Angorakaninchen im Rasseportrait

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Angorakaninchen

Seit etwa 300 Jahren sind die Angorakaninchen bereits bekannt – aus einer englischen Quelle wissen wir ab 1707 von der Existenz der auffallenden Hasenrasse. Über die ursprüngliche Herkunft ranken sich viele Mythen, die erste Einfuhr nach Deutschland lässt sich hingegen relativ sicher auf das Jahr 1777 datieren. Von Franken aus verbreiteten sich die Angoras im gesamten Land und der angrenzenden Niederlande, staatliche Stellen förderten zuweilen sogar die Aufzucht. Danach normalisierte sich die Entwicklung weitestgehend über das gesamte 19. Jahrhundert. Durch den Zweiten Weltkrieg stieg die Nachfrage nach den Tieren dann noch einmal stark an, spätestens seit den 2000er Jahren brach sie jedoch komplett ein. Mittlerweile befindet sich das Angorakaninchen sogar auf der Roten Liste der bedrohten Haustierrassen, was die kritische Lage der süßen Tiere umso deutlicher macht. Hierzulande ist das Tier auch unter den Synonymen Seidenhase, Kaschmirkaninchen und Rupfhase bekannt.

Aussehen und Charakter

Ein Grund für die ungebrochene Beliebtheit ist zweifellos das Aussehen des Tieres. Das Angorakaninchen verfügt über ein besonders langes Fell, das vor allem Züchter zu schätzen wissen. Es unterliegt keinem bei anderen Kaninchen üblichen Fellwechsel und wächst somit kontinuierlich weiter. Die aus dem Fell gewonnene Wolle wurde vorwiegend zu Strickwaren und den beliebten Angorapullis weiterverarbeitet. Alleine schon aus finanziellen Gründen lohnte sich der Kauf eines Agorakaninchens also in der Vergangenheit. Hierbei galt der Grundsatz, dass ein besonders dichtes Fell die höchsten Gewinne versprach. Aufgrund der kommerziellen Wollgewinnung litten die Tiere allerdings unter zum Teil sehr schlechten Zuchtbedingungen, was sich mit dem vermehrten Einsatz als Haustier in den letzten Jahrzehnten dann endlich verbesserte.

Ebenfalls charakteristisch für das Angora Kaninchen sind die puscheligen Ohrbüschel, die von großen und kleinen Besitzern gleichermaßen als besonders süß wahrgenommen werden. Dazu gesellt sich eine markante Stirntolle. Abgerundet wird die unverwechselbare Optik durch einen wolligen Backenbart. Farblich präsentiert sich die Hasenart zumeist in Weiß, zuweilen treten jedoch auch andere Varianten auf. Seltener sind russenfarbige, also schwarz-weiße Angorakaninchen anzutreffen. Bei den Augen triffst du vor allem auf rote, albinotische Tiere.

Die traditionsreiche Rasse eignet sich aus verschiedenen Gründen hervorragend für eine heimische Aufzucht – ohne kommerziellen Hintergedanken. Zum einen legen die meisten Kaninchen dieser Art eine besondere Freundlichkeit an den Tag. Vor allem im Kontakt mit Kindern bedeutet dies natürlich einen entscheidenden Vorteil. Zum anderen zählen Experten die Angorakaninchen zu den neugierigsten Genossen ihrer Art. Aus diesem Grund gewöhnen sie sich schnell an neue Kontakte, egal ob tierischer oder menschlicher Natur.

Der Wohnort von Angorakaninchen

Neugierde geht zumeist mit einem erhöhten Bewegungsdrang einher: Je größer also der Stall für das Angorakaninchen ist, desto besser. Kleine Modelle im Tierkäfig-Bereich kommen dementsprechend wohl eher nicht in Frage. Gehege sind eher geeignet, zumal ohnehin mindestens zwei Karnickel untergebracht werden müssen. Empfehlenswert ist außerdem ein Bereich, der auch in der Höhe über ausreichend Luft verfügt. Jedes Tier sollte zudem ein eigenes Häuschen inklusive Ein- und Ausgang bekommen.

Um einer möglichen Verschmutzung des Fells effektiv entgegenzuwirken, kannst du die Einstreu regelmäßig wechseln. Zudem sollte sie nicht allzu kleinteilig sein. Insbesondere, wenn es wärmer wird, sind Freilaufmöglichkeiten ideal, damit sich das Angorakaninchen wohlfühlt. Trotz des bereits erwähnten, ergiebigen Fells raten Experten von einer ganzjährigen Haltung im Freien ab: Zwar entwickelt sich unter der Wollschicht eine beachtliche Wärme, vergleichbar mit einem Winterfell ist dies jedoch nicht. Darüber hinaus reagieren die Angoras nach den regelmäßigen Schuren ohnehin sehr empfindlich auf äußere Witterungseinflüsse.

Soziales Bedürfnis: wie bei allen Kaninchen sehr stark ausgeprägt

Da Kaninchen bekanntermaßen zu den sozialen Artgenossen zählen, sollten sie stets mit einem weiteren Tier gehalten werden. Auch hier sorgt das Fell der Angora Kaninchen für eine Besonderheit: Aufgrund der dadurch leicht verdeckten Körpersprache kann es zu Missverständnissen mit normalhaarigen Rassen kommen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, vergesellschaftet also zwei Angorakaninchen miteinander, statt auf eine Mischung zu setzen.

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Hoher Pflegeaufwand, der aber belohnt wird

Ein möglicher Kritikpunkt an der privaten Haltung von Angorakaninchen, der vor allem von Züchtern immer wieder ins Spiel gebracht wird, betrifft den Umgang mit dem ständig wachsenden Fell. Zweifellos gilt die Pflege als zeitintensiv, außerdem bedarf das Scheren einige Lern- und Vorbereitungszeit. Darauf verzichtet werden darf jedoch in keinem Fall. Stattdessen gilt: Alle drei Monate sollten deine Tiere fachgerecht geschoren werden, ansonsten droht der Hitzestau. Zudem verschmutzt oder verfilzt die Wolle bereits nach kurzer Zeit. Falls du Angst davor hast, das Tier zu verletzen, sei unbesorgt: Die meisten Angoras stören sich an einer Kürzung überhaupt nicht oder genießen sie sogar. Als guter Richtwert gilt das viermalige Scheren. Beachte auf jeden Fall, dass dieser Vorgang für das Kaninchen einen bedeutenden Einschnitt darstellt, da der komplette Wärmehaushalt neu reguliert werden muss.

Als mögliche Anlaufstelle zum Erlernen des richtigen Handwerkszeugs bietet sich ein Tierarzt oder vergleichbarer Fachmann an. Unter Berücksichtigung der enormen Bedeutung für die Angoras ist der Tierschutz in Fällen der Missachtung dazu berechtigt, einzugreifen. Schon kurz nach der Geburt solltest du darauf vorbereitet sein, mit der Pflege zu beginnen. Hieraus ergibt sich jedoch auch ein toller Nebeneffekt – die Kaninchen werden durch den engen Kontakt schnell zutraulich. Auch bei den Angoras wachsen die Krallen regelmäßig nach, weshalb diese ebenfalls zu schneiden sind.

Die Ernährungsweise der Angoras

In Sachen Verdauungsapparat reihen sich die Angoras direkt bei den Artgenossen ein: Auch diese Kaninchenart reagiert schnell anfällig auf unsachgemäße Ernährung. Dementsprechend wichtig ist die ausgewogene und artgerechte Fütterung. Viel Raufutter sorgt dafür, dass sich die Zähne auf natürliche Art und Weise abnutzen können. Einige Fachleute sprechen davon, dass Angoras einen erhöhten Eiweiß- und Aminosäurenbedarf haben, weshalb entsprechend angereichertes Grünfutter durchaus zu empfehlen ist. Daneben ernährt sich das Tier von den üblichen Speisen – Kräuter, Gemüse, Obst, Leinsamen und Sonnenblumenkerne liefen dem Kaninchen in der Natur wie auch im heimischen Gelände die nötige Energie, um seine Neugier auszuleben.

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