Nasenarbeit: so lernt dein Hund das Anzeigen

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Nasenarbeit

Jeder Hundebesitzer möchte seinen Hund optimal beschäftigen und auslasten. Dabei greifen wir jedoch meistens auf Bewegung und Spiele zurück wie Agility, Joggen, große Spaziergänge etc. Natürlich haben Hunde einen großen Bewegungsdrang, doch damit sie wirklich zufrieden sind, brauchen sie noch eine andere Form der Beschäftigung, zum Beispiel die Nasenarbeit.

So lernt dein Hund das Anzeigen

Wenn du professionellen Suchhunden bei der Arbeit zusiehst, dann wirst du feststellen, dass die den erschnüffelten Gegenstand nicht apportieren und zum Hundeführer bringen, sondern „anzeigen“. Der Spürhund legt sich vor einen verdächtigen Koffer, kratzt daran oder bellt beispielsweise. Das kannst du auch mit deinem Hund üben.

Schritt 1: Das Anzeigen üben

Du benötigst Leckerchen und ein Stück Rohr oder eine Pylone – irgendetwas, wo du ein Leckerchen hineinwerfen kannst, sodass dein Hund es riechen, aber nicht dran kommen kann. Wenn dein Hund nicht allzu stürmisch ist, funktioniert auch eine Küchenpapierrolle.

  • Stelle das Rohr fest auf den Boden und halte es gut fest.
  • Werfe nun ein Leckerchen oben hinein – so, dass dein Hund es sieht. Nun fordere ihn auf, wenn das überhaupt noch nötig ist, das Leckerchen zu suchen.
  • Er wird versuchen, irgendwie heranzukommen, doch du hältst das Rohr weiter gut fest.
  • Gibt er demotiviert auf, weil er merkt, dass er nicht ans Futter kommt, hebst du das Rohr minimal an, sodass deinem Hund der Duft wieder in die Nase steigt, er aber immer noch nicht ans Ziel kommt.
  • Warte den entscheidenden Moment ab, in dem dein Hund eine Reaktion zeigt, die du zum „Anzeigen“ eines Gegenstandes nutzen möchtest. Das kann ein Bellen sein, ein Sichhinlegen, ein Kratzen am Gegenstand oder einfach ein Hinsetzen. Jeder Hund bietet etwas anderes von sich aus an.
  • In dem Moment, wo der Hund diese Reaktion zeigt, hebst du das Rohr hoch und dein Hund kann sich das Leckerchen schnappen.
  • Wiederhole das Ganze immer wieder. Es erfordert ein wenig Geduld, doch du kannst sicher sein, dass er das Verhalten wieder zeigen wird. Und genau dann hebst du wieder das Rohr hoch und es gibt das Leckerchen.
  • Wenn es 3 oder 4 Mal nacheinander geklappt hat, gönnst du deinem Hund eine kleine Pause. Lasse ihn zur Abwechslung einem Ball hinterherrennen oder einfach zehn Minuten ausruhen. Du wirst sehen: In der kurzen Zeit hat es in seinem Kopf „klick“ gemacht und meist wird das Anzeigeverhalten danach schon viel schneller gezeigt.

nasenarbeit

Zwei Dinge sind wichtig:

  1. Achte unbedingt darauf, dass er nicht von selbst an das Leckerchen kommt. Halte das Rohr gut auf den Boden gedrückt.
  2. Gib keinen Befehl wie „Platz“, „Sitz“ etc. Bleib einfach geduldig. Er soll die Verknüpfung selbst herstellen. Denn wenn er demnächst den Suchgegenstand findet, dann soll er sich beispielsweise davor ablegen, ohne dass du das Kommando dazu gibst.

Schritt 2: Einen Gegenstand interessant machen

Jetzt wählst du einen Gegenstand aus, den du demnächst bei der Nasenarbeit einsetzen willst. Du machst es deinem Hund etwas leichter, wenn es sich dabei nicht um ein Spielzeug handelt. Dein Hund soll ja auf lange Sicht den Gegenstand liegen lassen und nur anzeigen  – nicht aber zu dir bringen oder gar selbst damit spielen. Und wenn du einen Ball versteckst, ist es etwas schwerer als bei einem in Hundeaugen unattraktiven Gegenstand.

Wähle einen Gegenstand, der nicht zu klein ist, damit du ihn im Zweifelsfall selber wiederfindest. Denn du musst gut darauf Acht geben: Wenn du deinem Hund beibringst, einen Kugelschreiber zu suchen, dann sollte es auch immer derselbe sein. Nicht jeder Kugelschreiber riecht gleich. Verliere ihn also nicht. Und jetzt machst du deinem Hund den Kugelschreiber (den Schlüsselbund, ein Feuerzeug oder ein Matchbox-Auto) „schmackhaft“. Halte den Kugelschreiber in der Hand. Sobald dein Hund den Stift neugierig anstupst, gibst du ihm ein Leckerchen.

Mein Extra-Tipp

Vom Handling etwas kompliziert, aber effektiv: Du hältst den Stift in der linken Hand, das Leckerchen rechts. Stupst dein Hund an den Kuli, sagst du „Fein“, legst das Leckerchen von der rechten Hand in die linke Hand neben den Kuli und lässt deinen Hund dann die Belohnung nehmen. So werden Kuli und Leckerchen noch besser miteinander verknüpft. Aber halte nicht gleich beides in einer Hand, sonst stellst du nicht sicher, dass er wegen des Stiftes stupst, sondern wohl eher wegen des Futters.

  • Wiederhole so oft, bis du merkst, dass dein Hund verstanden hat, dass es mit dem Kugelschreiber irgendetwas Tolles auf sich hat.
  • Mache wieder eine kurze Pause und frage die Übung dann noch einmal ab.

Schritt 3: Suchen und anzeigen

Nun bringst du die beiden Schritte zusammen: Dein Hund soll nun sein Anzeigeverhalten zeigen, wenn er den Kugelschreiber gefunden hat. Verstecke den Gegenstand so, dass dein Hund ihn riechen, aber nicht herausholen kann. Dazu kannst du ihn beispielsweise unter deinem Fuß einklemmen, unter einen großen Stein oder zwischen Sofakissen verstecken. Animiere deinen Hund, den Stift zu suchen, und zeige ihm, wo er suchen soll. Es geht nicht darum, ein großes Gebiet abzuschnüffeln, sondern den Stift in der Nähe zu finden und anzuzeigen.

  • In dem Moment, wo der Hund den Stift anstupst und anzeigt, gibt es ein Lob und ein Leckerchen.
  • Jetzt kannst du auch ein Kommando einführen, beispielsweise „Zeig an“. Sage den Begriffanfangs noch genau in dem Moment, in dem dein Hund sein Anzeigeverhalten zeigt. Später wird das dann die Aufforderung für ihn sein, zu suchen und zu zeigen.
  • Du wirst sehen, dass der Hund schnell versteht, dass er nun den Kugelschreiber suchen soll. Aber suche deine Verstecke so aus, dass er wirklich nicht drankommen kann. Denn das Besondere an dieser Nasenarbeit ist ja, dass er nicht nur sucht, sondern vor dem Gegenstand verharrt.
  • Erst wenn das zuverlässig klappt, kannst du versuchen, ob dein Hund den Gegenstand auch liegen lässt und anzeigt, wenn der offen auf dem Boden liegt. Doch sei dabei geduldig, das kann durchaus mehrere Wochen dauern. Fange nicht zu früh damit an: Das Anzeigen muss vorher wirklich gut verinnerlicht sein.

Schritt 4: Varianten einbauen

Wenn du merkst, dass dein Hund nach einer Weile gern noch ein paar Schwierigkeitsstufen mehr bewältigen möchte, kannst du damit anfangen, den Gegenstand auch einmal nicht am Boden, sondern in Kopfhöhe und später auch über Kopfhöhe zu verstecken. Das ist ziemlich schwer für den Hund, denn sein erster Versuch wird immer sein, den Boden abzusuchen. Dass der Gegenstand auch in einem Regal oder einer Astgabel versteckt sein könnte, ist neu und damit besonders spannend für ihn. 

Nasenarbeit für Fortgeschrittene

Du kannst die Nasenarbeit beliebig ausbauen und dir immer wieder etwas Neues und Komplizierteres einfallen lassen.

  • Lasse deinen Hund den Kugelschreiber aus einer großen Menge Stifte heraussuchen.
  • Lege rund 20 gleiche Stifte auf den Boden.
  • Jetzt gilt es, den richtigen mit der Nase anzustupsen und anzuzeigen.
  • Wichtig ist, dass du den Stift mit einem kleinen Bändchen etc. markierst, damit du ihn selbst eindeutig wiedererkennst. Denn sonst merkst du gar nicht, wenn dein Hund schummelt.

 


Dieser Text wurde erstellt in Zusammenarbeit mit Regina Rademächers:

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Kommentare, Fragen und Antworten
  1. Antje Schütt sagt:

    Hallo hallo.
    Mein Hund Tuko kann mittlerweile schon sein Spielzeug draußen suchen und auch mit Entfernung und Höhenunterschieden. Wie bekomme ich es nun hin das er andere Gegenstände, Hunde und Menschen finden kann?

    1. ZooRoyal sagt:

      Hallo Antje,
      Hunde können spezielle Ausbildungen machen, um beispielsweise vermisste Menschen zu finden. Wir haben dazu in unserem Magazin mehrere Artikel zu den verschiedenen Ausbildungen. Dort erfährst du auch immer, ob dein Hund für die Ausbildung geeignet wäre und welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen.
      Hier geht es zu den Artikel: Hunde im Einsatz
      Viel Spaß beim Lesen!
      Tierische Grüße,
      dein ZooRoyal Team

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