„Bei Fuß“ trainieren

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Bei Fuß

Soll der Hund „Bei-Fuß“ gehen, so drückt er sich mit seiner Schulter nah an das linke Bein des Halters und geht dicht mit seinem Frauchen/Herrchen mit. Je nachdem für welche Hundesportart das „Bei-Fuß“ genutzt wird, soll er dabei mehr oder weniger zum Halter intensiv Blickkontakt halten. Bleibt dieser stehen, setzt sich der Hund wieder parallel zu ihm hin. So wird der Unterschied zur Leinenführigkeit sehr deutlich, bei der der Hund zwar auch mit seinem Menschen mitgeht, er jedoch den Leinenradius nutzen darf, er sich nicht hinsetzen muss, wenn stehengeblieben wird und auch der Blickkontakt kein Muss ist.

Wieso dieses Signal?

Das „Bei-Fuß“ ist zum Beispiel essenzieller Bestandteil des Obedience-Trainings und der Begleithundeprüfung, aber auch im Dummysport wird es gebraucht. Möchte man also aktiv Hundesport betreiben, wird man auch das „Bei-Fuß“ nach der jeweiligen Prüfungsordnung mit seinem Hund trainieren müssen.
Das Beherrschen des „Bei-Fuß-Gehens“ bringt nicht nur den sportlichen Erfolg mit sich, sondern auch Sicherheit durch das kontrollierte Führen des Hundes und die Stärkung der Beziehung zwischen Mensch und Hund. Es bedarf etwas Zeit, eine gute Fußarbeit zu entwickeln, doch lohnt es sich allemal.

Wie sieht das Training aus?

Schritt 1

Beginnen solltest du im Haus oder in der Wohnung, da hier weniger Ablenkung herrscht als draußen. Das macht es deinem Hund leichter, sich auf dich zu konzentrieren. Das Training beginnt mit der Grundstellung – der Ausgangsposition. Dein Hund soll auf der linken Seite dicht neben deinem Bein sitzen und dich anschauen. Du bringst ihn in diese Position, indem du zuerst ein Leckerli rechts um deine Beine nach hinten führst. Dann lockst du deinen Hund mithilfe des Leckerlis neben deinem linken Bein leicht nach vorne und platzierst ihn parallel neben dir. Du lässt ihn sitzen und winkelst deinen Arm an. Dabei ziehst du automatisch das Leckerli hoch, was dazu führt, dass dein Hund den Blick nach oben richtet. Das ist der Moment, in dem du belohnst und er das Leckerli erhält. Gerne kannst du auch schon die Zwischenschritte belohnen, damit dein Hund Erfolg hat und motiviert bei der Sache bleibt.

Schritt 2

Im nächsten Schritt lässt du das Leckerli weg und lockst mit der leeren Hand. Hier kannst du gerne mit einem Markersignal, z. B. dem Clicker arbeiten, um deinen Hund punktgenau zu verstärken. Du belohnst weiterhin, wenn dein Hund korrekt sitzt und dich abwartend anschaut. Nach einigen Wiederholungen kannst du das Wortsignal einbauen: „Fuß“. Dies sagst du kurz bevor du mit der lockenden Handbewegung beginnst.

Schritt 3

Reagiert dein Hund zuverlässig auf das „Fuß-Signal“ und nimmt die Grundposition ein, kommt etwas Bewegung in die Übung. Du kannst dich etwas nach rechts drehen, nachdem dein Hund in der Grundposition sitzt. Dein Hund soll nun deiner Bewegung folgen und sich wieder parallel zu dir hinsetzen. Dies belohnst du wieder. Bei diesem Schritt lernt dein Hund, dass er dicht neben dir bleiben soll, egal wie du dich bewegst. Klappt es mit der Drehung nach rechts gut, beginne auch dich nach links zu drehen. Gehe noch keine großen Schritte, sondern festige zunächst diese Position.

Schritt 4

Dann geht es die ersten Schritte vorwärts. Starte wieder mit deinem Hund in der Grundposition und gehe dann einen Schritt nach vorne. Auch hier soll dein Hund dir folgen, um wieder belohnt zu werden. Es kann hilfreich sein, immer mit dem gleichen Bein zu starten. Es signalisiert das Losgehen und ist eine gute Hilfestellung für deinen Hund. Steigere nach und nach die Schrittzahl, aber immer so kleinschrittig, dass dein Hund das gewünschte Verhalten zeigen kann.

Das Signal festigen

Gerade der aufmerksame Blickkontakt sollte so gefestigt sein, dass sich dein Hund möglichst durch nichts ablenken lässt und konsequent in der Grundstellung bleibt und dich erwartungsvoll anschaut. Zögere daher im weiteren Trainingsverlauf ruhig den Moment heraus, in dem du belohnst, damit dein Vierbeiner lernt, dich auch länger geduldig anzuschauen. Gefestigt wird es zudem durch die Zunahme von Umgebungsreizen, wie beispielsweise durch das Üben auf einer Wiese.

Je nachdem, wie ambitioniert du planst, das „Bei-Fuß-Gehen“ zu verwenden, solltest du deinen Hund penibel korrigieren, wenn er beispielsweise schief sitzt oder dich beim Laufen zu sehr bedrängt (vorausgesetzt dein Hund weiß, was er tun soll). Im Hundesport würde dies für einen Punktabzug sorgen. Möchtest du das „Bei-Fuß-Gehen“ hobbymäßig verwenden, kannst du natürlich selbst bestimmen, ob dich das überhaupt stört.

Auflösen

Nach jedem Training solltest du deinen Hund aus der Übung entlassen, damit er weiß, wann er sich wieder frei bewegen und den Blickkontakt beenden darf. Lobe ihn überschwänglich und/oder spiele mit ihm ausgelassen eine Runde im Anschluss.

Im Alltag

Im Alltag kannst du wunderbar kurze Trainingssequenzen einbauen. Wetterunabhängig solltest du sowieso zu Beginn in der Wohnung üben. Sobald ihr im Training fortgeschritten seid, könnt ihr durchaus raus und mal auf einer ruhigen Wiese trainieren. Das lässt sich ganz unkompliziert bei einem Gassi-Gang umsetzen, da neben einer Portion Geduld und einer positiven Grundstimmung lediglich besonders tolle Leckerlis erforderlich sind.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


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