Ataxie bei Katzen – Wichtige Infos & Tipps

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Ataxie bei Katzen

Ataxie bei Katzen ist eine neurologische Störung, die sich bei Katzen in unterschiedlich stark ausgeprägten Einschränkungen der Koordination und Bewegungsfähigkeit äußert. Die Tiere werden manchmal auch als „Wackelkatzen“ bezeichnet, da sie einen – je nach Ausprägung der Erkrankung – wackeligen Gang haben. Stark betroffene Tiere scheinen betrunken hin und her zu torkeln, wackeln mit dem Kopf und können kaum einen Schritt gehen, ohne buchstäblich über ihre eigenen Pfötchen zu stolpern. Diese Tiere tun sich im Alltag bspw. bei Treppenstufen, aber auch beim Balancieren auf der Toilette schwer und benötigen von uns ein wenig Unterstützung dabei. Bei milderen Verläufen nimmt man kaum eine Einschränkung wahr. Die Katzen führen ein weitgehend normales Leben, können dennoch von gezielten Bewegungs- und Koordinationsübungen profitieren.

Es gibt verschiedene Ursachen für eine Ataxie bei Katzen, von angeborenen Erkrankungen bis hin zu Infektionen und Verletzungen. Eine genaue Diagnose ist entscheidend, um die richtige Behandlung und Unterstützung für das betroffene Tier zu gewährleisten. Neben der tierärztlichen Betreuung sind insbesondere das Verständnis von uns Menschen und eine angepasste Umgebung ein wesentlicher Baustein für ein glückliches Leben der betroffenen Katzen.

Ursachen von Ataxie bei Katzen

Zerebelläre Hypoplasie

Eine der häufigsten Ursachen für Ataxie bei Katzen ist eine angeborene Erkrankung namens zerebelläre Hypoplasie. Sie tritt auf, wenn das Kleinhirn nicht vollständig entwickelt ist, was wiederum zu einer gestörten Koordination führt. Diese Erkrankung tritt häufig bei Katzen auf, deren Mütter während der Trächtigkeit mit dem felinen Panleukopenievirus (FPV), das auch als „Katzenseuche“ bekannt ist, infiziert waren. Vor der meist tödlich verlaufenden Krankheit kann eine Impfung zuverlässig schützen.

Toxische Neuropathien

Bestimmte Toxine können das Nervensystem schädigen und ebenfalls eine Ataxie verursachen. Dazu gehören Schwermetalle, Pestizide oder bestimmte Medikamente. Katzen können diese Substanzen durch den Kontakt mit giftigen Pflanzen, Chemikalien oder unsachgemäß gelagerte Medikamente aufnehmen.

Infektionskrankheiten

Verschiedene Infektionen wie Toxoplasmose oder die feline Leukämie (FeLV) können das Nervensystem schädigen und in der Folge zu einer Ataxie führen.

Verletzungen oder Traumata

Kopf-, Wirbelsäulenverletzungen oder andere traumatische Ereignisse können das Gehirn oder Rückenmark schädigen und zu Ataxie führen. Unfälle, Stürze oder Schläge können solche Verletzungen verursachen.

Degenerative Erkrankungen

Es gibt degenerative Erkrankungen des Nervensystems, bei denen die Nervenzellen im Verlauf degenerieren. Solche Erkrankungen können Ataxie bei Katzen verursachen, darunter spinale Muskelatrophie oder degenerative Myelopathie.

Diagnosemöglichkeiten bei Ataxie

Um die Ursache der Ataxie zu ermitteln, sind verschiedene Diagnosemöglichkeiten verfügbar. In einer neurologischen Untersuchung können die Symptome klassifiziert, die Muskelstärke geprüft und nach weiteren Anzeichen einer neurologischen Erkrankung gesucht werden. In einer Blutuntersuchung wiederum können Hinweise auf Infektionen, Entzündungen oder Anomalien in den Blutwerten den Verdacht einer Ataxie verhärten. Spezifische Tests können wiederum toxikologische Ursachen eingrenzen.

Wie du deiner Ataxie-Katze im Alltag helfen kannst

Mobilität

Um die Mobilität deines "Wackelchens" zu erleichtern, kannst du die Umgebung je nach Ausprägung der Ataxie anpassen. Aufstiegshilfen über Katzenleitern, geschickt platzierten Stühle oder Möbelstücken als Sprunghilfen können helfen, höhere Ebenen sicher zu erreichen. Absicherungen an Catwalks wiederum sind wichtig, um Stürze aus gefährlichen Höhen zu verhindern. Manchmal ist es auch notwendig, den Zugang zum Futternapf oder zur Katzentoilette zu unterstützen. Selbstgebaute Schleusen oder seitliche Stützen, an denen sich die Katze anlehnen kann, können ihr Halt dabei bieten. Um die Zähnchen zu schützen, verwende weiche Näpfe aus Silikon oder ähnlichem.

Koordinations- und Bewegungsfähigkeit

Du kannst gezielte physiotherapeutische Übungen du in das Bespaßungsprogramm für deine Katze aufnehmen. Am besten lässt du dir die für dein Tier geeigneten Übungen von einer ausgebildeten Tierphysiotherapeutin zeigen, um Fehlhaltungen und eine Überforderung zu vermeiden. Bewegungs- und Balancierübungen auf verschiedenen Untergründen können dann beispielsweise helfen, die Muskulatur und Koordination der Katze zu verbessern. Spezielle Untergründe aus der Physiotherapie, die unterschiedliche Härtegrade und Texturen imitieren, kommen dabei zum Einsatz. Du kannst aber auch mit normalen Alltagsgegenstände arbeiten und deine Katze über dickere Decken, breitere Bretter oder ähnliches laufen bzw. balancieren zu lassen. Die Übungen kannst du durch Clickertraining zu einem spielerischen Erlebnis werden lassen, das nicht nur hilfreich, sondern überaus spaßig für euch beide ist.

Ernährung

Schließlich kann durch eine Anpassung der Ernährung mit gezielten Nahrungsergänzungsmitteln eine Ataxie meist positiv beeinflusst werden. Omega-3-Fettsäuren, wie sie bspw. in Fischöl erhältlich sind, sind wohl die bekanntesten Nahrungsergänzungsmittel. Sie können entzündungshemmend wirken und die neurologische Funktion unterstützen. Verschiedene Vitamine und Enzyme können ebenso positiv auf die Koordination und Bewegungsfähigkeit deiner Katze wirken. In allen Fällen möchte ich dir die Unterstützung einer Ernährungsexpert/in bzw. deines Tierarztes ans Herz legen, da es in der Ernährung von Katzen oft auf die richtige Dosierung und ein ausgewogenes Verhältnis der unterschiedlichen Nahrungsergänzungen ankommt, um nicht nur hilfreich zu wirken, sondern insbesondere keine Schäden im Organismus deiner Katze zu verursachen.

Safety First – Gehe kein Risiko ein

Du siehst, es gibt gleich mehrere Möglichkeiten, das Leben einer Ataxie-Katze zu unterstützen und die Auswirkungen der Erkrankung zu minimieren. In allen Fällen solltest du dich informieren, was für deine Katze sinnvoll ist und in welcher Art du ihr Bewegungsübungen, Nahrungsergänzungen und Alltagsunterstützungen anbieten kannst und solltest. Neben deinem Tierarzt, Tierphysiotherapeuten und Ernährungsexperten gibt es wunderbare Foren und Gruppen von Betroffenen, die ihr geballtes Wissen kostenfrei und versiert zur Verfügung stellen und dir insbesondere bei Alltagsfragen wie dem Toilettenmanagement, Treppenstufen usw. gern zur Seite stehen.

Ist das Leben mit Ataxie „lebenswert“?

Für uns Menschen kann es mitunter befremdlich aussehen, wenn eine Katze kaum einen Schritt machen kann, ohne über die eigenen Pfoten zu stolpern. Es ist manchmal nicht leicht, ihr dabei zuzusehen, wie sie ihr Leben offenbar völlig „verwackelt“ wahrnimmt. Die Vorstellung, was der ständige Kampf um den nächsten Schritt, bedeuten könnte, ist für manche von uns nur schwer auszuhalten. Wer jedoch etwas Zeit mit einer an Ataxie erkrankten Katze verbracht hat, wird sich schnell mit einem Lächeln im Gesicht erwischen. So ging es zumindest mir bisher im Kontakt mit betroffenen Tieren, die sich einfach überhaupt nichts aus ihrem Gepurzel zu machen schienen. Kater Hölzenbein fiel an schlechten Tagen bei absolut jedem Schritt hin und her, und hatte dennoch eine riesige Gaudi, mich beim Clickertraining zu veräppeln. Er trickste und feilschte um jede Übung und hatte einen ganz einzigartigen Humor und beeindruckenden Scharfsinn bei Denksportaufgaben. Anderen Katzen gegenüber wußte er sich vehement zu behaupten und liebte jede Kuschelstunde mit seinen Menschen. Katzen denken nicht darüber nach, was sie können oder worin sie eingeschränkt sind. Sie machen das Beste aus dem, was sich ihnen bietet und so sind wir es, die ihnen eine respektvolle und liebevolle Umgebung bieten können und sollten, damit sie – trotz Einschränkung – ein gesundes und zufriedenes Katzenleben genießen können.

Die Betreuung einer Ataxie-Katze erfordert mitunter zusätzliche Aufmerksamkeit und Pflege, da das Tier in seiner Mobilität eingeschränkt ist. Es ist wichtig, dass wir bereit sind, uns diesen besonderen Bedürfnissen der Katze anzupassen und entsprechende Unterstützung bieten. Ebenso benötigt es manchmal eine etwas größere Portion Geduld, Verständnis und Mitgefühl für die Herausforderungen, denen sich eine betroffene Katze stellen muss. Letztendlich kann ein „Wackelkätzchen“ dann in einem liebevollen und unterstützenden Zuhause ein ebenso erfülltes Leben führen wie jede andere Katze auch.

 


Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.


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