Interview: Tierheime während der Krise

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Viele Menschen sind durch die derzeitige Corona-Krise verunsichert. Die Angst davor sich beim eigenen Tier anzustecken oder davor, dass Tiere allgemein das Virus verbreiten könnten ist bei Tierbesitzern groß. Zudem sind viele Menschen von Existenzängsten geplagt – kein Wunder, dass die Spendenbereitschaft zurück geht. Wie viele andere Institutionen, spüren vor allem auch Tierheime diese Auswirkungen stark.

Wie gehen Tierheime mit der Krise um? Und wo verbreiten sich falsche Informationen? Wir möchten aufklären und die Vorurteile aus der Welt schaffen und haben Timo Franzen, den Leiter des Tierheims Düsseldorf gefragt.

Wie ist der Tierheimalltag?

Timo Franzen: Eigentlich fast normal – es gibt allgemein weniger Publikumsverkehr, dafür vor allem am Vormittag sehr viel mehr Anrufe. Besucher können im Moment nicht ohne Terminabsprache einfach mal im Tierheim gucken kommen. Es gibt sehr viele Hilfsangebote z.B. mit unseren Tierheim-Hunden spazieren zu gehen, ein Tier zur Pflege bei sich aufzunehmen, oder uns bei der Tierversorgung zu helfen. Diese Angebote müssen wir im Moment aber erst mal aus verschiedenen Gründen ablehnen. Man kann sich aber bei uns auf eine Liste eintragen lassen. Wenn z.B. ein Hundebesitzer Hilfe sucht, der unter Haus-Quarantäne steht, würden wir versuchen Tierfreunde zu vermitteln die den Hund spazieren führen.

Unsere Tierpfleger sind in zwei Teams eingeteilt und haben untereinander keinen Kontakt – das hat den Dienstplan natürlich komplett über den Haufen geworfen. Übergaben werden telefonisch gemacht. Die Tierärzte unserer Hauspraxis arbeiten ebenfalls voneinander getrennt in festen Teams mit jeweils einer Tiermedizinischen Fachangestellten. Die Behandlung von Pflegetieren, ehemaligen Tierheimtieren und Tieren bedürftiger Menschen aus Düsseldorf wurde bis auf weiteres auf absolute Notfälle beschränkt.

Die Kolleginnen und Kollegen im Nacht- und Tierrettungsdienst versuchen den Kontakt zu Findern auf ein Minimum einzuschränken. Gefundene Tiere werden nach Möglichkeit draußen übergeben, notwendige Formalitäten im Voraus telefonisch besprochen, so dass nur noch eine Unterschrift des Finders notwendig ist.

Futterspenden werden weiterhin gebraucht und angenommen. Vor dem Tierheim stehen nun tagsüber zwei Behälter in die Spenden abgelegt werden können – auf ein persönliches „Danke schön!“ müssen wir leider verzichten.

Was ändert sich konkret durch Corona?

Timo Franzen: Die Tiervermittlung läuft sehr schleppend, schon alleine weil die Menschen im Moment andere Sorgen haben. Spender brechen weg, regelmäßige Spenden und Futterpatenschaften werden gekündigt weil die Menschen Existenzängste haben.

Haben Sie spezielle Sicherheitsvorkehrungen?

Timo Franzen: Zusätzlich zu unserer üblichen Hygiene achten wir nun auf

  • regelmäßige Handdesinfektion
  • regelmäßige Desinfektion der Türklinken
  • genügend Abstand
  • so wenig Menschen wie möglich im Tierheim-Büro
  • keine offenen Besuchszeiten

Suchen Sie gerade freiwillige Helfer?

Timo Franzen: Nein. Viele Menschen bieten ihre Hilfe an. Wir können aber im Moment keine neuen Ehrenamtler kommen lassen. Unsere Stamm-Helfer (Gassigeher, Katzen- und Kleintierbetreuer) dürfen weiterhin kommen, um jeden Tag neue Freiwillige anzulernen fehlt aber schlichtweg die Zeit, zumal sich viele Menschen auch falsche Vorstellungen vom Tierheimalltag machen. Unsere Tierpfleger spielen nicht den ganzen Tag mit Hundewelpen oder kuscheln Katzen-Babys. Die Gassigeher brauchen zum Beispiel ein bestimmtes Führungszeugnis, und den erweiterten Sachkundenachweis. Beides ist im Moment einfach nicht zu beschaffen, weil zum Beispiel das Veterinäramt keine Termine anbietet, um den Sachkundenachweis abzulegen.

Gibt es etwas, was Sie unseren Tierfreunden sagen wollen?

Timo Franzen: Unterstützen sie ihr Tierheim vor Ort weiter! Jetzt stehen wir noch am Anfang, ein Ende ist nicht absehbar. Vor allem kleinere Tierheime sind schnell durch den Einbruch von Spenden in ihrer Existenz bedroht. Melden sie sich im Tierheim wenn sie helfen möchten am besten per Email. Seien sie nicht böse, wenn die Anfrage nicht innerhalb von vier Stunden beantwortet wird – die Tierversorgung steht an erster Stelle! Neben Geld- und Futterspenden brauchen Tierheime z.B. auch immer Reinigungsmittel, Waschmittel, Küchenrollen und sogar Klopapier! Fragen sie vorher vor Ort was gebraucht wird.

Welche Services bieten Sie während Corona?

Timo Franzen: Wir sind weiterhin 24/7 für die Tiere und Bürger von Düsseldorf, Ratingen und Umgebung da und kümmern uns um gefundene Tiere und Verwahrtiere wenn zum Beispiel der Besitzer in ein Krankenhaus eingewiesen wird. Außerdem betreuen wir auch weiterhin kontrolliert in acht Taubenschläge im gesamten Düsseldorfer Stadtgebiet die Tauben, die inzwischen wegen der menschenleeren Innenstädte vom Hungertod bedroht sind.

Ist das Tierheim für Besucher geschlossen?

Timo Franzen: Seit dem 16. März ist das Tierheim geschlossen. Es kommen aber auch viel weniger Menschen direkt zum Tierheim. Die meisten nehmen im Vorfeld per Telefon oder Email Kontakt zu uns auf.

Sind Tiervermittlungen derzeit möglich?

Timo Franzen: Ja. Wir versuchen unsere Homepage so aktuell wie möglich zu halten. Interessenten sollten am besten eine Email schreiben und genau beschreiben was sie suchen und welche Bedingungen sie bieten können. Für die Vermittlung von Kleintieren und Vögeln, sollten am besten auch ein paar Fotos der Haltung und die Maße angehängt werden. Unsere Tierpfleger setzen sich dann mit den Interessenten in Verbindung. Ist gerade ein eventuell passendes Tier im Tierheim, wird ein individueller Termin abgesprochen.

Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Franzen für das Interview!


Die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) betont, dass es keinen Hinweis darauf gibt, dass Tiere an COVID-19 erkranken oder an der Ausbreitung beteiligt sein können. Alles Wissenswerte rund um den Coronavirus bei Hund und Katze haben wir dir hier zusammengefasst. Bei Einhaltung geeigneter Hygienemaßnahmen, musst du also keine Angst vor Kontakt mit Tieren haben. Tierheime achten strikt auf diese Hygiene und haben gute Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Hab keine Angst, sondern handle solidarisch und unterstütze Tierheime aktiv! Melde dich bei deinem Tierheim vor Ort per Mail oder Telefon – jede Hilfe ist willkommen!


Timo Franzen und seine 32 Mitarbeiter kümmern sich im Tierheim Düsseldorf liebevoll um zahlreiche Tiere. Vor der Corona-Krise konnten sie noch alle gemeinsam mit den Hunden Gassi gehen. Mittlerweile sind die Pfleger in Teams aufgeteilt und haben untereinander keinen Kontakt mehr. Wer das Tierheim Düsseldorf mit einer Spende unterstützen möchte, kann dafür die folgenden Konten nutzen: DE11.3015.0200.0001.0409.30 oder per Paypal: [email protected]


 

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Kommentare, Fragen und Antworten
  1. Sabine Columbus sagt:

    Vielen Dank für euren Bericht und die wertvollen Tipps, die darin zu lesen sind. Sie helfen Ängste abzubauen und versierter mit der C-Krise umzugehen. Macht weiter so. Ich selbst habe mein Tier über den Tierschutzbund erhalten und bin all die Jahre in jeder Situation tatkräftig von dort auch unterstützt worden. Deshalb kann ich auch selbst nur den Rat geben, wer sich mit dem Gedanken beschäftigt und trägt sich ein Tier zu holen, dann wendet euch zu allererstes dem Tierheim zu. Laßt euch dort beraten und ihr werdet merken, dass es sich lohnen wird. Jedes einzelne dieser Tiere hat eine Chance auf ein gutes und lievolles Zuhause verdient. Und wenn ihr euch für ein Tier entschieden habt, könnt ihr auch dort immer wieder von neuem mit euren Fragen rund um euer Tier an sie wenden und bleibt damit nicht alleine zurück. LG von einer großen Tierfreundin. (Sa C., aus Ilshofen)

    1. ZooRoyal sagt:

      Liebe Sabine,
      vielen Dank für dein Feedback. Wir freuen uns sehr, dass dir der Artikel gefallen hat und wenn er dir bereits geholfen hat, hat er seinen Zweck schon erfüllt.
      Passt gut auf euch auf,

      euer ZooRoyal Team

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