich der Boden auf der Spur ändert, z.B. weil die Spur einen Feldweg oder ein Stück Asphaltstraße kreuzt. Ist dein Hund voller Eifer bei der Fährtensuche dabei, kannst du so den Schwierigkeitsgrad erhöhen.

Rechter Winkel: Diese Spur hat einen Haken

Bisher ging es bei deiner Fährtensuche immer geradeaus. Baue, wenn du es schwieriger gestalten möchtest, einen (oder später mehrere) rechte Winkel auf deiner Spur ein. Du wirst sehen, dass das gar nicht so einfach für deinen Hund ist.

Wichtig: Merke dir wieder anhand eines auffälligen Grasbüschels, eines Steins oder Baums, wo du den rechten Winkel eingeleitet hast. Nur so kannst du überprüfen, ob dein Hund auf der richtigen Spur ist.

Hüte dich davor, deinem Hund bei der Spurensuche helfen zu wollen: Er weiß es meistens besser als du. Vielleicht läuft er einen Bogen, weil der Wind die Duftstoffe verteilt hat. Und doch findet er so das Ziel der Suche. Lasse die Schleppleine immer locker, um ihn nicht – unbewusst – zu beeinflussen. Nur wenn du merkst, dass er völlig die Spur verloren hat, führst du ihn zurück zur Fährte.

Hat dein Hund verstanden, worum es bei der Fährtensuche geht, kannst du bald die Spur nur mit deinen Füßen austreten. Und deiner Fantasie, wohin es gehen könnte – über Stock und Stein –, sind keine Grenzen gesetzt.


Dieser Text wurde erstellt in Zusammenarbeit mit Regina Rademächers:

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Kommentare, Fragen und Antworten
  1. Sylvia sagt:

    Einfach zu verstehen und in meiner Wahrnehmung das Beste was ich bis jetzt gelesen habe. Probiere es gleich morgen aus. Danke

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