Unzulässiges Trainingszubehör und Hilfsmittel

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Unzulässiges Trainingszubehör

Hilfsmittel, die dabei unterstützen, einen Hund auszubilden, gibt es sehr viele. Dabei ist die Angebotspalette von nützlich und sinnvoll bis unzulässig und tierschutzwidrig sehr breit gefächert. Wie soll man noch den Überblick behalten, was für den eigenen Hund geeignet ist und was nicht, und was überhaupt zulässig ist? Vor allem sind die Anwendung und Nutzung der einzelnen Hilfsmittel nicht für jeden Hundehalter immer sofort verständlich. Erklärungen und Hinweise wirken auf den Verpackungen oft sehr einfach in der Anwendung und sinnvoll, sind in der praktischen Umsetzung allerdings manchmal unübersichtlich und zum Teil leider auch tierschutzwidrig. Wir stellen dir unzulässiges Trainingszubehör vor.

Mit Schütteldose & Co. befinden wir uns im Strafbereich

Ein Erklingen der Schütteldose oder ein Wurf mit der Wurfkette und der Hund unterlässt sofort sein unangebrachtes Verhalten, so oder so ähnlich stellen sich viele Hundehalter die Reaktion ihres Hundes beim Einsatz der Schütteldose oder anderen Strafreizen vor. Bei der Schütteldose handelt es sich um eine Dose, welche mit diversen kleinen Gegenständen bestückt ist. Sobald diese Dose geschüttelt oder geworfen wird, erzeugt sie ein klirrendes Geräusch. Für den Hund soll diese Dose einen plötzlichen Schreckmoment auslösen, wenn sie in seiner Nähe auf den Boden geworfen oder unerwartet laut geschüttelt wird. Doch leider ist nicht jedem Hundehalter bewusst, welche Folgen und Auswirkungen solche Hilfsmittel mit sich bringen können. Schließlich befinden wir uns hier in einem sehr empfindlichen Bereich – dem Strafbereich.

Wir fügen dem Hund einen unangenehmen Reiz zu in der Hoffnung, dass er sein Verhalten unterlässt. Mit diesem Strafreiz sorgen wir beim Hund für ein negatives Gefühl und lösen Unsicherheit oder Furcht aus. Der Hund kann also nicht in einem entspannten und ruhigen Zustand lernen, sich mit einer Situation auseinanderzusetzen und eventuelle Alternativen anbieten oder annehmen.

Unzulässiges Trainingszubehör zum Bestrafen

Damit diese Strafe auch wirklich zum Handlungsabbruch führt, müsste diese stark genug ausgeführt werden. Und das ist die Krux an der ganzen Sache. Bei manchen Hunden wäre eine starke Einwirkung nötig, damit sie eine Handlung abbrechen – vor allem, wenn die Handlung den Hund zum Erfolg führt und sich für ihn lohnt. Da aber nicht jeder Hundehalter direkt so intensiv strafen möchte und meist erst mit einer geringen Intensität beginnt, hält diese Strafe in vielen Fällen nur sehr kurz an. Beim nächsten Mal wird sie also etwas erhöht, um zum Erfolg zu führen. Ein Teufelskreis beginnt, der sich immer weiter hochschaukeln kann. Schnell ist der tierschutzwidrige Bereich erreicht, um einen Handlungsabbruch zu erzielen. Anderen Hundehaltern fällt es indes einfacher, stärker zu strafen und machen es dabei möglicherweise zu stark. Das hat für einen sensiblen Hund elementare Auswirkungen, die im schlimmsten Fall sogar traumatisieren können. Allein schon aus diesen Gründen sollte jeder Hundehalter tierschutzkonforme alternative Wege vorziehen und üben.

Die Trainings-Discs

Nicht nur die Schütteldose ist ein nicht zu unterschätzendes Hilfsmittel, sondern auch die Trainings-Discs, auch „Schellen“ genannt. Dies sind 5 Metallscheiben, die leicht gebogen sind und zu einem Ring an einem Nylonband befestigt sind. Sobald sie auf den Boden geworfen oder einfach fallengelassen werden, erzeugen sie ein schepperndes Geräusch. Als ideales Hilfsmittel in der Erziehung, Ausbildung oder der Bewältigung von Verhaltensproblemen werden die Discs leider hochgelobt. Doch auch diese lösen beim Hund einen Schreckreiz aus, der wiederum zum Handlungsabbruch führen soll. Je nach Situation und vor allen Dingen je nach Hundecharakter kann dies ebenso schnell zu Ängsten und Stress beim Hund führen. Leider sieht man auch Hundehalter, die diese Hilfsmittel dem Hund hinterherschmeißen. Auch das sollte vermieden werden!

Die Wasserpistole – mehr als nur einfach nass machen

Bei Kindern im Sommer sehr beliebt, wird die Wasserpistole häufig auch im Hundetraining eingesetzt. Zum Unterbrechen von unerwünschten Handlungen des Hundes gedacht, soll sie im richtigen Moment in die Nähe, teils leider auch genau in Richtung des Hundes gespritzt werden, je nach Anleitung. Für manche Hunde mag dies vielleicht nicht beeindruckend sein. Fürchten sich Hunde jedoch vor Wasser und dem Kontakt damit, kann diese Handlung sie nur noch mehr in ihren negativen Gefühlen festigen. Unsicherheit, Stress und Meideverhalten werden die Hunde stets begleiten und nicht nur bei der Nutzung, sondern bereits dann, wenn der Hund weiß, dass die Wasserpistole den Spaziergang begleitet.

Sprühhalsbänder – die unvorhersehbare Gefahr

Sprühhalsbänder gibt es in verschiedenen Variationen – ob mit Luft, Wasser oder mit Zitronenduft. An einem Halsband befindet sich ein kleiner Behälter, der über Funksteuerung oder mittels Mikrofonsteuerung einen Sprühstoß abgibt. Über Funk kann der Hundehalter diesen Sprühstoß auslösen. Bei einigen Modellen wird der Sprühstoß je nach Geräuschintensität ausgelöst. Neben möglichen Traumatisierungen des Hundes können auch sehr schnell Fehlverknüpfungen entstehen. Schließlich kann gerade beim Auslösen auf Distanz der Hundehalter nicht mitbekommen, was der Hund in diesem Moment sieht und wahrnimmt. Das führt aus Sicht des Hundes zu einem unklaren Handeln des Hundehalters und bei mehrfachen „Fehlauslösern“ wird zwangsläufig auch die Beziehung von Hund und Halter hinterfragt.

Unzulässiges Trainingszubehör: mögliche Folgen

Wie oben bereits erwähnt, ist allein die Anwendung solcher Hilfsmittel zu hinterfragen. Betrachten wir jetzt einmal genauer die Folgen und die möglichen Gefahren, die durch die Anwendung entstehen können. Bei einem Hund, der beispielsweise sehr empfindlich auf Geräusche reagiert und dabei auch noch unsicher ist, wird ein akustischer Strafreiz nicht nur zu einem negativen Gefühl führen. Er wird noch empfänglicher für laute Geräusche und zukünftig starkes Meideverhalten an den Tag legen. Dies bedeutet noch mehr Stress für den Hund. Im schlimmsten Fall erleidet der Hund sogar ein Trauma durch diesen plötzlichen lauten Knall. Auch wird es die Beziehung zwischen Halter und Hund verändern. Denn der Hund sieht, dass sein Herrchen/Frauchen entweder diesen Reiz auslöst oder aber ihn, als unsicheren Hund, nicht sicher schützen kann.

Des Weiteren können wir nicht sicher vorhersehen, womit der Hund die Strafe verknüpft. Es gibt viele Möglichkeiten. Er kann es mit dem Halter in Verbindung bringen, mit anderen Hunden oder Tieren, die er in dem Moment wahrnimmt, oder auch mit anderen Rahmenbedingungen. Das heißt, wird eine Schütteldose geworfen und der Hund nimmt gerade einen anderen Hund wahr, besteht die Gefahr, dass er diese Strafe mit dem Hund verknüpft und nicht mit seinem Verhalten. Ein weiteres Beispiel ist der Weidezaun. Sieht der Hund auf der Weide Kühe oder Pferde und berührt just dann den Weidezaun, wird er diesen Strafreiz mit den Kühen bzw. Pferden in Verbindung bringen. Zukünftiges Meideverhalten bei Sicht solcher Tiere wäre daraus die Folge. Solche Fehlverknüpfungen können sehr schnell durch unzulässiges Trainingszubehör entstehen und sind leider nicht immer sofort für dich als Hundehalter ersichtlich.

Info: Laut dem Tierschutzgesetz darf keinem Tier Schmerzen, Leid oder Schäden zugefügt werden. Durch Strafen können dem Hund schnell Leid und Schaden, im schlimmsten Fall sogar Schmerzen, zugeführt werden. Bitte verwende kein unzulässiges Trainingszubehör, sondern suche im Vorfeld nach guten Alternativen und frage im Zweifel einen tierschutzkonform arbeitenden Hundetrainer.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


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