Futterneid beim Hund

Allgemeines zum Verhalten

Nahrung ist für den Hund eine physiologische Notwendigkeit und stellt ein Grundbedürfnis dar. Ein Hund hat dementsprechend eine sehr hohe Motivation, Futter zu bekommen und auch zu behalten. Dabei haben unsere lieben Vierbeiner natürlich auch ihre persönlichen Vorlieben. Hinzu kommt also der Faktor der Attraktivität: Je attraktiver ein Futter für den Hund ist, umso höher seine Motivation, es zu verteidigen. Diese Verteidigung nennt man allgemein Futterneid.

Was bedeutet Futterneid?

Genau genommen geht es hierbei um eine Verteidigung der Ressource Futter: Der Hund beansprucht sein Futter und verteidigt es gegenüber Artgenossen und/oder Menschen. Der Grund für die Verteidigung ist dabei seine Sorge, diese für ihn so wichtige Ressource zu verlieren. Es geht ihm also nicht darum, zu zeigen, wie stark er ist. Seine Sorge gilt einzig und allein dem Verlust seines Futters.

Welche Ursachen hat Futterneid?

Die Ursachen für die Ressourcenverteidigung können sehr vielfältig sein. Wie stark dieses Verhalten ausgeprägt ist und gezeigt wird, hängt vom jeweiligen Hund und seinen gemachten Erfahrungen ab. Haben Hunde beispielsweise unter Futtermangel gelitten oder mussten dafür kämpfen, zeigen diese meist stärkere Tendenzen, ihr Futter zu verteidigen und Futterneid zu entwickeln. Ebenso kann das Verhalten bei Hunden auftreten, deren Futter häufig weggenommen wurde, insbesondere wenn sie nicht gelernt haben, dass die Wegnahme kein Grund zur Sorge ist, weil sie es schließlich wiederbekommen. Doch nicht nur die Wegnahme kann Hunde dazu veranlassen, ihr Futter vehement verteidigen zu wollen. Auch vermehrtes Stören beim Fressen kann ursächlich sein.

Was tun gegen Futterneid?

Ein vernünftiger Umgang in Bezug auf den Ablauf der Fütterung des Hundes ist wichtig, um Unstimmigkeiten zu vermeiden oder zu mindern. Gerade wenn mehrere Hunde in einem Haushalt leben, ist das Management sehr entscheidend. Es ist wichtig, genau herauszufinden, was zum jeweiligen Alltagsrhythmus passt und umsetzbar ist. Hunde mit ausreichendem Abstand oder in verschiedenen Räumen getrennt voneinander zu füttern, kann die Situation entschärfen.
Leben Kinder mit im Haushalt, sollte ihnen von vornherein erklärt werden, dass es wichtig ist, den Hund in Ruhe fressen zu lassen. So gerät der Hund nicht in Stress durch die Sorge, eventuell sein Futter gegenüber den Kindern verteidigen zu müssen.

Training gegen Futterneid

Es ist sehr wichtig, das Verhalten des Hundes ernst zu nehmen. Aus seiner Sicht ist die Sorge berechtigt und der Stressfaktor entsprechend hoch. Ihn für sein Verhalten in diesem Moment zu strafen, würde ihm diese Sorge nicht nehmen. Sie würde stattdessen weiterhin bestehen und potenziert werden durch die Angst vor einer Strafe. Der Stress würde also steigen. Es ist ratsam, unbedingt ein gezieltes Training aufzubauen. Dieses sollte vor allen Dingen kleinschrittig und stressfrei vonstatten gehen. Ziel dieses Trainings ist es, dass der Hund lernt, dass es für ihn nichts Schlimmes bedeutet, wenn man sich ihm nähert, während er frisst. Im Gegenteil! Es soll sogar etwas Gutes für ihn bedeuten – ohne Angst und Sorge. Im Idealfall findet schon im Welpenalter ein solches Training statt.

Weitere Tipps bei Futterneid

Eine ruhige Atmosphäre während des Fressens ist ebenfalls hilfreich für den Hund. Der Napf sollte so platziert sein, dass er stressfrei futtern kann, ohne dass ständig jemand hin- und her- oder an ihm vorbeiläuft.

Je nach Mensch-Hund-Team kann dem Hund auch mittels einer teilweisen Handfütterung ein angenehmeres Gefühl vermittelt werden. So lernt er, dass die Hand ihm kein Futter entzieht, sondern ihm welches bietet.

Auf euren gemeinsamen Spaziergängen kannst du auch mit dem Futterdummy arbeiten. Dies fördert nicht nur euer Vertrauen zueinander und eure Bindung. Beim Futterdummy dreht sich alles um das Thema Futter und darum, wie dein Hund es erhält. Er bringt dir den Futterdummy und wird anschließend dafür mit einem Leckerchen aus dem Dummy belohnt.

Die Körpersprache des Hundes zu lesen und zu verstehen sowie Stressanzeichen frühzeitig zu erkennen, sind ebenso wichtige Faktoren, um Probleme mit dem Futterneid erfolgreich anzugehen.


Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften. Als Dozentin ist Kristina Ziemer-Falke sehr gefragt und deutschlandweit auf Seminaren und Vorträgen zu Themen rund um den Hund anzutreffen.