Katzenlaufräder: Unfug oder sinnvoll?

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Katzenlaufräder

Zugegeben, nicht alles, was für Katzen neu auf den Markt kommt, ist auch wirklich sinnvoll oder notwendig und bei manchem Artikel muss man sogar dessen Unbedenklichkeit für die Tiere in Frage stellen. Andererseits leben immer mehr Katzen in reiner Wohnungshaltung und sind auf unseren Einfallsreichtum bei der Beschäftigung und Gestaltung ihres Lebensraums angewiesen, um ein artgerechtes, zufriedenes Katzenleben führen zu können. Für mehr Bewegung stellen wir dir heute Katzenlaufräder vor. Sind sie Unfug oder sinnvoll und worauf sollte man bei der Verwendung achten?

Was sind Katzenlaufräder?

Katzenlaufräder sind noch relativ unbekannt, erfreuen sich aber steigender Beliebtheit. Was zunächst wie ein übergroßes Hamsterrad für gelangweilte Designerkatzen anmutet, ist – gut überlegt ausgewählt und konfiguriert – eine durchaus wertvolle Bereicherung für Wohnungskatzen, aber auch Freigänger, die ihre Pfötchen bei ausschließlich gutem Wetter vor die Haustüre setzen oder nur noch eingeschränkt das sichere Heim verlassen, da ihnen draußen ein dominanter Artgenosse das Leben schwer macht. Kurz: wo auch immer die Bewegungsfreiheit der Minitiger eingeschränkt ist, solltest du als Halter über die Anschaffung eines Katzenlaufrads nachdenken.

Mittlerweile gibt es verschiedene Modelle aus Holz oder Plastik auf dem Markt, die manchmal zum Beispiel in Farbe oder auch Innenlauffläche individuell angepasst werden können. Der Aufbau ist bei allen Rädern nahezu gleich. Ein Sockel oder Rahmen bietet einen festen Stand für das eigentliche Laufrad, welches mit einem Durchmesser von etwa 1,25 m bis 1,50 m genügend Platz für die jeweilige Größe des sportelnden Minitigers bieten muss. Die Lauffläche ist meist mit Teppich oder strapazierfähigem Schaumstoff bezogen und gibt den sprintenden Katzen guten Halt beim Rennen. Steigt die Katze in das Rad ein, setzt sie das Rad durch langsames Gehen oder schnelles Sprinten in Gang und kann sich dabei körperlich auspowern.

Kraftvolle Sprinter mit wenig Ausdauer

Katzen sind Snack-Jäger und -Fresser, jagen mehrfach täglich kleine Beutetiere, denen sie zunächst auflauern, um in einem günstigen Moment los zu sprinten und sie auf kurzer Strecke mit maximaler Energie zu erbeuten. Ist der unmittelbare Jagdversuch nicht erfolgreich, wird die Beute zunächst wieder belauert und ein neuer Moment abgewartet. Katzen sind – anders als beispielsweise Hunde – keine ausdauernden Hetzjäger, die ihre Beute im Rudel einkreisen und durch eine auszehrende Jagd ermüden, sondern explodieren in einem kurzen Moment der Energie, um eine greifbare Beute zur Strecke zu bringen. Haben sie in unserem Haushalt ihre „wilden fünf Minuten“ können wir erahnen, wieviel davon in dem kleinen Körper angestaut sein muss und nun unbedingt ausgelebt werden muss. Die Bewegungsfreude unserer Katzen wird leider noch vielfach unterschätzt. Die Jäger geben sich scheinbar mit wenig Laufmöglichkeiten zufrieden und verbringen ohnehin einen Großteil des Tages im dösenden Halbschlaf, um ihre Akkus aufzuladen. Doch, wer einen einst müden Sofatiger seine Runden in einem Laufrad drehen sieht oder erstaunt beobachten kann, wie eine sonst oft frustrierte, maunzende Wohnungskatze ihre schlechte Laune im Rad förmlich abläuft, dem wird bewusst, wie unzureichend unsere Möglichkeiten selbst in großzügig geschnittenen Wohnungen sind, dass die Tiere ihren Bewegungsdrang adäquat ausleben können.

Worauf solltest du achten?

Damit deine Katze die zugegeben nicht gerade günstige Anschaffung zu nutzen weiß, solltest du bei der Auswahl auf eine solide Bauweise und entsprechend gute Qualität achten. Informiere dich über die unterschiedlichen Modelle und hinterfrage deren Nachhaltigkeit. Es gibt Laufräder aus Kunststoff oder Holz, Bausätze und „Fertigräder“, die in einem bzw. zwei Teilen geliefert werden. Manche Modelle sind mit hochwertigen Kugellager-Rollen verbaut, die aus dem Rollerskate-Bereich kommen und verschiedenen Ansprüchen gerecht werden. Achte beim Kauf auf eine gute Standfestigkeit und leichte Laufweise des Rads, damit deine Katze auch Spaß bei der – sicheren und leichtgängigen – Bewegung hat. Außerdem sollte der Durchmesser des Laufrads so groß sein, dass die Wirbelsäule der größten Katze in deinem Haushalt nicht durchgebogen wird. Für die meisten sind 1,35m ein guter Maßstab, bei größeren Tieren wie Norwegischen Waldkatzen oder Maine Coon solltest du großzügiger bei der Wahl des Durchmessers sein. Beratschlage im Zweifel mit dem Hersteller, welche Größe für deine Katzen die richtige ist. Die Innenlaufflächen sollten den Tieren guten Halt bieten, leicht zu reinigen sein und dabei nicht stark riechen. Manche Gummieinlagen dünsten lange aus, ebenso wie individuelle Farblackierungen vor allem bei Holzrädern.

Katzenlaufräder für Wohnungskatzen

Beim Kauf des geeigneten Laufrads solltest du nicht am falschen Ende sparen. Ist es zu klein, wackelt oder riecht es chemisch, wird es von deiner Katze voraussichtlich aufgrund dessen unangenehmen Eigenschaften nicht genutzt und du hast unnötig investiert. Stabile Laufräder sind ab etwa 300 € neu verfügbar. Mit etwas Glück findest du vereinzelte gebrauchte Laufräder als Schnäppchen.

Sicherlich ist nicht jedes Laufrad ein positiver Hingucker. Andererseits gibt es Hersteller, die je nach persönlichem Geschmack individuelle Modelle anbieten. Unabhängig jedoch davon, wie gut das Laufrad in deinen Wohnstil passt, sollte es auf jeden Fall möglichst zentral stehen an einem Ort, wo du dich häufig mit den Katzen aufhältst. Es ist ähnlich wie bei uns Menschen: steht der Hometrainer im Keller, wird er meist seltener bis gar nicht genutzt. Ist er jedoch stets sichtbar im Wohnzimmer und kann während deiner Lieblingssoap benutzt werden, steigst du deutlich häufiger drauf. Dein Schlafzimmer wiederum ist in der Regel kein geeigneter Standort, da die dämmerungsaktiven Tiere sonst wahrscheinlich deinen Schlaf rauben – selbst bei geräuscharmen Modellen.

Die ersten Schritte im neuen Laufrad

Hast du einen wagemutigen Entdecker auf vier Pfoten, platzierst du das Laufrad und zeigst der Katze mit ein paar Leckerchen oder einer Spielangel, wie toll man sich in dem neuen Fitnessgerät bewegen kann. Ein paar Wiederholungen werden voraussichtlich genügen, um ihr Interesse nachhaltig zu wecken. Ganz besonders neugierige Jäger springen sogar völlig eigenständig in das Laufrad und drehen fortan ihre Runden. Hast du eine vorsichtige oder schreckhafte Samtpfote, empfiehlt es sich, die neue Bewegungsmöglichkeit langsam bekanntzumachen. Fixiere das Rad außerhalb eurer gemeinsamen Übungen zum Beispiel mit einem Stück Pappe, das du zwischen Rad und Korpus klemmst, sodass sich das Rad beim Einsteigen auch in deiner Abwesenheit nicht bewegt und damit deinen Hasenfuß erschrecken könnte. Möchtest du mit der Katze gemeinsam üben, halte das Rad zunächst mit einer Hand fest und motiviere deine Katze mit einem Leckerchen in der anderen Hand, vorsichtig in das Rad einzusteigen. Clickerst du mit ihr, kannst du ein Target-Training absolvieren oder sie für ein oder zwei Pfoten im Rad mit einem Click und Belohnung positiv konditionieren. Hat sich die Katze an das Einsteigen gewöhnt, lässt du sie wenige Schritte im Rad laufen und bremst es etwas mit der anderen Hand, um unkontrolliertes Schwanken zu verhindern. Nach und nach übst du so mit ihr die Bewegung sowie das Ein- und Aussteigen.

Katzenlaufräder sind nichts für jede Katze

Wie auch bei uns Menschen ist nicht jede Katze zur Sportskanone geboren. Manche sprinten mehrmals am Tag in schnellem Lauf durch das Rad, um ihren Frust abzulaufen oder aus purer Bewegungsfreude. Selbst sonst gemütlichere Katzen entwickeln sich zu wahren Laufrad-Sprintern. Andere wiederum marschieren sehr gemütlich oder nur gelegentlich im Rad. Gelegentlich habe ich vor allem Katzensenioren dabei beobachtet wie sie an eher durchwachsenen Tagen, wenn die alten Knochen offenbar etwas mehr zwickten als sonst, ihre Runden drehten. Die gleichmäßige Bewegung scheint den müden Knochen besonders gut zu tun.

Zu welchem Bewegungstyp sich deine Katze auch immer entwickeln mag: so lange sie freiwillig und auf ihre Art das Rad benutzt, ist es eine tolle Bereicherung in ihrem Alltag und allemal deine Investition wert.


Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.


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