Havaneser im Rasseportrait

Steckbrief

Name
Steckbrief
Herkunft
Westliche Mittelmeerküste, Kuba
Lebenserwartung
13-15 Jahre
FCI-Standard
Gruppe 9: Gesellschafts- und Begleithunde
Funktion
Familienhund
Größe
Mini Hunderassen
Gewicht
3,5-6 kg
Häufige Krankheiten
Probleme mit den Kniescheiben, Augenerkrankungen
Felllänge
Deckhaar lang, wenig Unterwolle
Charakter/Wesen
Fröhlich, aufgeweckt, verspielt, kinderlieb
Fellfarbe
weiß, falb, schwarz, braun
Besonderheiten

Vorsicht vor unseriösen Anbietern

Rassenmerkmale und Erscheinungsbild

Wie sieht ein Havaneser aus?

Der Havaneser ist ein kleiner niederläufiger Hund mit eher langem, weichem, etwas gewelltem Fell. Es kann lockige Strähnen bilden. Das Deckhaar ist mit 12 bis 18 cm sehr lang. Es besitzt allerdings kaum Unterwolle. Ein Haarwechsel zwischen Winter- und Sommerfell findet nicht statt. Seine Farben sind falbfarben in verschiedenen Tönungen von hell- bis tabakbraun- und havanafarben. Das Gewicht ist recht unterschiedlich und kann von 3,5 bis zu 7 oder 8 KG reichen. Eine solch breite Streuung der Größe ist unter gesundheitlichen Aspekten durchaus wünschenswert. Die Rute wird hoch getragen und vorzugsweise über dem Rücken gerollt. Die kleinen Hunde sorgten früher auch dafür, dass Ratten, Mäuse und anderes Ungeziefer klein gehalten wurden. Diese Anlage kann hie und da zum Vorschein kommen. Darüber hinaus hatten sie als Wächter die Funktion einer heutigen Alarmanlage. Der Havaneser ist aber kein Kläffer. Der römische Historiker und Naturwissenschaftler Plinius berichtet von der heilsamen Wirkung dieser Hunde bei Magenleiden und natürlich auch allgemein als Bettwärmer und lebende Wärmeflasche. Ähnliche Funktionen der Bichons sind aus dem Mittelalter überliefert. Von manchen Hundefreunden werden Schoßhunde wie die Bichons gerne belächelt und zuweilen gar als „Fehlentwicklung“ unserer heutigen Gesellschaft gesehen. Doch weit gefehlt. Sie haben eine äußerst wichtige Funktion und einen hohen Nutzen; denn solche Hunde tun schlicht unserer Psyche gut.

Wie alt wird ein Havaneser?

Der Havaneser hat eine Lebenserwartung von 15 Jahren.

Wesenszüge und Charaktereigenschaften

Welche Eigenschaften hat ein Havaneser?

Der Havaneser ist ein gelernter Begleiter des Menschen. Anders als die kleinen Terrier, die erst in jüngerer Vergangenheit von ausgemachten Arbeitshunden zu Begleitern umgeschult wurden, kennt der Havaneser die Aufgaben als Gesellschafts- und Begleithund bereits seit tausenden Jahren. Er hat keine Ecken und Kanten, die seine Passion, seiner Familie Freude zu bereiten, einschränken. Er will für und mit seinen Menschen leben. Der putzige Hund ist ein cleveres, neugieriges und intelligentes Kerlchen, das immer wieder überrascht und uns zum Schmunzeln bringt. Auch sollte man die Geschicklichkeit dieser Hunde nicht unterschätzen. Viele Berichte besagen, dass man dem Havaneser recht leicht kleine Kunststücke beibringen kann. Trotzdem ist er nicht überaktiv oder gar nervös. Havaneser sind von einem fröhlichen Wesen und immer wieder gerne zu einem Spiel aufgelegt.

Herkunft & Geschichte

Wo kommt der Havaneser ursprünglich her?

Der Havaneser oder Bichon Havanais entstammt einer uralten Familie von Begleithunden, die unter dem Namen Bichons zusammengefasst werden. Die Wurzeln der Bichons lassen sich, wie sonst selten bei Hunderassen so deutlich, bis in die Antike nachverfolgen. In den Hafenstädten des Mittelmeers waren sie die geschätzten Begleiter der Damen aus besserem Hause. Sie galten als wertvolle Geschenke. Schon Aristoteles beschrieb vor 2.400 Jahren einen „melitäischen Hund, der von auffällig kleinem Wuchs sei“. Zahlreiche weitere Schriften, Kunstwerke wie ein Vasengemälde aus dem Jahr 100 vor unserer Zeitrechnung oder Plastiken aus Stein belegen die Existenz und hohe Wertschätzung dieser Kleinhunde seit Menschengedenken. Die Bichons sind die Kleinhunde des antiken Mittelmeerraums, der zu jener Zeit den Weltkreis der Kulturen Ägyptens, Griechenlands und Roms markierte. Parallel hierzu gab es bereits Schoßhunde in China, Japan oder bei den Inkas. Diese waren und sind aber nicht mit den Bichons näher verwandt. Die Menschen hatten offensichtlich schon sehr früh und in den verschiedensten Kulturen das Bedürfnis nach einem Hund als Begleiter, als Partner der Psyche. Der Havaneser ist eng mit dem Malteser, der ein rein weißes Fell hat, verwandt. Im Unterschied zu ihm kann das Fell des Havanesers aber alle möglichen Farben haben. Nicht selten ist er zudem etwas größer als die anderen Bichons. Als Schoßhunde der reichen Damen kamen die Bichons mit den spanischen Eroberern in die Neue Welt. Auf der Insel Kuba kamen sie zu einem gewissen Ruhm und wurden später „Havaneser“, nach Havanna, der Hauptstadt Kubas genannt. Allerdings sind diese Hunde auf Kuba schon längst wieder ausgestorben. Seit etwa 40 Jahren werden die Havaneser wieder gezielt gezüchtet.

Beliebte Mixe

Mixe mit Havaneser sind recht häufig und unproblematisch. Solche Mixe werden von professionellen Hundehändlern gerne als „einmaliges Versehen“ vermarktet.

Pflege, Gesundheit und Krankheiten

Wie viel Pflege braucht ein Havaneser?

Regelmäßiges Kämmen und Bürsten seines Fells ist nötig. Das Fell muss nicht getrimmt werden. Man kann bei Bedarf lediglich etwa die Augen störende Haare schneiden.

Gibt es beim Havaneser rassetypische Krankheiten?

Der Havaneser ist eine gesunde Hunderasse. Die Kniescheibe ist allerdings nicht selten von der Erbkrankheit Patellaluxation betroffen. Daher sollte man beim Welpenkauf darauf achten, dass beide Elternteile PL-frei sein (PL 0/0). Ferner gehört der Katarakt (Grauer Star) zu den Erkrankungen, die bei den Havanesern verbreitet sind.

Welches Futter ist für einen Havaneser am besten?

Ein Havaneser ist sehr genügsam und stellt keine besonderen Ansprüche an seine Ernährung. Aber er ist recht verfressen. Du solltest Übergewicht vermeiden. Das ist gut für die allgemeine Gesundheit und reduziert das Risiko von Gelenkproblemen. Hierzu bietet der Handel kalorienreduziertes Spezialfutter.

Aktivitäten

Ein Havaneser stellt keine besonderen Anforderungen hinsichtlich Aktivitäten. Viele Berichte besagen, dass man dem Havaneser gut kleine Kunststücke beibringen kann. Das kann Hund und Halter viel Freude bereiten.

Überlegungen vor der Anschaffung

Wo kann man einen Havaneser kaufen?

Willst Du dein Leben mit einem Havaneser teilen, solltest Du dich lange vor der Anschaffung nach einem Züchter umschauen und hier Kontakte knüpfen. Der Züchter sollte dem VDH angeschlossen sein und seine Hunde auf die besonderen Risiken hinsichtlich Erbkrankheiten getestet haben. Das ist in der seriösen Zucht selbstverständlich. Zudem sollte keine Inzucht vorliegen, was Du anhand des Stammbaums abschätzen kannst, wenn dort kein Name doppelt auftaucht. Der Züchter sollte seinen Wurf per Foto gut dokumentiert haben. Du solltest Dir den Wurf zusammen mit der Mutterhündin, nach Absprache, vor Ort anschauen können. Bei Kleinhunden wie dem Havaneser gibt es leider sehr viele zwielichtige Anbieter aus Hinterhofzuchten oder Hundefabriken im Ausland, die sich mit einem teils mafiös organisierten Welpenhandel riesige Summen ergaunern. Bitte kaufe keinen Havaneser übers Internet, da dort das Risiko sehr groß ist, dass der Welpe von einem – in aller Regel gut getarntem – Hundehändler oder Vermehrer kommt. Es ist eine Frage des Tierschutzes. Und letztendlich zahlst du später doppelt und dreifach mit Tierarztkosten obendrauf.

Erziehung und Haltung

Passt ein Havaneser zu mir?

Der Havaneser kann sehr gut in der Stadt und in einer Wohnung, auch selbst in einer kleinen Etagenwohnung im höheren Stockwerk, gehalten werden. Natürlich braucht er tägliche Runden in der Natur, um sich wohlzufühlen und sein ausgeglichenes, freundliches Wesen voll entfalten zu können. Ansonsten ist er sehr anspruchslos, wenn er seine Bezugspersonen hat und ein wenig abwechslungsreiche Beschäftigung. Lediglich sein Fell bedarf regelmäßiger Pflege, damit es nicht verfilzt. Man braucht ihn nur zu kämmen. Der Havaneser muss nicht getrimmt werden. Die Fellpflege kann man gut nutzen, um die Bindung zwischen ihm und Herrchen oder Frauchen zu festigen. Er sollte schon als Welpe an die regelmäßige Fellpflege gewöhnt werden. Der kleine Hund lässt sich sehr gut erziehen. Aber auch er muss erzogen werden. Sein putziges, drolliges, freundliches Wesen lässt allzu schnell übersehen, dass er eine konsequente Führung und Erziehung braucht. Und er nimmt diese Verantwortung durch Herrchen und Frauchen gerne an. Seine hervorragende Eignung als Familien- und Großstadthund sollte eben nicht leichtfertig damit verwechselt werden, dass der kleine Vierbeiner weniger Erziehung bräuchte. Ganz im Gegenteil, seine hohe Intelligenz und Gelehrigkeit fordern geradezu die konsequente Führung durch seine Menschen, die – wie bei anderen Hunden auch – schon als Welpe beginnen sollte. Das fällt uns bei ihm zuweilen schwer, aber nicht, weil er nicht lernen könnte oder wollte. Vielmehr lassen wir Menschen uns gerne von diesem kleinen Gesellen als „putziges Wollknäuel“ verzaubern und verhätscheln ihn dann. Der Havaneser ist ein idealer Familienhund, der sehr gut in einer Etagenwohnung gehalten werden kann. Er verträgt sich bestens mit Kindern. Der Havaneser ist ein guter Spielpartner, was aber wie immer voraussetzt, dass die Kinder ihn als Partner und nicht als Spielzeug behandeln und zum Beispiel die Rückzugssignale dieses kleinen Hundes respektieren. Der Havaneser ist ein hervorragender Begleiter, der auch mit dem teils hektischen Großstadtleben zurechtkommt.

Interessantes, Wissenswertes & Extras

Der Havaneser ist ein idealer Begleiter für das Zusammenleben in einer Stadtwohnung – und überall dort wo sich auch Menschen wohl fühlen. Seine Intelligenz und Fröhlichkeit strahlen aus. Bitte nur vor Ort bei einem seriösen Züchter kaufen.


Christoph Jung Seit seiner Kindheit gehören Hunde zu den besten Freunden des Hundeforschers. Die Beziehung Mensch – Hund ist für ihn ein faszinierendes Thema, das ihn täglich beschäftigt und für das er sich auch öffentlich engagiert. Aus seiner täglichen Forschung entstand das Buch „Tierisch beste Freunde“. Jung lebt mit seiner Familie und seinen Hunden in der Nähe von Halle.