„Stopp!“ trainieren

Wieso dieses Signal?

Das Signal „Stopp“ kommt nicht in jeder Hundeerziehung vor. Schließlich gibt es unendlich viele Worte, die wir mit dem Anhalten, Warten oder Fixieren in Verbindung bringen. Doch das Wort Stopp ist sehr prägnant, um die gewünschte Handlung auszulösen. Das Stopp-Signal kann dir in vielen Situation helfen, deinen Hund punktgenau zu stoppen und somit zu fixieren – zum Beispiel, wenn er im Freilauf ist und ein Radfahrer plötzlich auftaucht. So kannst du deinen Vierbeiner mit diesem Signal an einem festen Punkt fixieren. Dies erfordert jedoch ein kleinschrittiges und genaues Training, damit auch gerade in solchen Momenten das Signal gut abrufbar ist.

Der eine oder andere Hundehalter hat für ein solches Fixieren vielleicht ein anderes Signal gewählt. Dies ist natürlich auch möglich. Wir wollen das Wort „Stopp“ für das Fixieren an einer Stelle und vor allem auch auf Entfernung nutzen, da es kurz und knapp gerufen werden. Aber Vorsicht! Nur weil „Stopp“ schnell ausgesprochen werden kann, sollte es nicht barsch, wutentbrannt oder geschrien werden. Doch dazu später mehr.

Wie sieht das Training aus?

Bevor wir mit dem Training starten, müssen wir uns überlegen, was unser Hund beim Erklingen dieses Signals ganz genau tun soll. Unser Hund soll beispielsweise an Ort und Stelle sofort stehenbleiben, wenn er das Signal hört, unabhängig in welcher Bewegungsrichtung er sich befindet. Nun ist noch zu überlegen, ob er sich hinsetzen darf. Manche Hunde neigen dazu, sich hinsetzen zu wollen, wenn sie an einer Position warten sollen. Daher legen wir nun ganz konkret fest, dass unser Hund stehenbleiben soll. Er darf sich zwar an dieser Position hinsetzen, jedoch nicht zu uns zurückkommen oder zur Seite laufen.

Wir beginnen das Training eines neuen Signals immer in reizarmer Umgebung, um unseren Hund nicht unnötig abzulenken. Am besten eignet sich ein Raum im Haus/in der Wohnung. Wir suchen uns eine passende Belohnung für das Training aus – am besten kleine schmackhafte Leckerchen oder ein besonders tolles Spielzeug. Unser Hund sollte die Belohnung als eine solche auch empfinden. Spielzeug oder Leckerlis, die er nicht wirklich mag, eignen sich nicht besonders gut. Auch kann ein Markerwort oder die Arbeit mit einem Clicker das Training vereinfachen, da durch beides eine punktgenaue Bestätigung erfolgen kann.

Wir starten zunächst in unmittelbarer Nähe zu unserem Hund. Erst, wenn er verstanden hat, was das neue Signal überhaupt bedeutet und es sicher ausführt, können wir ablenkende Reize und größere Distanzen einbauen.

Schritt 1:

Positioniere deinen Hund neben dir, beispielsweise im Wohnzimmer. In der von deinem Hund abgewandten Hand hältst du ein paar schmackhafte Leckerlis bereit. Nun motivierst du deinen Hund, ein paar kleine Schritte mit dir vorwärts zu gehen.

Schritt 2:

Die Hand, die sich auf Seite deines Hundes befindet, nimmst du nun und streckst sie deinem Hund in flacher Form und am besten auf Brusthöhe entgegen. Gleichzeitig bleibst du stehen. Sobald dein Hund auch stehenbleibt, bekommt er eine Belohnung. Diesen Schritt wiederholst du einige Male.

Schritt 3:

Variiere die Übung, indem du nun statt zwei bis drei Schritten einfach vier bis fünf Schritte nach vorne gehst. Wichtig ist, dass der Hund beim Stehenbleiben bestätigt wird.

Schritt 4:

Wenn bisher alles wunderbar klappt, führst du das verbale Stopp-Signal hinzu. Dafür sagst du dein Signal, kurz bevor deine Handgeste folgt. Denn diese ist der Handlungsauslöser für das Stehenbleiben. Diesen Schritt wiederholst du auch einige Male, bis du deine Geste ganz weglassen kannst und dein Hund nur noch auf das Hörzeichen reagiert.

Das Signal "Stopp!" festigen

Damit das Signal auch in jeder Situation verlässlich abrufbar ist, ist ein konsequentes Training notwendig. Das Signal sollte Schritt für Schritt in eine reizvollere Umgebung und mit mehr ablenkenden Reizen verlagert werden. Dabei sprechen wir vom Generalisieren. Übe mit deinem Hund zunächst fleißig in der Wohnung/im Haus und erst im nächsten Schritt im Garten oder einer anderen ruhigen Umgebung. Danach geht es erst weiter in den Wald oder auf‘s Feld.

Wichtig! Wenn du einen Jagdhund hast, ist der Wald und Feldweg für ihn natürlich reizvoller als zum Beispiel an einer ruhigen Straße entlangzulaufen. Für einen Hütehund kann die Straße mit den vorbeifahrenden Autos hingegen sehr reizvoll sein
oder ebenso der Feldweg entlang von Nutztierweiden. Passe die ablenkenden Reize an den Hund an. Er sollte nie überfordert werden und zu 95 % das Training erfolgreich umsetzen können.

Ablenkende Reize gibt es sehr viele und manche sind für die einen Hunde interessanter als für andere ihrer Art. Es ist daher wichtig, jede Übungseinheit nach und nach zu steigern, damit auch die Situationen mit Radfahrern, Artgenossen & Co. erfolgreich zu meistern sind.

Auflösen

Das Auflösen eines Signals ist sehr sinnvoll, damit dein Hund auch weiß, wann es weitergeht. Würde kein Auflösen der Situation erfolgen, kann es zwei Szenarien geben: Zum einen löst sich dein Hund einfach von selbst aus der Übung auf. Das kann gerade dann schwierig werden, wenn du ihn mit Stopp fixieren möchtest und dein Hund auf einmal aufsteht und weitergeht. Für einen vorbeifahrenden Radfahrer ist solch ein Moment genauso gefährlich wie für deinen Hund. Die zweite Möglichkeit ist, dass dein Hund so lange wartet, bis er ein Signal von dir hört. Dies setzt voraus, dass das Training vom Signal Stopp genau und konsequent durchgeführt wurde.

Im Alltag

In der Hundeerziehung haben wir bestimmte Signale, die wir unseren Hunden beibringen, um den Alltag einfacher und entspannter zu gestalten. Dazu kann das Stopp-Signal ebenso zählen.

Alle Signale müssen jedoch in kleinen Schritten aufgebaut und anschließend durch regelmäßiges Üben gefestigt werden. Denn gerade unser Alltag ist sehr turbulent, oft sehr stressig und gespickt mit unendlich vielen Reizen, die auf unseren Hund einwirken. Diese vielen Reizen erschweren es oft unserem Hund die von uns gewünschten Signale auszuführen. Mit dem Signal Stopp kannst du deinen Hund im Freilauf regelmäßig fixieren, wenn es die Situation erfordert, beispielsweise um Gefahren abzuwenden.


Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.