Hund niest beim Spielen: Warum tut er das?

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Hund niest beim Spielen

In manchen Situationen kann es vorkommen, dass dein Hund niest und du keine wirkliche Ursache erkennen kannst. Keine Sorge, es muss nicht immer gleich eine Erkältung oder etwas Schlimmeres sein. Dein Hund niest beim Spielen? Wir möchten dir im Folgenden eine weitere Möglichkeit für dieses Verhalten aufzeigen und erklären.

Was passiert beim Niesen?

Ob beim Spielen, in Hundebegegnungen, beim Toben auf einer Wiese, nach dem Hausputz oder in vielen anderen Situationen kann es passieren, dass dein Hund niest. Es kann nur einmal oder sogar mehrfach hintereinander vorkommen. An sich ist Niesen nichts Schlimmes. Kommt es hin und wieder vor und tritt nicht als andauernder Zustand mit ggf. Ausfluss auf, klingt das Ganze erst einmal harmlos.

Beim Niesen handelt es sich um einen Schutzreflex des Körpers. Fremdkörper oder andere störende Partikel sowie Nasensekret sollen so herausbefördert werden. Du konntest deinen Hund sicherlich schon einmal dabei beobachten. Viele Hunde haben ihre Augen dabei halb geschlossen, bei manchen ist auch das Maul geschlossen und der Kopf bewegt sich in Richtung Boden. Es wird ganz plötzlich und unwillkürlich mit sehr hoher Geschwindigkeit Luft durch die Hundenase ausgestoßen. Es wirkt nahezu explosionsartig. Ausgelöst wird diese Reaktion durch eine Reizung der Nasenschleimhaut.

Ursachen kann es viele geben. Fremdkörper oder Atemwegserkrankungen kommen mit am häufigsten vor. Aber auch allergische Reaktionen oder starke Gerüche wie Putzmittel, Abgase, Rauch oder Ähnliches können den Niesreflex auslösen. Wir wollen jedoch auf eine andere Ursache eingehen. Denn Niesen kann auch in der Interaktion mit anderen Hunden auftreten.

Konfliktstrategien – Niesen als Übersprungshandlung

Gerät der Hund in einen Konflikt, löst das Stress bei ihm aus. Wie er darauf reagiert, ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Es gibt vier Strategien, die ein Hund nutzen kann, um wieder einen entspannten Zustand zu erreichen. Dabei muss er nicht unbedingt nur eine dieser Strategien zeigen. Vielmehr kann er auch in eine andere wechseln, die aus seiner Sicht mehr Erfolg verspricht.

Wir sprechen hier von den 4 F’s. Sie stehen für Fight (Angriff), Flight (Flucht), Freeze (Erstarren) und Flirt (Übersprungshandlung/Deeskalation). Das Niesen zählt hier mit zu den Übersprungshandlungen und kann von deinem Hund in diversen Situationen gezeigt werden.

Was ist eine Übersprungshandlung überhaupt?

Der Ethologe Nikolaas Tinbergen brachte den Begriff der Übersprungshandlung in die Ethologie. Es handelt sich dabei um Verhaltensweisen, die im gezeigten Kontext nicht hineinpassen und aus dem Zusammenhang gerissen wirken. Sie entstammen meist anderen Funktionskreisen. Auch wenn dieses Verhalten in der jeweiligen Situation deplatziert wirkt, so hat es doch zwei mögliche und wichtige Funktionen. Es kann sowohl deeskalierend wirken für das Gegenüber als auch helfen, den Stress abzubauen. Fest steht, jeder Hund kann aus jedem Funktionskreis Verhaltensweisen zeigen. Für welche er sich letztlich entscheidet, ist sehr individuell. Dabei kann ein Hund bestimmte Verhaltensweisen bevorzugen.

Erst einmal werden die Übersprungshandlungen unbewusst von deinem Hund gezeigt. Jedoch wissen wir ja, wie schnell und gut Hunde lernen können. Das bedeutet, dein Hund wird durch mehrfache Wiederholung feststellen können, welche der Übersprungshandlungen ihm gut tut und ihm dabei hilft, Stress abzubauen. Diese kann er dann in einer für ihn stressigen Situation gezielt einsetzen.

Was ist ein Funktionskreis? Jedes Verhalten hat eine Funktion. Fassen wir alle Verhaltensweisen zusammen, die einer Funktion dienen, werden diese als Funktionskreis bezeichnet. Die Größe der Funktionskreise kann unterschiedlich ausfallen.

Häufig gezeigte Übersprungshandlungen

Niesen ist tatsächlich nur eine von vielen weiteren Möglichkeiten.

Folgende Verhaltensweisen können ebenso auftreten:

  • plötzlich am Boden schnüffeln
  • vokalisieren wie bellen, jaulen, winseln, fiepen
  • sich kratzen
  • wild hin- und herspringen
  • in die Leine beißen
  • eine Spielaufforderung zeigen
  • der Hund setzt sich oder legt sich hin
  • aufreiten am Bein des Menschen oder bei einem anderen Hund

Fazit

Auch wenn du im ersten Moment vielleicht überrascht oder ggf. sogar erschrocken bist, wenn dein Hund beim Spielen niest: Es ist nicht immer gleich ein Grund zur Sorge. Beobachte deinen Hund in dieser Situation genau. Hat er nur einmal geniest oder kommt es mehrfach vor? Zeigt er weitere körperliche Symptome wie schleimigen Ausfluss, Abgeschlagenheit oder Müdigkeit? Oder kam es doch einfach beim Spielen oder einer anderen Interaktion mit Hunden vor? Sollte der Hund regelmäßig niesen, so stelle ihn aber unbedingt einem Tierarzt vor, um natürlich den Gesundheitszustand des Hundes immer in Blick zu halten.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


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