Ausbildung Therapiepferd

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Therapiepferd

Das Arbeiten mit Pferden ist ein sehr umfangreiches Thema und du kannst mit deinem Pferd ganz verschiedene Bereiche abdecken. Ein interessanter und spannender Arbeitsbereich ist die Ausbildung von Therapiepferden. Was da passiert, worum es geht und was du damit machen kannst, kannst du hier erfahren.

Welche Möglichkeiten bietet dir die Ausbildung?

Bevor du mit deinem Pferd solch eine Ausbildung startest, solltest du dir vorher überlegen, was du genau willst. Denn je nachdem für welche Richtung du dich entscheidest, bieten sich noch zusätzliche Ausbildungsmodule an. Möchtest du therapeutisch mit Pferden arbeiten? Das bedeutet, möchtest du zum Beispiel mit deinem Pferd und Menschen, die ein Handicap haben, arbeiten? Dabei kann es sich um Kinder, aber auch um Erwachsene, die psychische oder auch physische Erkrankungen haben, handeln. Oder möchtest du dein Pferd nur ausbilden bzw. ausbilden lassen zu einem ruhigen und entspannten Partner im Alltag? Oder es gibt die Möglichkeit, dass du selbst sogar für andere später deren Pferde zum Therapiepferd ausbildest.

Die Voraussetzungen der Pferde für die Ausbildung

Ein Therapiepferd muss schon einiges aushalten können und sehr nervenstark sein. Gerade, wenn es im Therapiebereich mit gehandicapten Menschen eingesetzt werden soll, muss dein Pferd einiges mitbringen. Neben starker Nerven ist eine solide und vernünftige Ausbildung der Grundstein für eine entspannte und vertrauensvolle Atmosphäre zwischen dir und deinem Pferd. Es sollte nicht nur körperlich fit und gesund, sondern auch emotional stark sein und eine gewisse Reife mitbringen. Pferde sind feinfühlige Tiere, die nicht nur auf unsere Körpersprache achten, sondern auch unsere Emotionen miterleben. Vor allem dann, wenn wir auf ihrem Rücken sitzen.

Bei Menschen mit einer geistigen Behinderung zum Beispiel können unkontrollierte Bewegungen und Gefühlsausbrüche auftreten, an die ein Pferd gewöhnt sein muss. Die muss ein Pferd auch erstmal verkraften lernen, sodass es nicht überfordert wird und vielleicht sogar versucht zu fliehen. Bezüglich des Alters des Pferdes gibt es keinen eindeutigen Rahmen. Ein bereits älteres Pferd ist vielleicht schon durch seine Erfahrung bedingt gelassener und entspannter oder auch schon mit bestimmten Reizen in der Grundausbildung konfrontiert worden. Aber auch junge Pferde können durch ihre Neugierde und Begeisterung zum Lernen und somit ihre gute Formbarkeit diese Arbeit mit Bravour meistern. Um einen Reiter in der Therapie tragen zu können, muss es selbstverständlich eine solide Grundausbildung durchlaufen und eingeritten sein. Daher sind reitbare Therapiepferde mindestens 4, eher 5 Jahre alt. Die Gesundheit ist jedoch von Anfang an die Grundvoraussetzung, damit dein Pferd diese Arbeit auch überhaupt leisten kann. Gesundheitliche Einschränkungen wie beispielsweise Beschwerden im Bewegungsapparat oder mit den Kreislaufsorganen haben an dieser Stelle nichts zu suchen. Das würde dein Pferd nur unnötig belasten und wäre auch nicht verantwortungsbewusst.

Für welche Pferderasse du dich auch entscheidest oder bereits entschieden hast, letztlich zählt das Individuum und sein Charakter. Ob es sich dabei um ein Pony oder um ein Kaltblut handelt, spielt keine Rolle. Für die Arbeit mit Kindern ist ein Pony zum Beispiel vom Handling her natürlich einfacher als ein Großpferd. Wichtig ist schlicht, dass das Pferd nicht nur neugierig oder lernbegierig ist, sondern auch menschenbezogen, sehr motiviert und einfach im Umgang ist.

Die ersten Ausbildungsschritte

Zu Beginn kannst du ganz viel vom Boden aus mit deinem Pferd arbeiten. Das richtige Führen steht dabei mit an erster Position. Zusammen mit Signalen wie zum Beispiel stehen bleiben, weiter gehen oder auch zurückweichen, kannst du zusätzlich viele verschiedene Führübungen in das Training einbauen. Ein besonderes Augenmerk solltest du jedoch auf das ruhige Stehenbleiben legen. Denn viele gehandicapte Menschen können nicht so schnell aufsteigen und brauchen vielleicht sogar Hilfsmittel. Da kann das Warten, bis der Reiter oben ist, schon etwas länger dauern. Das muss natürlich erst trainiert werden. Neben Führen ist Gelassenheitstraining zum Beispiel ebenfalls ein wichtiger Aspekt in der Ausbildung. Das Pferd muss erst lernen, das bellende Hunde, schreiende Kinder, eine flatternde Plane, Bälle, schnelle Bewegungen, Regenschirme, die sich öffnen usw. nichts Gefährliches sind und ihm nichts passieren kann. Das wird dir vielleicht schon aus der Grundausbildung bekannt sein. Denn um ein ruhiges und nicht schreckhaftes Pferd im Alltag zu bekommen, startet man zunächst mit solchen Übungen. So kannst du auf dem Reitplatz Planen auslegen, worüber das Pferd von dir geführt wird. Du kannst mit Hilfe von Statisten schnelle Bewegungen und umherfliegende Bälle oder schreiende Kinder imitieren. Du kannst selbst einen Regenschirm aufspannen oder mit deinem Pferd zusammen unter einem Stück Plane durchlaufen. Der Kreativität um mögliche Schrecksituationen zu harmlosen Situationen zu verwandeln sind kaum Grenzen gesetzt. Natürlich ist es wichtig, nicht nur auf dem Reitplatz solche Situationen zu stellen, sondern auch ins Gelände zu gehen und den Alltag zu erleben.

Was ist noch wichtig?

Neben richtigem Führen und Gelassenheitsübungen fallen noch andere Themen in die Ausbildung eines Therapiepferdes. Mit Hilfe von Longenarbeit kannst du deinem Pferd die Gangarten näherbringen und üben mit ihm über Körpersprache zu kommunizieren. Auch vom Rücken aus muss das Pferd natürlich in allen Grundgangarten trainiert werden, sowohl in der Halle, als auch im Gelände. Je feiner und reiner das Pferd in den Gangarten sich bewegen kann, umso angenehmer ist es für die Menschen, die später mal auf dem Rücken sitzen werden. Prüfe auch die richtige Ausbildungsstätte auf Herz und Nieren. Moderne und tierschutzkonforme Trainingstechniken sollten umgesetzt werden, und deine Bedürfnisse ebenso beachtet werden, wie die deines Pferdes.

Resümee

Ein Pferd zum Therapiepferd auszubilden ist nicht „mal eben“ gemacht und erfordert ganz viel Zeit und Geduld. Die Bodenarbeit ist dabei ein entscheidender und wichtiger Aspekt, um ein ruhiges und entspanntes Pferd zu bekommen. Jedoch ist es nur ein Baustein von vielen. Entscheidest du dich für eine Ausbildung mit deinem Pferd, steht dir eine spannende und tolle Zeit sicher bevor.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften. Als Dozentin ist Kristina Ziemer-Falke sehr gefragt und deutschlandweit auf Seminaren und Vorträgen zu Themen rund um den Hund anzutreffen.


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