Scheinträchtigkeit und Scheinmutterschaft bei der Hündin

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Scheinträchtigkeit oder Scheinschwangerschaft Hund

Da denkt man, die Hündin hat ihre Läufigkeit gut überstanden und alles wird wieder normal, aber oft ist die Zeit nach der Läufigkeit für viele Hundehalter anstrengender als die Läufigkeit an sich. Die Scheinträchtigkeit und eine folgende Scheinmutterschaft setzen bei vielen Hunden merklich ein. Das erkennen wir Hundehalter im ersten Schritt daran, dass sich die Hündin anders als sonst verhält. Die Scheinträchtigkeit bei Hündinnen kommt oft vor und wird unterschiedlich stark wahrgenommen.

Was ist eine Scheinträchtigkeit beim Hund?

Wenn eine Hündin scheinträchtig oder scheinschwanger ist, handelt es sich dabei um eine „Pseudoschwangerschaft“: die Hündin durchläuft hormonell eine Trächtigkeit, obwohl es zu keiner Befruchtung gekommen ist. Nach dem Eisprung produziert der Gelbkörper im Eierstock der Hündin Progesteron. Dieses Hormon ist dafür da, um im Körper einer Hündin eine Schwangerschaft aufrechtzuerhalten. Fällt dieses Hormon ab, steigt das Hormon Prolaktin, das bei einer echten Trächtigkeit die Milchproduktion bei der Hündin anregt. Eine Scheinträchtigkeit ist keine Erkrankung, sondern wird durch die hormonelle Schwankung nach der Läufigkeit ausgelöst.

Der Ursprung liegt im Erbe des Wolfes. Hat eine Wölfin geworfen, werden die Welpen von anderen Wölfinnen des gleichen Rudels, mit umsorgt. Sie produzieren sogar Milch und können die Wölfin bei der Aufzucht unterstützen. Das ist möglich, durch die hormonelle Umstellung, während der „Scheinträchtigkeit“. Was in der freien Natur bei Wölfen sinnvoll ist, kann für den Hund körperlich und seelisch sehr belastend sein.

Wie erkenne ich eine Scheinträchtigkeit?

  • Verhaltensveränderung: Vielleicht ist dir aufgefallen, dass deine Hündin anhänglicher und verschmuster geworden ist. Das wäre für die Zeit völlig authentisch.
  • Nestbautrieb: Deine Hündin beginnt Nester zu bauen und Decken und Spielzeuge zusammenzutragen.
  • Änderung im Fressverhalten: Die Hündin kann weniger oder auch mehr Appetit zeigen.
  • Anschwellen des Gesäuges: Das Gesäuge kann anschwellen und manche Hündinnen beginnen sogar Milch zu produzieren.

Wie lange dauert eine Scheinträchtigkeit?

Eine Scheinträchtigkeit dauert vom zeitlichen Ablauf auch so lange, wie eine echte Trächtigkeit, nämlich um die 63 Tage. Du siehst, die Natur hat es ganz geschickt eingefädelt und mit recht wenig Aufwand gibt es für die trächtige Hündin Unterstützung von vielen Seiten innerhalb der Familie.

Was ist eine Scheinmutterschaft bei der Hündin?

Die Scheinmutterschaft setzt nach der Scheinträchtigkeit ein. In dieser Zeit ist die Hündin der Meinung, sie hätte Welpen, die gesäugt, umsorgt und beschützt werden müssen. Die Scheinmutterschaft dauert im Durchschnitt 2 bis 4 Wochen. Der hormonelle Unterschied zur Scheinträchtigkeit ist, dass hinter einer Scheinträchtigkeit das Schwangerschaftshormon Progesteron und hinter einer Scheinmutterschaft das sogenannte Elternhormon Prolaktin steckt.

Die Natur hat wieder einmal clever mitgedacht: Hündinnen besitzen einen saisonabhängigen Sexualzyklus. Dadurch wird gewährleistet, dass es zum selben Zeitpunkt genug Ammen und „Helfer am Nest“ gibt.

Wie erkenne ich eine Scheinmutterschaft?

  • Milch wird produziert
  • Die Milchdrüsen schwellen an
  • verstärkte Anhänglichkeit der Hündin
  • Nestbauinstinkt wird geweckt, vorwiegend an ruhigen Orten (Bett, Couch, Körbchen, ...) durch Kratzen, Buddeln, usw.
  • Ersatzwelpen werden gesucht, bemuttert, verschleppt und verteidigt

Was kann ich tun, wenn meine Hündin scheinschwanger ist?

Zeigt eine Hündin verstärkt Verhaltensweisen einer Scheinschwangerschaft, kannst du ihr mit diesen Maßnahmen helfen:

  • Ablenkung: Bring die Hündin auf andere Gedanken. Das kann durch Aktivitäten, die der Hündin in der Zykluspause Spaß machen, erreicht werden.
  • Nestbau stoppen: Entferne Stofftiere oder andere Gegenstände, die imaginär durch die Gegend getragen werden.
  • Tierarztbesuch: Um sich abzusichern, dass die Belastung dieses Prozesses für die Hündin nicht zu hoch ist oder wenn eine regelmäßige Scheinträchtigkeit mit übertriebenen Verhaltensmustern auftritt, ist ein Tierarztbesuch von Vorteil.

Scheinträchtigkeit behandeln

Scheinträchtigkeit und Scheinmutterschaft bei Hündinnen ist biologisch gesehen normal und bedarf in der Regel keiner Behandlung. Im Normalfall ist nach einigen Wochen wieder alles vorbei und der Organismus stellt sich auf die nächste Zykluspause, den Anöstrus, ein.

Dennoch kann, je nach Intensität, tierärztliche Unterstützung notwendig sein. Durch pflanzliche oder medikamentöse Unterstützung kann der Hündin aus der hormonellen Schleife geholfen werden, wenn es der Organismus aus eigener Kraft nicht schafft. Ein Tierarztbesuch sollte unbedingt wahrgenommen werden, wenn die Hündin folgende Auffälligkeiten zeigt:

  • Depressive Stimmungen
  • Gesteigertes Aggressionsverhalten
  • Wesensveränderungen, die deutlich von dem sonstigen Verhalten abweichen

Auch, wenn es sich um einen normalen Verlauf handelt, sind viele Hundehalter froh, Rücksprache mit einem neutralen Fachmann zu halten – allein schon, weil man selbst subjektiv ist und nur das Beste für seinen Hund möchte. Weiß man, dass der eigene Hund leidet, so kann eine neutrale Person eine große Hilfe sein – für dich und deinen Hund.


Kristina Ziemer-FalkeKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen. Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften. Als Dozentin ist Kristina Ziemer-Falke sehr gefragt und deutschlandweit auf Seminaren und Vorträgen zu Themen rund um den Hund anzutreffen.


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