Körpersprache von Pferden richtig deuten

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Körpersprache von Pferden

Wie einfach es doch wäre, wenn unsere Pferde mit uns sprechen könnten. Wenn sie uns erzählen würden, was sie sich wünschen oder ob sie glücklich sind. Doch dies ist leider nur Wunschdenken, weshalb ein genaues Beobachten und Deuten der Körpersprache von Pferden für ein harmonisches Miteinander besonders wichtig ist. Denn anhand des Ausdrucksverhaltens können wir Rückschlüsse auf den Gemütszustand unseres Pferdes schließen. Wir möchten dir hier ein paar Tipps geben, worauf du bei der Körpersprache achten musst, um dein Pferd richtig deuten zu können.

Wie kommunizieren Pferde?

Um Verständnis dafür entwickeln zu können, müssen wir uns zuerst die Körpersprache von Pferden anschauen. Die Körpersprache ist nämlich ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation. Dazu zählen neben der Mimik auch die Gestik, die Haltung und auch die Körperspannung. Genauso zählen Laute, auch wenn sie nicht so häufig auftreten, dazu. Pferde können nicht nur wiehern, sondern beispielsweise auch quieken oder prusten. Berührungen stellen gleichermaßen eine Art der Kommunikation dar. Pferde berühren einander oder uns Menschen in den unterschiedlichsten Situationen. Dabei stupsen sie mit ihrer Nase, können beißen oder auch nur knabbern, sie kraulen einander, sie schmiegen sich an oder treten aus. Nicht zu unterschätzen ist die Geruchsleistung der Pferde. Sie können riechen, wenn wir Menschen beispielsweise Angst haben. Sie können außerdem erkennen, in welchem Zyklusstadium sich die Stute befindet oder ob ihr Gegenüber krank ist. Hältst du deinem Pferd die Hand hin, wird es zunächst daran schnuppern, um genaue Informationen von dir zu erlangen.

„Man kann nicht nicht kommunizieren“ – das gilt auch für die Körpersprache von Pferden

Wer kennt diese Aussage von Paul Watzlawick nicht? Und dies sollten wir auch im Zusammenhang mit unseren Pferden stets im Hinterkopf behalten. Denn selbst wenn wir uns unseren Pferden gegenüber ruhig verhalten und sie nur beobachten, teilen wir ihnen genügend Informationen mit, ganz einfach über unsere eigene Körpersprache. Genau das Gleiche gilt bei unseren Pferden. Sie kommunizieren auch permanent mit uns. Selbst wenn sie ruhend in der Box stehen, können wir an ihrer Körpersprache erkennen, dass sie pausieren. Wir müssen also lernen, die Anzeichen zu erkennen und einzuordnen. Leider ist es nicht immer so einfach, ein Pferd richtig zu deuten. Vor allem wenn es sich dabei um ein fremdes Pferd handelt. Denn trotz gemeinsamer körpersprachlicher Elemente kann jedes Pferd noch zusätzlich seinen Gefühlen individuell Ausdruck verleihen. Bei deinem Pferd wirst du bestimmt schneller erkennen und wissen, was es dir mitteilen will. Schließlich seid ihr ein vertrautes Team.

Betrachten wir nun die Körpersprache genauer, müssen wir allerdings nicht nur die einzelnen Körperregionen separat anschauen. Vielmehr ergibt das Gesamtbild einen genauen Hinweis auf die Gemütslage unseres Pferdes.

Die Augen – der Spiegel der Seele

Sind die Augen wach und glänzend, schaut dich dein Pferd lebhaft an? Oder wirken die Augen eher stumpf und ausdruckslos? Dann solltest du die Ursache hinterfragen. Fühlt sich dein Pferd gerade nicht wohl oder hat es sogar Schmerzen? Sind die Augen vielleicht sogar trüb oder gar verklebt? Wie sind in diesem Zusammenhang die anderen Parameter wie Körperhaltung, Körperspannung und Ohren? Wie sieht das Fell aus und die Nüstern? Auch können die Augen Misstrauen oder Furcht ausdrücken. Gerade bei Angst werden die Augen weit aufgerissen, teils verdreht, bis das Weiße in den Augen zu erkennen ist.

Die Ohren – ein erster Hinweis auf die Gemütsverfassung

Die Ohren gelten im Allgemeinen als guter Hinweis auf die Gemütsverfassung des Pferdes. So gibt es unendlich viele verschiedene Ohrstellungen, die dies verdeutlichen. Allerdings musst du bedenken, auch den restlichen Körper bei deiner Einordnung mit einzubeziehen.
Ein gutes Beispiel, warum dies so wichtig ist, sind angelegte Ohren. Es kann ein Hinweis auf eine Drohung oder Abwehrhaltung sein oder auch Unsicherheit bedeuten. In beiden Situationen müssen wir uns daher unterschiedlich verhalten und immer den ganzen Pferdekörper im Blick haben. Sind die Ohren aufgerichtet und nach vorne orientiert, zeigt das Pferd Neugier und drückt Aufmerksamkeit aus.

Der Schweif – mehr als nur ein Hilfsmittel, um Insekten zu vertreiben

Ein Schweif hat ebenfalls jede Menge Ausdruckskraft und gibt viel über den Gemütszustand preis. So zeigt ein eingeklemmter Schweif eindeutig, dass dein Pferd Angst hat. Ist er hingegen hochgestellt, zeugt es von Anspannung oder auch Aufregung. Schlägt dein Pferd mit dem Schweif hin und her, kann dies aus Unsicherheit sein, Unruhe oder Verspannung.

Die Körperhaltung und Körperspannung – ein gutes Stimmungsbarometer

Dein Pferd ist entspannt und ruht, wenn drei Hufe auf dem Boden gestellt sind und ein Hinterbein in angewinkelter Position gesetzt ist. Diese Entlastungsposition kannst du in der Box, auf dem Paddock oder teils auch auf der Wiese beobachten. Der Kopf ist dabei ganz locker heruntergesenkt. Sind die Muskeln angespannt und tänzelt dein Pferd hin und her, hat es Stress oder gar Angst.

Die Körpersprache von Pferden ist ein umfangreiches und überaus spannendes Thema. Unsere Pferde verraten uns so viel. Wir müssen nur lernen, ihre Sprache zu verstehen, um ihre Signale richtig deuten und zu einem Gesamtbild zusammensetzen zu können. Hierfür ist ein bisschen Zeit und Übung erforderlich. Aber es lohnt sich!


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


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