Wasserwerte: Tipps zur Wasserpflege

In der Aquaristik steht und fällt alles mit den im Becken herrschenden Wasserwerten. Passen sie zu den Beckenbewohnern, gedeiht alles, doch gerät ein Wert aus dem Gleichgewicht, droht das ganze System zu kippen. Welche Werte es zu unterscheiden gilt und wie du sie im Griff hältst, erfährst du hier.

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Wasser ist nicht immer gleich Wasser

In der Natur gibt es eine Vielzahl von Lebensräumen, in denen sich Unterwasserlebewesen tummeln. Von groben Unterscheidungen wie Meerwasser beziehungsweise Süßwasser kann man kleinschrittiger werden wie beispielsweise bei der Aufteilung in „Riff“, „Open Water“ und „Brackwasser“; beim Süßwasser stößt man auf Kategorien wie „stehendes Gewässer“ oder „Fließgewässer mit starker Strömung“. In all diesen Lebensräumen hat das Wasser ganz bestimmte Werte, die dabei von Faktoren wie zum Beispiel Klimaeinflüssen, Inhaltsstoffen und organischen sowie anorganischen Belastungen abhängen.

Sonderfall: Die Wasserwerte im Aquarium

Schauen wir uns die Welt im Aquarium an, wird das Ganze noch spezieller. Das Becken ist – anders als in der Natur – ein abgeschlossenes System, was weniger von Umwelt- und Klimafaktoren beeinflusst wird; immerhin befindet sich das Becken im Haus, ist nicht Wind und Wetter ausgesetzt. Ein weiterer Punkt ist auch die kleinere Wassermenge: Durch das geringere Wasservolumen beeinflussen kleine Fehler, Einflüsse oder Änderungen die Wasserwerte viel stärker als es beispielsweise in einem 300m² großen See der Fall wäre – geschweige denn im offenen Meer.

Von Anfang an entscheidend ist, dass du den Besatz deines Aquariums so wählst, dass Fische und Pflanzen dieselben Ansprüche an ihre Umgebung haben. Zu stark unterschiedliche Bedürfnisse abzudecken funktioniert nicht. Hat man eine Auswahl an Beckenbewohnern zusammen, die dieselbe natürliche Umgebung haben, geht es daran, vor dem Einsetzen die richtigen Wasserwerte herzustellen. Dabei ist nicht entscheidend, den Vorbild-Gewässertyp zu 100 % zu kopieren. Das ist in einem normalen Aquarium gar nicht möglich, außerdem werden die meisten Bewohner vermutlich Nachzuchten sein, die gar nicht im natürlichen Lebensraum aufgewachsen sind. Das erklärte Ziel ist es viel mehr, stabile Wasserwerte zu haben, die zu den Bedürfnissen der Fische und Pflanzen passen, so dass sich langfristig ein gesundes biologisches Gleichgewicht im Becken einstellt.

Die Top 7 der wichtigsten Wasserwerte

Nitrat (NO3)

Bei Abbauprozessen von zum Beispiel abgestorbenen Pflanzenblättern oder Fischkot fällt im Aquarium Ammonium (NH4) und Ammoniak (NH3) an. Ammoniak ist sehr giftig. Zum Glück gibt es 2 Gruppen von Bakterien, die diese Stoffe schrittweise verstoffwechseln. Die erste Gruppe baut sie um zu giftigem Nitrit (NO2). Die zweite Gruppe wiederum bedient sich des Nitrits und macht daraus ungefährliches Nitrat (NO3). Nitrat in Konzentrationen bis 35 mg/l ist in einem stabilen Aquarium üblich und schadet deinen Fischen nicht. Und für den Wuchs deiner Pflanzen ist es förderlich: Es liefert ihnen viel Stickstoff, den sie zwingend brauchen. Aber Achtung: Zu hohe Konzentrationen können negative Wirkungen haben. Das kommt eher selten vor, dennoch solltest du diesen Wert sicherheitshalber im Blick behalten.

Nitrit (NO2)

Nitrit (NO2) kann für deine Fische und andere Aquarienbewohner schnell lebensbedrohlich werden. Es sollte deshalb im Aquarium mit handelsüblichen Wassertests nicht nachweisbar sein. Falls es doch dazu kommen sollte, musst du dein Aquarium dringend nach Faulstellen durchsuchen. Absterbende Pflanzen und tote Fische im Becken beeinflussen die Wasserqualität stark negativ. Entferne sie und führe einen großen Teilwasserwechsel (ca. 80%) durch. Die nächsten 3 Tage solltest du nicht füttern und täglich 10%ige Teilwasserwechsel durchführen. Kontrolliere im Anschluss an das Malheur mindestens über 7 Tage wenigstens 1 mal täglich die Wasserwerte. Zu hohe Besatzdichten stellen einen Risikofaktor für Nitritanstiege dar.

Es gibt nur eine Zeit, in der eine Erhöhung der Nitritkonzentration im Wasser erlaubt und erwünscht ist: Die Einfahrphase. Der Wert steigt dann innerhalb weniger Tage rasant an und fällt wieder ab. Hier spricht man vom „Nitritpeak“. Wenn Nitrit danach dann nicht mehr nachweisbar ist, können Fische das Becken beziehen.

pH-Wert

Einer der Werte, die man auch außerhalb der Aquaristik am häufigsten antrifft, ist der pH-Wert. Dieser beschreibt den Säuregrad, der in einem jeden Gewässer herrscht. Er wird auf einer Skala angegeben, die sich von sauer (pH 0–<7) bis basisch (pH >7–14) erstreckt. Der Neutralwert liegt bei einem pH-Wert von 7. Im Aquarium sind (je nach Besatz von Fischen und Pflanzen) meistens Werte um diesen Punkt herum zwischen 6 und 8 ideal. Wichtig ist vor allem, dass der pH-Wert konstant auf einem Level bleibt. Schwankt er, reagieren die Beckenbewohner sehr empfindlich und geraten unter Stress. Um das zu verhindern, sollte man 1x pro Woche diesen Wert kontrollieren. Helfen kann hier übrigens die passende Karbonathärte.

Gesamthärte (GH)

Die Gesamthärte (GH) gibt den Gehalt an gelösten Salzen im Wasser an – vor allem Kalzium und Magnesium. Ist dieser Gehalt hoch, bezeichnet man das Wasser als hart, bei niedrigeren Werten ist das Wasser weich. Angegeben wird die Gesamthärte meistens in °dH (= Grad Deutscher Härte). Sie ist entscheidend für alle organischen Vorgänge im Aquarium und sollte verstärkt kontrolliert werden, wenn man züchten möchte. Hier ist ähnlich wie beim pH-Wert wichtig, dass man die GH nach den Fischen richtet.

Karbonathärte (KH)

Es gibt auch noch einen weiteren „Härte-Wert“ im Aquarium: Die Karbonathärte (KH) gibt den Gehalt an im Wasser gelösten Hydrogenkarbonat an. Dieser Wert wurde bereits beim pH-Wert genannt, denn die KH dient diesem als Puffer. Das bedeutet, dass sie den pH-Wert stabilisiert und verhindert, dass sich zu schnelle Veränderungen ergeben. Wichtig zu wissen ist, dass die Karbonathärte kein statischer Wert ist. Sie wird von den im Aquarium stattfindenden biologischen Vorgängen beeinflusst.

Kohlenstoffdioxid (CO2)

Als nächstes kommen wir zum Kohlendioxid (CO2)Wie auch wir Menschen verbrauchen Fische bei der Atmung Sauerstoff und geben als Stoffwechselprodukt Kohlendioxid ab – im Aquarium geht dieses direkt ins Wasser. Ähnlich ist es übrigens bei den Pflanzen: Sie verbrauchen zwar tagsüber CO2 und produzieren daraus nützlichen Sauerstoff, nachts jedoch kehrt sich dieser Vorgang um und auch sie werden zum Kohlendioxid-Produzenten. Der CO2-Wert muss – ebenso wie der pH-Wert – ständig im Auge behalten werden, denn er kann für die Fische zur echten Gefahr werden, andererseits ist er lebensnotwendig für die Pflanzen. Man muss deshalb das gesamte Zusammenspiel von CO2, KH und pH-Wert regelmäßig kontrollieren, denn sie beeinflussen sich gegenseitig: Beispielsweise führen kleine CO2-Schwankungen zu deutlich gravierenderen pH-Schwankungen, vor allem, wenn die KH niedrig ist.

Sauerstoff (O2)

Sauerstoff (O2) ist der wohl (lebens-) wichtigste Wert im Aquarium, denn ohne ihn überleben weder Fische, noch Pflanzen oder nützliche Bakterien, die das Wasser von Schadstoffen befreien. Vor allem über Pflanzen (tagsüber), die Wasseroberfläche und zusätzliche Technik wie Belüfter und Sprudelsteine gelangt Sauerstoff ins Beckenwasser.

Einsatz von Wasserpflegemittel

Nachdem wir uns nun in aller Kürze die wichtigsten Wasserwerte angeguckt haben, wollen wir kurz erklären, wie man diese Werte auf praktische Weise stabilisieren und korrigieren kann: Nämlich mit Korrekturmitteln und Wasseraufbereitern. Schaut man sich beispielsweise im Zoofachhandel das Wasserpflege-Sortiment an, gibt es für jeden Wasserwert bestimmte Mittelchen, die ihn wieder zum Idealwert bewegen sollen. Wichtig ist zu betonen, dass sie nur zu einem bestimmten Maße helfen können: Wenn beispielsweise das Verhältnis von Beckenvolumen und Fischbesatz nicht stimmt, können auch die besten Wasseraufbereiter langfristig nicht zum biologischen Gleichgewicht beitragen.

Das soll nicht heißen, dass Korrekturmittel und Wasseraufbereiter nicht sinnvolle Hilfsmittel sind: Sie müssen lediglich mit Bedacht eingesetzt werden. Deshalb sollte man sich als Aquaristikanfänger erst in Ruhe mit der Wasserwert-Thematik auseinandersetzen, bevor man nachher permanent mit diversen Wasseraufbereitern jongliert, um ideale Wasserwerte zu bekommen.