Zahl der Vögel geht zurück

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Kiebitz

Wenn man vor knapp 30 Jahren aus dem Fenster geblickt hat, war die Landschaft in Deutschland geprägt von viel Natur, Waldflächen, Ackerbau auf Kleinflächen und nicht sonderlich großen Städten: der ideale Nist- und Brutplatz für eine Vielzahl an Vögeln. Deutschland ist reich gesegnet mit einer hohen Anzahl an Vogelarten. Insgesamt brüten, nisten und leben hier in etwa 250 bis 300 Vogelarten. Dabei nicht mit eingerechnet sind Vögel, die als Zugvögel Deutschland queren und sich nicht für eine längere Zeit aufhalten.

In den letzten Jahrzehnten sind nur wenige Vogelarten in Deutschland ausgestorben, wie zum Beispiel die Doppelschnepfe oder der imposante Schlangenadler. Andere Vogelarten sind durch den Klimawandel vom Süden nach Deutschland gekommen. Das alles klingt nun nicht sonderlich besorgniserregend. Dennoch schlagen die Naturschützer Alarm: Die Anzahl an Brutpaaren in landwirtschaftlichen Gebieten Europas ist den letzten 30 Jahren um 300 Millionen geschrumpft – ein Rückgang von 57 Prozent!

Manche Vogelarten sind besonders betroffen

Durch den radikalen Wandel der Landwirtschaft von kleinen Flächen zu Großbetrieben und der hochgradig maschinellen Bearbeitung der Äcker hat sich das Leben einiger Vögel dramatisch verändert. Zusätzlich sind die deutschen Städte stark gewachsen, was den Lebensraum mancher Feld- und Sumpfvögel ebenfalls beengt hat. So zeigt ein Drittel aller deutschen Vogelarten signifikante Bestandsabnahmen. Seit Jahren ist das Rebhuhn schon auf der „Roten Liste“ gefährdeter Tierarten in Deutschland und wird aus Artenschutzgründen kaum gejagt. Eine Verringerung des Bestandes von über 84 Prozent in 25 Jahren spricht dabei Bände. Ähnlich geht es dem Kiebitz, dem Braunkehlchen oder der Uferschnepfe. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Gründe für den Rückgang

Neben der Veränderung der Bearbeitung landwirtschaftlicher Flächen und der Maximierung von Ackerflächen und Produktion gibt es eine Vielzahl an weiteren Gründen für den Rückgang ganzer Brutkolonien. Einer dieser Gründe wird dir auf den ersten Blick als gar nicht so unangenehm vorkommen: Es gibt einen signifikanten Rückgang in der Verbreitung und in der Anzahl von Insekten.

Durch Pestizide und Insektengifte wurden so manche Insektenarten um bis zu 90 Prozent dezimiert. Solch ein tiefgreifender Rückgang der Hauptnahrungsquelle mancher Vogelarten geht nicht spurlos an deren Population vorüber. Ohne Nahrung wird automatisch weniger gebrütet, um die eigenen Energiereserven nicht zu verzehren. Schwacher und kranker Nachwuchs kann dann nicht ausreichend versorgt werden. Das ist ein Teufelskreislauf, der schleichend in den letzten Jahren an der Anzahl vieler deutscher Vogelarten genagt hat.
Leider steht Deutschland in dieser Hinsicht nicht alleine da. Andere europäische Länder beobachten eine ähnliche Entwicklung und auch weltweit ist eine Abnahme von Vogelbeständen kaum noch aufzuhalten. An dieser Stelle stellt sich die Frage, was du tun kannst, um den bedrohten Vogelarten zu helfen.

Brutstätte Garten und Futter für den seltenen Zaungast

Vögel suchen einen sicheren Unterschlupf für ihren Nachwuchs. Egal ob Hochbrüter, die hohe Bäume und Felsvorsprünge bevorzugen, oder Bodenbrüter, die ihr Nest auf dem Boden bauen – eine unberührte, ruhige Ecke wirkt Wunder. Solltest du in deinem Garten einen Platz haben, an den du sowieso nur selten gehst, weil er vielleicht zu abgelegen oder ungenutzt ist, dann ist dort der ideale Punkt, um mit deinem Rettungseinsatz zu starten. Nistkästen in hoher und mittelhoher Höhe gibt es für die verschiedensten Vogelarten und diese lassen sich an Bäumen, frei hängend oder an einem Pfosten sicher befestigen.

Achte darauf, ob es in deiner Nachbarschaft viele Freigänger-Katzen gibt. Dementsprechend sind die Nistplätze gegen den Zugriff der Katzen abzusichern. Äste vom letzten Garteneinsatz können dort auch gerne liegen bleiben und bilden mit einem dichten Gestrüpp den perfekten Ansatzpunkt für den Nestbau manches Bodenbrüters. Auch Nistmaterial, wie Stroh und feine Äste, sollte einfach einmal nicht so schnell entsorgt werden. Zur Brutzeit werden die feinen Äste wie von Geisterhand verschwinden und kunstvoll in das nächste Nest eingebaut. Ein paar nicht abgeschnittene Disteln und Altgras im Herbst locken zudem Insekten zum Überwintern an: ein Festmahl für Vögel.

Neben dem geschützten Brutplatz mangelt es den meisten bedrohten Vogelarten an ausreichend Nahrung. Auch hier kannst du Abhilfe schaffen. Wenn du statt Nadelholz und Zierbaum lieber Weißdorn (Crateagus monogyna) und Schwarzen Holunder (Sambucus nigra) pflanzt. So fühlen sich der Dompfaff und die Singdrossel bei dir wohl. Die Büsche eignen sich ideal für den Nestbau und bieten zudem Beeren und Früchte für die Vögel. Ähnlich gut eignen sich die dornigen Berberitzen. Auch hier ist die Kombination aus Schutz und Nahrung ideal, da sich in dieses Gebüsch sicherlich keine Katze wagt. Wenn du nun glaubst, dass sich nur wilde, ungeschnittene Büsche für Heckenbrüter eignen, irrst du dich. Auch eine dichte, fein getrimmte Hecke kann das bieten, was der kleine Vogel zur Aufbrut benötigt: ein enges, undurchdringliches Dickicht.

Füttern nicht nur im kalten Winter

Leider finden nur wenige bedrohte Vogelarten den Weg zu deinem winterlichen Futterplatz. Meist sind es die noch eher weit verbreiteten Amseln oder Meisen, die sich dort tummeln. Doch auch ihnen hilft im harten Winter das ein oder andere Samenkorn. Die aufgezählten Fakten sprechen jedoch nicht nur für eine Fütterung im Winter, sondern vielmehr auch für eine Ganzjahresfütterung. Folgendes ist jedoch bei der Vogelfütterung zu beachten:

  • Kein Futter auf den Boden werfen. Dort vermischt es sich mit dem Kot der Vögel und kann zu Krankheiten führen.
  • Das Vogelhaus immer sauber halten und regelmäßig altes, schon vergammeltes Futter entsorgen.
  • Möglichst für ein breites Angebot an Futter sorgen. Dazu gehören Sonnenblumenkerne, Getreidekörner, Haferflocken, aber auch Obst und Rosinen. Natürlich kann auch der ein oder andere Futterring oder Futterknödel aufgehängt werden.

Von der Gestaltung des Gartens, über Nistplätze bis hin zum Anfüttern im Winter und zur Ganzjahresfütterung – wenn du diese Empfehlungen berücksichtigst, kannst du einigen bedrohten Vogelarten wirklich helfen. Denke einfach einmal darüber nach. Die Vögel in Deutschland werden es dir danken.

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