Treibhunde – Spezialisten an der Herde

Wendig und zielgerichtet treibt der Australian Cattle Dog die Rinder von der Weide. Wollen die Großtiere nicht so wie der Cattle Dog, genügt oft ein Packen in die Fesseln. Dies erhöht den Druck und die Tiere laufen weiter. So oder so ähnlich sieht die Arbeit der Treibhunde aus. Dies hängt natürlich von der Rasse und dem Einsatzort ab. Ein Australian Cattle Dog arbeitet in Australien unter anderen Bedingungen als ein Appenzeller Sennenhund in der Schweiz. Die Anforderungen an den jeweiligen Vierbeiner können also bei jedem Treibhund unterschiedlich ausfallen.

Treibhunde – Spezialisten an der Herde

Treibhunde zählen zu den Gebrauchshunden. Sie werden zusammen mit den Hütehunden bei der FCI, Fédération Cynologique Internationale, in der Gruppe1, Sektion 2, aufgeführt. Sennenhunde gelten ebenso als Treibhunde. Sie werden jedoch in einer anderen Gruppe und Sektion gelistet.
Gehen wir in der Geschichte zurück, stellen wir fest, dass Hirten damals nur einen Hund für mehrere Aufgabenbereiche nutzten. Diese Hunde mussten die Nutztiere nicht nur hüten und treiben. Auch das Bewachen und Schützen der Herde gehörte dazu. Erst im Laufe der Zeit wurden Hunde für die unterschiedlichen Bereiche gezüchtet und Spezialisten entstanden.

Treibhunde sind allesamt kleinere bis mittelgroße Rassen, die schnell und wendig an der Herde arbeiten können. Ihr Aufgabenbereich liegt im sprichwörtlichen „treiben“ und auch schützen der Nutztiere. Meist handelt es sich um Rinder oder Kühe. Dabei bewegen sich die Fellnasen hinter oder an den Seiten der Herde. Oft gehen sie auch in die Herde, wenn es nötig ist.
Betrachtet man die Anfänge der Treibhunde, ist festzustellen, dass früher eher große Hunde genutzt wurden. Diese sollten neben dem Treiben der Nutztiere auch die Herde vor tierischen und menschlichen Räubern beschützen. Zu diesen Hunden zählten beispielsweise Rottweiler oder auch der Riesenschnauzer. Doch diese sind in heutiger Zeit nicht mehr als solche Allrounder im Einsatz. Vielmehr werden sie zu Begleit- oder Schutzhunden ausgebildet.

Der Alltag mit einem Treibhund

Hast du bereits einen Treibhund oder dich für einen solchen entschieden, ist ein genauer Fahrplan für den Alltag sehr hilfreich. Denn Treibhunde sind spezialisiert darauf sehr ausdauernd an der Herde zu arbeiten und somit richtige Workaholics. Eine gesunde Mischung aus körperlicher und kognitiver Arbeit sowie bewusste Ruhephasen sind für einen ausgeglichenen Treibhund wichtig. So kann ein richtiger Arbeiter auch zur Ruhe kommen und in das Familienleben integriert werden. Keine Sorge, du musst jetzt nicht extra Schafe, Ziegen oder Rinder halten. Es gibt mittlerweile viele Sportarten, die für Hüte- und Treibhunde geeignet sind. Dazu zählen beispielsweise Treibball oder auch Agility. Du kannst auch über Nasenarbeit oder Tricktraining für geistige Beschäftigung sorgen. Wichtig ist, dass es euch beiden Spaß bereitet und ihr es regelmäßig gemeinsam ausübt.

Treibhunde haben die Veranlagung zum Hetzen und Packen und sind nicht selten auch sehr territorial. Dessen solltest du dir bewusst sein. Wohnst du in einer kleinen Stadtwohnung und hast nur wenig Zeit, mit solch einem Hund zu arbeiten, ist dieser nicht unbedingt die richtige Wahl. Auch kann die Aktivität eines solchen Hundes sehr variieren. Von wenig ausgeprägt bis sehr stark kann jeder Hund verschieden sein. Ein oder zwei kleine Spaziergänge am Tag genügen diesen Hunden einfach nicht. Es sind nach wie vor reine Arbeitstiere, die eine artgerechte Beschäftigung benötigen.

Ebenso können die Bellfreudigkeit und Selbstständigkeit von Individuum zu Individuum unterschiedlich sein. Beispielsweise sind die Appenzeller besonders bellfreudig. Dies kann unter Umständen und je nach Wohnlage für Unstimmigkeiten in der Nachbarschaft führen.

Hast du dich trotz alledem für eine Treibhunderasse entschieden, wirst du mit ihr sehr viel Freude haben. Denn Treibhunde sind aktive und arbeitsfreudige Fellnasen. Sie sind sehr gelehrig und können mit dem Menschen gut zusammenarbeiten. Allerdings agieren manche Treibhunderassen auch selbstständig und treffen eigene Entscheidungen.

Hilfreiche Trainingsinhalte für einen Treibhund?

Arbeitsintensive Hunderassen sollten bereits von klein auf einige wichtige Dinge erlernen und mit auf den Weg bekommen. So bieten Strukturen und Regeln deinem Hund Orientierung und Sicherheit. Beginne ruhig schon im Welpenalter, deinen Hund an bewegliche Reize aller Art zu gewöhnen. Das Warten und Aushalten bei sich bewegenden Tieren oder geworfenen Gegenständen sollte ein fester Bestandteil der Trainingseinheiten sein. Statt also einem bewegenden Reiz nachjagen zu wollen, kannst du deinem Hund alternative Verhaltensweisen beibringen. „Früh übt sich“ – lautet die Devise. So seid ihr später gut gewappnet für Auto, Jogger, Katze & Co. Die Arbeit mit einem Clicker oder Markerwort kann für dich und deinen schnellen Hund ebenfalls sehr nützlich sein, um ihn punktgenau bestätigen zu können.
Des Weiteren ist „Ruhe erlernen“ ein zentraler Punkt auf eurer To-Do-Liste. Schließlich willst du deinen Hund nicht unnötig pushen. Er soll sich ja auch entspannen können. Hilfreich kann dafür beispielsweise eine Kennel Box sein. Diese könnte als Rückzugsort dienen und auch unterwegs als solche genutzt werden.

Neben den Basics wie Sitz, Platz, dem Rückruf oder der Leinenführigkeit, kannst du deinem Hund noch jede Menge mehr beibringen. Treibhunde sind sehr lernwillig und haben eine schnelle Auffassungsgabe.


Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.