Kangal

Kangal Steckbrief

Name
Kangal Steckbrief
Herkunft
Türkei
Lebenserwartung
12+ Jahre
FCI-Standard
Funktion
Größe
Gewicht
40-65 kg
Häufige Krankheiten
Keine
Felllänge
dickes und raues Deckhaar, dichte Unterwolle, unterschiedliche Länge
Charakter/Wesen
wachsam, wehrhaft, selbständig, selbstbewusst
Fellfarbe
falb, grau
Besonderheiten

Listenhund

Rassenmerkmale und Erscheinungsbild

Wie sieht ein Kangal aus?

Der Kangal ist ein großer, imposanter und zugleich eleganter, athletischer, beweglicher Hund. Anders als etwa ein Mastiff wurde er nie auf Kraft und Größe im Ausstellungsring gezüchtet. Seine Kraft und Größe sind "Natur" pur und jederzeit einsatzfähig. Sein Schädel erinnert ein wenig an die Konturen eines Molossers, die auch zu seinen Verwandten zählen. Dabei zeigt er eine hellwache, sehr aufmerksame Mimik. Er ist ein ruhiger aber scharfer Beobachter, was man ihm buchstäblich ansieht. Der Kangal hat ein kurzes, zuweilen auch halblanges, dichtes, doppeltes Haarkleid, das ihn bei Kälte als auch Hitze hervorragend schützt. Die mittelgroßen Ohren werden flach anliegend, hängend seitlich am Schädel getragen. Früher wurden sie kupert. Die Rute ist in Ruhestellung nach oben hin leicht eingerollt. Offiziell sind alle Fellfarben erlaubt. In der Regel ist der Kangal aber hellbraun bis hellgrau und trägt am Kopf, besonders an den Ohren und am Fang dunkelbraune bis schwarze Abzeichen.

Wie groß ist ein Kangal?

Rüden haben eine Widerristhöhe von 74 bis 81 Zentimetern, Hündinnen 71-79 cm. Als Gewicht werden bei Rüden 50 bis 65 Kilogramm, bei Hündinnen 40 bis 55 kg angegeben.

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Wie alt wird ein Kangal?

Der Kangal hat bezogen auf ihre Größe eine hohe Lebenserwartung von 12 und teils mehr Jahren.

Wesenszüge und Charaktereigenschaften

Welche Eigenschaften hat ein Kangal?

Der Kangal ist ein selbständig agierender Wächter und Beschützer. Seine charakterlichen Qualitäten beschreibt der offizielle Standard so:

Ausgeglichen und kühn, ohne jegliche Aggressivität, unabhängig, sehr intelligent und führig. Stolz und vertrauenswürdig. Gegenüber seinen Herren ist der Kangal anhänglich und loyal, erwachsene Hunde sind Fremden gegenüber jedoch misstrauisch.

Gegenüber anderen Hunden ist ein Kangal meist dominant und eher unverträglich. Diese Wesenszüge zumal bei einem großen und sehr kräftigen, ein großes Revier beanspruchenden Hund sind mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten im heutigen Deutschland kaum vereinbar. Es ist ein großes Erlebnis, mit einem solchen Hund eine enge Bindung eingehen zu können. Nur in ihrer quasi natürlichen Umgebung können sie ihre hervorragenden charakterlichen Qualitäten zur Entfaltung bringen. Hier zeigt sich dieser großartige, souveräne Hund als fürsorglicher, treuer, anhänglicher Freund. Verfügt man aber nicht über die räumlichen und finanziellen Mittel, ihm in unseren Breiten ein wesensgerechtes Umfeld zu bieten, so wird dies kaum gelingen können. Er ist kein Anfängerhund und auch nur dann in Deutschland artgerecht zu halten, wenn man neben sehr viel Hundeerfahrung auch ein sehr großes, eingefriedetes Grundstück hat.

Herkunft & Geschichte

Wo kommt der Kangal ursprünglich her?

Der Kangal ist ein in der Türkei, speziell Anatolien, verbreiteter, sehr großer und sehr kräftiger Herdenschutzhund. Der Kangal wird offiziell in der Hundezucht als Anatolischer Hirtenhund oder im Original als Coban Köpegi bezeichnet. Letzter ist aber nur eine der drei Varianten des hier als Kangal bezeichneten Anatolischen Hirtenhundes. Die ursprüngliche Bezeichnung lautet Karabash. In Deutschland sind diese Hunde allesamt unter "Kangal" bekannt. Das ist der Name einer einflussreichen adeligen Familie in der türkischen Provinz Shivas, die schon sehr früh begann, den Karabash professionell zu züchten. Die eigentlich Karabash (Schwarzkopf) genannten Hunde wurden nun mit dem Namen der Züchterfamilie als Kangal bezeichnet. Der Karabash oder Kangal ist in den Bergregionen Anatoliens heimisch. Dort bewacht und behütet er die Schafherden. Er macht diese Arbeit vollkommen selbständig, nicht selten wochenlang von Menschen getrennt. Die Hunde müssen selbständig entscheiden, wie sie sich Fremden gegenüber verhalten. Diese großen und äußerst kräftigen Hunde können ihre Herde auch gegen Bären und Wölfe verteidigen. Das Bewachen und Beschützen des Eigentums und seiner Menschen zählt ebenfalls zu ihren Aufgaben. Legendär ist seine Genügsamkeit und zugleich trotz magerer Kost, die oft nur aus menschlichen Agrarabfällen besteht, seine Robustheit. Es sind archaische Hunde, die vermutlich schon mit der Einführung der Viehhaltung entstanden sind und das ist nur etwa 10.000 Jahre her. Einem Kangal kann man nichts vormachen. Er hat ein klares Verständnis seiner Rolle. Typischerweise liegt er an einer erhöhten Stelle neben oder innerhalb seiner Herde, so dass er alles in der Umgebung gut beobachten kann. Seine Herde, seine Hirten und dessen Familie sind ihm heilig. Ihnen ist er treu und liebevoll ergeben. Doch allem Fremden ist er misstrauisch und er zögert nicht, bei irgendeinem Zeichen, das er als feindlich interpretiert, auch zuzuschlagen. So beschützt er seit Menschengedenken die Viehherden und die einsam gelegenen Anwesen der Hirten, Bauern und Großgrundbesitzer Anatoliens. Diese überaus nützliche, ja zum Funktionieren einer solchen Gesellschaft im weiten, einsamen Land geradezu notwendige Funktion passt nicht in eine engräumige hektische Gesellschaft des heutigen Mitteleuropa. Es gibt kaum ein Grundstück, das so groß ist, dass es dem Kangal als Arbeitsraum reichen würde. Er ist andere Maßstäbe von den menschenleeren Bergen Anatoliens gewohnt. Zudem verteufelt der Zeitgeist des heutigen Deutschlands jede Form von Aggression, die von einem Hund ausgeht. Während noch vor ein oder zwei Generationen die Besitzer eines größeren Grundstück stolz darauf waren, dass ihr Hund verlässlich und im Ernstfall scharf sei, ist eine solche Eigenschaft für den heutigen Hund potenziell lebensgefährlich. Das ist kein Umfeld für einen Kangal. Und so findet man ihn fast überall auf den Listen vermeintlich gefährlicher Hunde – und leider allzu oft in den Tierheimen. Der Kangal ist ein Urtyp des Hundes, dem der Mensch in seiner Entwicklung viel zu verdanken hat. Als Hunderasse ist er seit langem bekannt, beschrieben, ja verehrt. In der modernen Rassehundezucht wurde er aber erst im August 1989 von der FCI anerkannt. In Deutschland wird der Kangal als Anatolischer Schäferhund von einigen wenigen Züchtern betreut, die ohne eigenen Verein unmittelbar dem Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) angeschlossen sind. Viel öfter findet man einen Kangal oder meist Mixe von ihm, die über den so genannten Tierschutz nach Deutschland kommen. Sie stellen die Halter immer wieder vor unlösbare Aufgaben. Sie können in Mitteleuropa in aller Regel kein artgerechtes Leben führen und stellen in Folge dieser menschgemachten Fehler nicht selten eine Gefahr dar. Ein Kangal oder dessen Mixe gehören, wenn sie schon hier gehalten werden sollen, nur in ausgewiesen fachkundige Hände mit entsprechenden räumlichen Möglichkeiten. Zudem wird der Kangal, bzw. Mixe mit ihm, fast überall als Listenhund geführt.

Beliebte Mixe

Mixe mit Kangal sind extrem problematisch. Die enorme Kraft und das Wesen als Herdenschutzhund sind eh in unseren Breiten eine Herausforderung. Als Wundertüte Mischling mit eben diesem selbstbewussten Kraftpaket entsteht eine Potenzial, dessen Haltung zumindest hier in Deutschland als unverantwortlich zu bezeichnen ist. Organisationen, die solche Hunde oder Mischlinge mit ihm nach Deutschland holen, handeln nicht im Interesse des Tierschutzes.

Pflege, Gesundheit und Krankheiten

Wie viel Pflege braucht ein Kangal?

Der Kangal ist absolut pflegeleicht und extrem anspruchslos.

Gibt es beim Kangal rassetypische Krankheiten?

Anatolische Hirtenhunde aus seriöser Zucht erfreuen sich in jeder Hinsicht einer sehr robusten Gesundheit. Die Herausforderung an seine Haltung liegt in den hier besprochenen Eigenschaften dieses tollen Hundes.

Welches Futter ist für einen Kangal am besten?

Der Kangal stellt keine besonderen Anforderungen an seine Ernährung. Er zählt wohl zu den Hunden mit den geringsten Ansprüchen in dieser Hinsicht.

Aktivitäten mit dem Kangal

Ein Kangal stellt keine besonderen Anforderungen in sportlicher Hinsicht. Und er ist sicher in keinster Weise eine Empfehlung, wenn du mit ihm Hundesport betreiben wolltest. Seine Aktivität ist das Behüten einer Herde oder eines sehr großen Grundstücks.

Überlegungen vor der Anschaffung

Wo kann man einen Kangal kaufen?

Die Anschaffung eines Kangals sollten nur ausgewiesene Experten in Erwägung ziehen, die genau wissen, was sie tun, die entsprechende Fachkunde, Erfahrung und Haltungsbedingungen zur Verfügung haben. Wenn, dann solltest du deinen Kangal bei einem Züchter kaufen, der dem VDH angeschlossen ist und hier lange vor einer Anschaffung intensive Kontakte aufbauen. Es wird ausdrücklich davon abgeraten, eine Kangal oder Kangal-Mix über so genannten Auslandstierschutz nach Deutschland zu importieren und hier im dicht besiedelten Deutschland artgerecht halten zu wollen. Zudem musst du die unbedingt mit den für deinen Wohnort geltenden Listen angeblich gefährlicher Hunderassen und weiterer Bestimmungen vertraut machen.

Erziehung und Haltung

Passt ein Kangal zu mir?

Der Kangal ist äußerst anspruchslos. Ein Kangal braucht keine Heizung und kein Spielzeug und auch kein Geschirr mit Leine. Er ist in seiner Ernährung extrem anspruchslos, wie kaum ein Vierbeiner ansonsten. Das gilt ebenso für seine Unterbringung. Er kann problemlos, ja er will das ganze Jahr über draußen verbringen - einen geeigneten Unterschlag vorausgesetzt und "geeignet" meint hier dezidiert weder Zwinger noch gar Kette. Allerdings braucht er ein ausgesprochen großes Areal, das zu seinem Reich werden kann. Hier wird eine robuste Umfriedung mit einem soliden 2 Meter Stahlzaun empfohlen. Er muss sich in seinem Revier bewegen können. Ein Kangal akzeptiert, ja behütet selbständig und selbstbewusst alle Zwei- und auch Vierbeiner, die er als zu seiner Herde oder Familie gehörig sieht. Er braucht vor allem einen klaren Chef - unbedingt! Allen anderen gegenüber ist er zunächst misstrauisch bis ablehnend. Es erfordert eine enge Bindung und fachkundige Führung, mit diesem Hund, dem im Zweifel immer Stärkeren, an der Leine spazieren zu gehen und dann etwa an einem aggressiv kläffenden Terrier problemlos vorbeiziehen zu können. Es geht, aber es setzt eine seriöse Zucht, gute Sozialisation und ein erfahrenes, fachkundiges und sehr einfühlsames und zugleich ohne jede Unsicherheit durchgreifendes Herrchen oder Frauchen voraus. Der Kangal steht verbreitet auf den Listen angeblich gefährlicher Hunde. Der Kangal ist bei weitem kein Hund für Anfänger. Das wäre sogar verantwortungslos. Selbst in der Hand eines erfahrenen Kenners, bedarf es zudem der äußeren Rahmenbedingungen für eine wesensgerechte Haltung. Im Allgemeinen ist der Kangal für eine Haltung in Deutschland nicht geeignet. Die Erziehung eines Kangals unter den Bedingungen im heutigen dichtbesiedelten Mitteleuropa ist eine ganz spezielle Herausforderung, die nur ausgewiesenen Experten mit passenden Rahmenbedingungen gelingen kann.

Interessantes, Wissenswertes & Extras

Der Kangal ist der wohl stärkste Hund überhaupt. Er hat ein faszinierendes Wesen und eine überaus eindrucksvolle Ausstrahlung - wie sonst kaum ein Vierbeiner. Aber Mitteleuropa ist nicht sein Biotop. Aus Tierschutzgründen solltest Du auf die Haltung eines Kangals oder Kangal-Mixes verzichten. Und erst recht wenn du ihn als Waffe oder Krücke für dein Rückgrat missbrauchen willst.


Christoph Jung Seit seiner Kindheit gehören Hunde zu den besten Freunden des Hundeforschers. Die Beziehung Mensch - Hund ist für ihn ein faszinierendes Thema, das ihn täglich beschäftigt und für das er sich auch öffentlich engagiert. Aus seiner täglichen Forschung entstand das Buch "Tierisch beste Freunde". Jung lebt mit seiner Familie und seinen Hunden in der Nähe von Halle.