Freies Spiel mit dem Pferd

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Freies Spiel

Sich mit dem Pferd ohne Halfter und Strick frei im Schritt, Trab oder Galopp bewegen, vielleicht auch gemeinsam Hindernisse überwinden oder einfach nur Ball spielen, dabei eine Einheit bilden und auf ganz feiner Ebene kommunizieren. Sobald du das Spiel stoppst, folgt dir dein Pferd – solche oder ähnliche Vorstellungen werden meist mit dem „Freien Spielen“ verbunden. Doch leider ist freies Spiel mit dem Pferd nicht immer so schnell umsetzbar. Vorangehen meist ein langsames Herantasten und viel Übung.

Was versteht man unter „Freies Spiel“ genau?

„Freies Spiel“ bedeutet für Mensch und Pferd, gemeinsam eine ganz besondere und intensive Zeit zu verbringen. Denn diese Form der „Arbeit“ fördert die Beziehung und erfordert gleichzeitig Zugeständnisse beider Seiten. Dazu gehört, dass du deinem Pferd zugestehst, Pferd sein zu dürfen. Es darf also auch losrennen, Bocksprünge zeigen oder sich abwenden. Es liegt an dir, die Aufmerksamkeit des Pferdes wieder zu erlangen, ohne dabei die Geduld zu verlieren oder etwas zu erzwingen. Es erfordert etwas Übung, loszulassen und zu akzeptieren, dass du nicht alles kontrollieren kannst. Aber Übung macht bekanntlich den Meister.

Beginne in kleinen Schritten und prüfe beispielsweise, ob dein Pferd deine Individualdistanz akzeptiert oder auch rückwärts oder seitwärts zu gehen.
Allein schon aus Sicherheitsgründen ist es unbedingt notwendig, dass dein Pferd deine Individualdistanz beachtet, damit du nicht verletzt wirst, wenn es einmal plötzlich buckelt oder losstürmt. Kommt es hingegen zu nahe, kannst du es freundlich wieder ein paar Schritte zurückschicken. Hält es sich dann an den gewünschten Abstand, darfst du gerne verbal loben oder auf dein Pferd zugehen und es streicheln.

Eine gute Basis schaffen

Bevor ihr euer „Freies Spiel“ startet, solltest du zuvor ein paar wichtige Grundregeln aufstellen. Dazu gehört vor allen Dingen, für euer beider Sicherheit zu sorgen. So können Verletzungen oder andere Gefahren minimiert werden. Sicheres Schuhwerk und entsprechende Kleidung ist ebenso wichtig. Schließlich kann das Spiel auch sehr dynamisch werden. Ungeeignete Schuhe oder Stiefel können ein großes Verletzungsrisiko in sich bergen. In deiner Kleidung solltest du dich gut bewegen können. Außerdem ist es wichtig, dass du dich darin wohlfühlst. Ist dies nicht der Fall, wird dein Pferd anhand deiner angespannten Körpersprache kein harmonisches Miteinander ausüben können.

Arbeitest du zunächst mit einem Seil als Vorbereitung oder generell, um eine Basis zu schaffen, sollte dein Pferd mit Halfter bzw. Knotenhalfter und du mit einem längeren Seil ausgestattet sein. Für dich heißt das auch, Handschuhe zu tragen. Werden bei eurem Spiel Stangen, Podest, Spielbälle oder ähnliches genutzt, sollten diese auf keinen Fall scharfe Kanten haben oder Kleinteile, die verschluckt oder angeknabbert werden können. Wenn dein Pferd doch daran knabbern darf, sollte das Material auf jeden Fall ungiftig sein.

Dein Pferd und du sollten euch beim Spielen wohlfühlen können. Das bedeutet auch, ausreichend Platz für Bewegungen und eventuelle Geräte zu haben und die Sicherheit, dass dein Pferd nicht wegrennen kann, wenn es einmal losstürmt oder Bocksprünge macht. Ideal wäre ein sicher eingezäunter Platz oder ein Round Pen. Manchmal bietet sich jedoch auch ein eingezäuntes und ruhiges Stück Wiese an. Der Boden sollte für eure Spieleinheiten nicht rutschig oder uneben sein. Denn gerade beim „Freien Spiel“ darf dein Pferd auch mal Bocksprünge machen oder einfach losrennen. Der Boden muss dies aushalten und deinem Pferd trotzdem noch Sicherheit bieten können.

Last but not least – der wichtigste Aspekt bei diesem Thema

Freies Spiel soll Mensch und Pferd gleichermaßen Spaß bereiten. Es sollten keine Kommunikationsschwierigkeiten auftreten. Einseitige und unpassende Bespaßung sind hier fehl am Platz. Ein Pferd beispielsweise über eine Wippe zu führen, weil nur der Mensch es toll findet, das Pferd aber ganz und gar nicht, kann sich negativ auf das Vertrauensverhältnis auswirken. Dem Pferd das Steigen beizubringen, obwohl zwischen Mensch und Pferd kein gutes Vertrauensverhältnis besteht, ist genauso fahrlässig. Es ist also vorab zu überlegen, welche Voraussetzungen das eigene Pferd und man selbst mitbringt. Vielleicht spult dein Pferd auf dem Platz auch nur gewisse Verhaltensmuster ab. Hier sind dann dein Feingefühl und deine Geduld gefragt, um die Aufmerksamkeit deines Pferdes zu bekommen. Ist dein Pferd sehr stürmisch, ist es erforderlich, dein Pferd ausbremsen, damit es aufmerksam ist. Jedes Pferd reagiert anders und nicht jedes Spiel gleicht dem anderen. Gehe also ganz locker und entspannt an die Sache heran. Abwechslung und die Beachtung individueller Bedürfnisse sollten selbstverständlich sein. Natürlich darf die regelmäßige positive Bestätigung deines Pferdes nicht dabei fehlen.

Körpersprache und Verhalten – die Schlüssel zum Glück

Pferde kommunizieren sehr viel über ihre Körpersprache und lesen wiederum genauso viel dabei in unserer. Es ist also wichtig die Körpersprache des Pferdes zu erkennen, lesen und auch richtig einordnen zu können. Dabei solltest du dein Pferd stets im Ganzen betrachten. Denn ein Orientierungsmerkmal allein, wie beispielsweise die Ohren, reichen nicht aus, um die Stimmung deines Pferdes zu erfassen. Zusätzlich musst du deine eigene Körpersprache richtig einsetzen, um deinem Pferd auch die gewünschten Signale senden zu können. Atme gleichmäßig, bewege dich eher langsam und ruhig mit bewussten Körperdrehungen und Armbewegungen. Die Kommunikation zwischen deinem Pferd und dir sollte klar und eindeutig sein. Schließlich sind Pferde wahre Meister in ihrer Körpersprache. Diese zu erkennen, auch bereits feinste Aktionen, und das Verhalten richtig einzuschätzen, erfordert viel Übung.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


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