Welpenhandel: Wenn Tierleid zur Massenware wird

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Welpenhandel

In der Weihnachtszeit steigt die Nachfrage nach Welpen stark an, und somit auch das Angebot illegaler Welpenhändler. In der Coronakrise wächst der Wunsch nach einem eigenen Haustier erst recht, so dass der kriminelle Welpenhandel boomt.

Was ist illegaler Welpenhandel?

Im osteuropäischen Ausland werden die Tiere gezüchtet wie Massenware auf dem Fließband. Besonders Modehunde werden von den Händlern in großer Vielzahl angeboten. Die Welpen und deren Mütter fristen ein erbärmliches Dasein in dunklen, feuchten Kellerräumen, dreckigen Verschlägen und Hinterhofschuppen. Die erwachsenen Hündinnen sind nichts weiter als Gebärmaschinen. Sie bekommen schlechtes Futter, oft hungern sie und sind umgeben von katastrophalen hygienischen Zuständen. Es gibt keine Kontrollen, keine ärztlichen Untersuchungen und keine Pflege. Ein perfektes Umfeld für Krankheitserreger und Parasiten.

Das Leid der Tiere ist enorm.

Wenn die Welpen zur Welt kommen, sind sie oft schon krank oder haben einen Gendefekt. Sehr früh – viel zu früh – werden sie von ihrer Mutter getrennt und in dunkle Kisten oder Taschen gepackt und über die Grenzen transportiert, um zum Beispiel in Deutschland oder Österreich verkauft zu werden. Das ist für die Kleinen ein traumatisches Erlebnis, einige überleben den Transport nicht. Andere sterben wenige Tage, nachdem ihre Besitzer sie in Empfang genommen haben. Wir haben mit Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund über das Thema Welpenhandel gesprochen.

Worauf müssen sich die neuen Tierbesitzer gefasst machen, wenn sie einen Hund von einem illegalen Welpenhändler kaufen?

Hester Pommerening: Nach dem Kauf treten dann Probleme auf – und den Schaden tragen letztlich alle außer den Kriminellen: ein paar Tage nach der Übergabe erkrankt der Welpe. Die Tierarztpraxis stellt fest, dass der EU-Heimtierausweis und die eingetragene Impfung gefälscht sind. Die vermeintlich „günstige“ Anschaffung eines illegal gehandelten Welpen zieht dann Behandlungskosten für ein krankes Tier nach sich, die zu einer enormen finanziellen Belastung werden können. Lebenslange Verhaltensstörungen des Tieres infolge der zu frühen Trennung vom Muttertier kommen möglicherweise noch hinzu – ganz abgesehen von dem zusätzlichen Leid der Elterntiere, das man mit einem solchen Kauf unterstützt.

Warum ist die Nachfrage nach illegalen Welpen so hoch? Ahnungslosigkeit oder Geiz?

Hester Pommerening: Wir gehen nicht davon aus, dass potentielle Hundebesitzer absichtlich den illegalen Welpenhandel unterstützen. Die Nachfrage nach Welpen ist grundsätzlich hoch – und kriminelle Händler nutzen die Unwissenheit der Käufer aus, die nicht erahnen können, worauf sie sich einlassen.

Manche hoffen vielleicht auch, etwas Gutes zu tun und „armen Tieren“ aus dem Ausland ein besseres Zuhause bieten zu können. Mittlerweile sind die Preise aber oft auch genauso hoch wie die normaler Züchter. Die Anzeigen illegaler Tierhändler sind damit kaum noch von denen seriöser Anbietern zu unterscheiden. Es werden „Muttertiere“ präsentiert und Bilder von Welpen hochgeladen, die einen gesunden Eindruck machen.

Wie hoch sind die Erfolgsquoten, den illegalen Händlern das Handwerk zu legen?

Hester Pommerening: Die Aussichten, den illegalen Händlern das Handwerk zu legen, sind leider viel zu gering. Oftmals wurden falsche Kontaktdaten hinterlegt, über die, wenn dann nach Übergabe zum Beispiel beim Tierarzt alles auffliegt, niemand mehr zu erreichen ist. Der Vermittler oder der Tierhändler sind im Nachhinein nicht mehr zu identifizieren. Gleiches gilt auch für Kontrollen auf den Autobahnen – oftmals bringen Zwischenhändler die Tiere nach Deutschland, die wahren „Hintermänner“ werden gar nicht erst enttarnt. Nicht zuletzt deshalb ist nach wie vor von einer hohen Dunkelziffer illegal gehandelter Heimtiere auszugehen.

Im Grunde müssten die Täter lange vor Übergabe gestellt werden. Eine Nachverfolgung der Vermehrer im Ausland gestaltet sich allerdings schwierig. Das Vorgehen bei Kontrollen von illegalen Tiertransporten ist abhängig vom Engagement einzelner Veterinärämter und Polizeidienststellen. Kontrolleure sind zwar zunehmend geschulter, aber oft immer noch unsicher.

Außerdem sind die Maßnahmen gegen Transporteure und Züchter nicht hart und nicht abschreckend genug. Fordert die Behörde eine Sicherheitsleistung, damit die Händler nicht untertauchen, wird sie bezahlt, doch im Ausland sind Verkäufer/Transporteure meist nicht mehr greifbar. Andere benutzen ein fremdes Fahrzeug, das nicht sichergestellt werden kann. Züchter verzichten oft auf das Eigentum an den Welpen und im Herkunftsland gibt es keinerlei einschränkende Rechtsvorschriften. Tritt ein Händler sein Eigentum am Tier nicht ab, so müssen die Tierheime das Tier wieder an den Händler zurückgeben, sobald der die Kosten zahlt und das Veterinäramt die Tiere für den Rück-oder Weitertransport freigibt. Tiere in das Herkunftsland und in die Hände der Vermehrer zurückzubringen, bedeutet, dass sie nach einem abermals anstrengenden Transport in eine schlechte, verantwortungslose Haltung zurückkehren. Es bedeutet – wenn nicht erneut ein illegaler Transport unternommen wird – womöglich den Tod der Tiere oder aber das gleiche Schicksal wie das der Elterntiere: ein Leben unter widrigsten Bedingungen als „Gebärmaschine“ oder als Deckrüde, der oft auch mit Elektroschocks zur Paarung gezwungen wird. Dies ist aus Sicht des Tierschutzes eine Katastrophe.

Auch unsere Auswertung zeigt, dass der illegale Tierhandel nach wie vor boomt. Obwohl im Jahr 2018 weniger Fälle aufgedeckt wurden als 2017, waren es im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren 2014, 2015 und 2016 doch deutlich mehr, im Vergleich zu 2015 sogar mehr als doppelt so viele. Es bleibt allerdings nur die Spitze des Eisberges.

An wen wende ich mich als erstes, wenn ich Hinweise auf illegalen Handel habe?

Hester Pommerening: Hinweise sollten als erstes der Polizei sowie dem zuständigen Veterinäramt mitgeteilt werden. An Wochenenden sind Veterinärämter ggf. nicht telefonisch zu erreichen, darum sollte in dringenden Fällen stets die Polizei kontaktiert werden.

Wir danken Hester Pommerening für das Interview!

Was kann ich tun, um illegalen Welpenhandel zu bekämpfen?

  • andere aufklären und Informationen verbreiten
  • an Online Plattformen wenden, die dem illegalen Tierhandel Tür und Tor öffnen; bislang weigern sich die Online Plattformen noch, die Option für Tierverkäufe aufzugeben
  • verdächtige Anzeigen sofort dem Portal melden (diese Funktion findet sich meistens direkt neben der Verkaufsanzeige)
  • Tierheime mit Geld oder Futterspenden unterstützen, damit die kranken Tiere, die dort landen, versorgt werden können
  • selbst Ausschau nach Hunden im Tierheim halten
  • wenn doch vom Züchter, dann darauf achten, dass man die Tiere zu Hause besuchen kann, dass der Züchter sich für mich und das neue Umfeld des Welpen interessiert.
  • Vorsicht, wenn ein Züchter gleich Würfe mehrerer Rassen anbietet

 


Deutscher TierschutzbungDer Deutsche Tierschutzbund tritt seit seiner Gründung 1881 für den Schutz jedes einzelnen Tiers im Umfeld einer lebenswerten Umwelt und Natur ein. Ehrenamtliche Aktive und hauptaktive Mitarbeiter kämpfen beim Deutschen Tierschutzbund gemeinsam für ein Ende des Tierleids in Deutschland, Europa und weltweit.


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